Ein kurzer Schwung zur falschen Zeit
Für Felix Neureuther ist die Olympiasaison nach Trainingssturz und Kreuzbandriss beendet
(dpa/SID) - Das schmerzliche Olympia-Aus kommentierte Felix Neureuther mit einem saloppen Spruch. „Bye Bye Kreuzband, Bye Bye Beaver Creek“, sagte der Skistar, als er in Jogginghose und auf Krücken gestützt aus dem Krankenhaus in Vail humpelte – das Ende der olympischen Träume für Pyeongchang erwähnte er gar nicht erst. „Ich habe leider keine so guten Neuigkeiten. Ich habe mir heute im Training in Amerika das Kreuzband im linken Knie gerissen. Das bedeutet für mich, dass die Saison gelaufen ist“, berichtete Deutschlands bester Skirennfahrer in einem anderen Video auf seinen Social-Media-Kanälen. „Das ist schon heftig“, sagte Alpindirektor Wolfgang Maier am Sonntag. Neureuthers Trost: „Ich kann jetzt sehr viel Zeit mit meiner Tochter verbringen.“Seine Freundin, die Biathletin Miriam Gössner, hat im Oktober die kleine Matilda zur Welt gebracht.
Statt in Topform zum Riesenslalom nach Beaver Creek geht die Reise für die verletzte Olympiahoffnung zurück nach Deutschland. Dort soll entschieden werden, wann und wo sich der 33-Jährige operieren lässt. In etwa vier Monaten könnte Neureuther – bei gutem Verlauf – dann langsam wieder mit dem Skifahren beginnen und zur Vorbereitung auf die kommende Saison wieder voll belastbar sein. „Für uns als Mannschaft, das ist der Hammer“, sagte Männer-Cheftrainer Mathias Berthold. „Als ich das gehört habe, das war brutal. Mir tut es in erster Linie für ihn brutal leid.“
„Mir fehlen die Worte“, sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, über Neureuthers Pech. Es stimme ihn „einfach nur traurig“, dass „einer der national und international herausragenden Athleten des Wintersports“ seinen Olympiatraum nun nicht verwirklichen könne.
„Die Verletzung ist, gerade nach dem gelungenen Auftakt in die Olympiasaison, natürlich extrem ärgerlich. Aber ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläge hinnehmen müssen und weiß daher auch damit umzugehen“, sagte Neureuther nach dem Unfall im Training in Copper Mountains. Er sei, berichtete er, bei einem Tor „etwas spät dran“gewesen. Er habe dies korrigieren und „einen kurzen Schwung fahren“wollen – ein folgenschwerer Entschluss: „Der Ski griff, und ich wurde ausgehoben, machte einen klassischen Highsider.“
Eine Medaille bei Olympia bleibt dem mit 13 Siegen besten deutschen Skirennfahrer der Weltcup-Geschichte jetzt wohl verwehrt – bei den Winterspielen 2022 in Peking wäre Neureuther fast 38 Jahre alt. Allerdings sagte er schon im Sommer über seine Pläne für nach dem Olympiawinter: „Es kann sein, dass ich dann nur im Slalom weitermache und noch für zwei, drei, vier Jahre fahre.“Wolfgang Maier wollte keine Prognose zu Felix Neureuthers Zukunft wagen. „Wir werden alles geben, dass wir ihn zurückbringen. Aber die Entscheidung trifft er mit seiner Familie.“
Die traurige Botschaft mit dem trotzig-saloppen Spruch übrigens endete mit einem „Ich hoffe, wir sehen uns nächstes Jahr“. Bis dahin sieht ihn Matilda. „Ich habe eine großartige Tochter, eine großartige Familie“, sagte Felix Neureuther unlängst. Die Familie wird ihn nun auffangen.