Viel Nebel um ziemlich wenig
„Lichtkunst“-Installation im Rathaus-Foyer ist auch inhaltlich ziemlich nebulös
- „Seltsam, im Nebel zu wandern!“beginnt Herman Hesse sein Gedicht „Im Nebel“aus dem Jahr 1905. Der Besucher in der zur „Nebelkammer“verwandelten Rathaus-Galerie empfindet ähnlich, es ist seltsam und bleibt nebulös. Dass eine Installation gern irritieren darf, auf den schieren Einsatz von Technik setzt und sich nicht sofort erschließt, ist nicht ungewöhnlich. Was dieses „Lichtwerk“am Samstag- und Sonntagabend nun aber assoziieren soll, bleibt das Geheimnis des Künstlers. Immerhin – die Jüngsten in der Nebel-Galerie hatten ihren Spaß.
Die Installation gehört zur Ausstellung „Natur in der Kunst – Kunst aus Natur“im Rathaus und im Urweltmuseum. Formenreich wird da die Natur interpretiert oder abgebildet, mit den Mitteln der Malerei, der gestaltenden Kunst, der Fotografie, mal naturgetreu, dann verfremdet, expressiv oder angetan von einem berührendem zeitlosem Realismus.
Lichtstrahlen schneiden durch den Disko-Nebel
30 Künstler stellen in der RathausGalerie und gleichzeitig im Urweltmuseum aus. Die Rathaus-Galerie ist die Bühne für Kurt Laurenz Theinert. Eine Nebelmaschine hat er mitgebracht und vier Beamer. Der Kunst-Installateur lässt also die Technik sprechen vor den etwa 30 Besuchern am Samstagabend.
Das Ganze spielt vor allem im vorderen Eingangsbereich, bei Angela Flaigs „Pusteblumen“, filigranen Löwenzahn-„Portraits“, der Waldreben-Schalen und zwischen der Kunst von Heiner Wolf mit den Flügeln eines Eichelhähers und vergoldeten Algen, die den archaisch bis antiken Geist in Szene setzen. Eine Session dauert 16 Minuten.
Wie Laser greifen messerscharf wirkende Lichtstrahlen durch den Disko-Nebel, generieren abstrakte Zeichnungen, gleiten durch den Raum und die Wände. In der Ankündigung wird das so beschrieben: „Aus dem vertrauten Alltag kommend, ereignet sich in der Konfrontation mit dem Kunstwerk eine sanfte Auflösung bekannter räumlicher Orientierungsmuster.
Ein harmonisch pulsierender Lichtraum löst tradierte visuelle Erfahrungen und Bezüge unmerklich auf und eröffnet einen Raum ohne spürbare Grenzen in ständig neuen Variationen.“Ach so.
Diese „ständig neuen Variationen“interpretieren die Besucher dann so, dass sie ihr leeres Vernissage-Weinglas in einen Lichtstrahl halten. Immerhin die Kinder haben Spaß daran, mit den Lichtstrahlen zu spielen. Ansonsten kann man mit einer starken Taschenlampe in einem nebligen Wald Ähnliches erleben und fast genauso „bekannte räumliche Orientierungsmuster auflösen.“