Ipf- und Jagst-Zeitung

Viel Nebel um ziemlich wenig

„Lichtkunst“-Installati­on im Rathaus-Foyer ist auch inhaltlich ziemlich nebulös

- Von Markus Lehmann

- „Seltsam, im Nebel zu wandern!“beginnt Herman Hesse sein Gedicht „Im Nebel“aus dem Jahr 1905. Der Besucher in der zur „Nebelkamme­r“verwandelt­en Rathaus-Galerie empfindet ähnlich, es ist seltsam und bleibt nebulös. Dass eine Installati­on gern irritieren darf, auf den schieren Einsatz von Technik setzt und sich nicht sofort erschließt, ist nicht ungewöhnli­ch. Was dieses „Lichtwerk“am Samstag- und Sonntagabe­nd nun aber assoziiere­n soll, bleibt das Geheimnis des Künstlers. Immerhin – die Jüngsten in der Nebel-Galerie hatten ihren Spaß.

Die Installati­on gehört zur Ausstellun­g „Natur in der Kunst – Kunst aus Natur“im Rathaus und im Urweltmuse­um. Formenreic­h wird da die Natur interpreti­ert oder abgebildet, mit den Mitteln der Malerei, der gestaltend­en Kunst, der Fotografie, mal naturgetre­u, dann verfremdet, expressiv oder angetan von einem berührende­m zeitlosem Realismus.

Lichtstrah­len schneiden durch den Disko-Nebel

30 Künstler stellen in der RathausGal­erie und gleichzeit­ig im Urweltmuse­um aus. Die Rathaus-Galerie ist die Bühne für Kurt Laurenz Theinert. Eine Nebelmasch­ine hat er mitgebrach­t und vier Beamer. Der Kunst-Installate­ur lässt also die Technik sprechen vor den etwa 30 Besuchern am Samstagabe­nd.

Das Ganze spielt vor allem im vorderen Eingangsbe­reich, bei Angela Flaigs „Pusteblume­n“, filigranen Löwenzahn-„Portraits“, der Waldreben-Schalen und zwischen der Kunst von Heiner Wolf mit den Flügeln eines Eichelhähe­rs und vergoldete­n Algen, die den archaisch bis antiken Geist in Szene setzen. Eine Session dauert 16 Minuten.

Wie Laser greifen messerscha­rf wirkende Lichtstrah­len durch den Disko-Nebel, generieren abstrakte Zeichnunge­n, gleiten durch den Raum und die Wände. In der Ankündigun­g wird das so beschriebe­n: „Aus dem vertrauten Alltag kommend, ereignet sich in der Konfrontat­ion mit dem Kunstwerk eine sanfte Auflösung bekannter räumlicher Orientieru­ngsmuster.

Ein harmonisch pulsierend­er Lichtraum löst tradierte visuelle Erfahrunge­n und Bezüge unmerklich auf und eröffnet einen Raum ohne spürbare Grenzen in ständig neuen Variatione­n.“Ach so.

Diese „ständig neuen Variatione­n“interpreti­eren die Besucher dann so, dass sie ihr leeres Vernissage-Weinglas in einen Lichtstrah­l halten. Immerhin die Kinder haben Spaß daran, mit den Lichtstrah­len zu spielen. Ansonsten kann man mit einer starken Taschenlam­pe in einem nebligen Wald Ähnliches erleben und fast genauso „bekannte räumliche Orientieru­ngsmuster auflösen.“

 ?? FOTO: MARKUS LEHMANN ?? Das Rathaus-Foyer wird „Nebelkamme­r“: Die Installati­on zur Ausstellun­g „Natur in der Kunst – Kunst aus Natur“war auch inhaltlich sehr nebulös.
FOTO: MARKUS LEHMANN Das Rathaus-Foyer wird „Nebelkamme­r“: Die Installati­on zur Ausstellun­g „Natur in der Kunst – Kunst aus Natur“war auch inhaltlich sehr nebulös.

Newspapers in German

Newspapers from Germany