Ipf- und Jagst-Zeitung

„Für eine Fahrt ans Mittelmeer...“

Götz Alsmann stellt in der Stadthalle sein neues Album „In Rom“vor

- Von Ansgar König

- Das Publikum in der nahezu ausverkauf­ten Aalener Stadthalle hat die Götz Alsmann Band am Freitagabe­nd im Rahmen des Aalener Kleinkunst­treffs in den Süden entführt. Im Gepäck hatte der Mann mit der Tolle sein jüngstes Album „In Rom“.

Seit es die WDR-Sendung „Zimmer frei“nicht mehr gibt, scheint im Hause Alsmann das Reisefiebe­r ausgebroch­en. Nach „In Paris“(2011) und „Am Broadway“(2014) nun also der Abschluss der Trilogie „In Rom“. Nebenbei sei eine kleine Hommage an das legendäre Zimmer-frei-Bilderräts­el erlaubt: Was machen fünf gestandene Männer in breit gestreifte­n Sakkos, die jeder Eisdiele zur Ehre gereichen, auf der Aalener Stadthalle­nbühne? Musik. Aus Italien. Denn, so erklärt der mittlerwei­le 60jährige Pianist und Sänger dem Aalener Publikum, „Musik ist Italien, Italien ist Musik.“

Paolo Conte also, Adriano Celentano natürlich, aber auch Fred Buscaglion­e, Marino Marini, Rocco Granata oder Domenico Modugno, das gesamte Schlagerfe­stival von San Remo. „Volare“, „Sag mir quando“, „O sole mio“, „Marina, Marina, Marina“. Alsmann hat sie alle drauf. Der promoviert­e Musikwisse­nschaftler spielt mit den Klischees – von Gelati, Amore, gehaltvoll­em Rotwein und Mandolinen, Napoli und Portofino, hingetupft­en Sommernäch­ten, singenden Fischern, „bella biondas“.

Um kein Missverstä­ndnis aufkommen zu lassen: Die Platte, die die Band im Frühjahr im Studio von Ennio Morricone (Alsmann: „Der hat in den 70ern sämtliche Spaghetti-Western in Grund und Boden komponiert.“) aufgenomme­n hat, ist keine Schlagerpl­atte. Götz Alsmann schließt eine Lücke, von der niemand wusste, dass es sie überhaupt gibt. Er ist das Missing Link zwischen Schlager und Jazz, zwischen U- und E-Musik. Ja, er bewegt sich an der Grenze zum Kitsch und überschrei­tet sie manchmal auch, aber das Swingende des Jazz, der Spaß am Spiel mit den Harmonien am Improvisie­ren, der schlägt stets durch. Fast hört man die Caprifisch­er nicht singen, sondern swingen.

Ein Meistersch­üler der italienisc­hen Lebensart

Da hilft es, dass eine fantastisc­he Band den Hintergrun­d liefert. Rudi Marhold am Schlagzeug, Ingo Senst am Kontrabass, Percussion­ist Markus Paßlick und vor allem Vibraphoni­st und Multiinstr­umentalist Altfrid Maria Sicking begleiten das Aalener Publikum gekonnt und fachkundig ins Land, wo die Zitronen blühen.

Und natürlich Alsmanns Conférence­n. Er outet sich als „Meistersch­üler der italienisc­hen Lebensart“, die Kompliment­e in der DNS, „Mille grazie, amici“. Selten ist ein Publikum so charmant aufgeforde­rt worden, doch kräftig am „Devotional­ienstand im Vestibül“zuzugreife­n. Von „Sag mir quando“zu Beginn schließt sich der Kreis mit „Arrivederc­i Roma“. Und mit dem 1953 erschienen „Ja, für eine Fahrt ans Mittelmeer, da geb ich meine letzten Mittel her“von Friedel Hensch & Die Cyprys entlässt Alsmann sein Publikum in die nasskalte Nacht. Okay, überredet, wir buchen gleich morgen.

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FOTO: „In Rom“heißt das neue Album von Götz Alsmann, das er in der Aalener Stadthalle vorgestell­t hat.

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