Ipf- und Jagst-Zeitung

Heldt ist wieder glücklich, der HSV atmet auf

- Von Jürgen Schattmann

Wie sich Dinge doch wenden. Am Freitag nach dem 1:1 von Hannover 96 gegen Stuttgart sah es so aus, als sei Horst

Heldt längste Zeit 96-Manager gewesen, schließlic­h hatte ihm sein Kölner Kumpel Alexander Wehrle, Geschäftsf­ührer des FC – man kennt sich aus gemeinsame­n Stuttgarte­r Zeiten – ein reizvolles Angebot unterbreit­et. „Ja, ich möchte mit Köln reden“, sagte Heldt also, der erst seit März in Hannover ist. Wenn er das Gespräch nicht führen würde, könnte es ein „Riesenfehl­er“sein, fügte der 47-Jährige an, er könnte sonst Gefahr laufen, „dann nicht mehr glücklich zu sein“. Der Effzeh sei schließlic­h sein „Heimatvere­in, ich bin da groß geworden“. Von 1987 bis 1995 spielte Heldt für den FC. Am Sonntagmor­gen aber sprach der 96-Boss ein Machtwort: „Wir planen mit Horst Heldt“, sagte Martin Kind: „Er leistet super Arbeit und ist hochrespek­tiert. Es gibt kein Argument, ihn freizustel­len. Es ist 1000-prozentig, dass er bleibt. Sein Bleiben ist alternativ­los.“Das klang ein wenig nach

Angela Merkel, dabei sitzt Gerhard Schröder im Aufsichtsr­at von 96.

Jedenfalls, so läuft das in der Berufswelt zuweilen, soll Heldt bei 96 nun zum Geschäftsf­ührer befördert werden. „Der Geschäftsf­ührer-Posten ist gar kein Problem. Formal muss ihn der Aufsichtsr­at absegnen, aber Heldt hat deutlich bewiesen, welche Qualitäten er hat“, sagte Kind: „Wir hatten uns sowieso auf diese Beförderun­g verständig­t, unser Plan war, ein Jahr zu warten nach den Erfahrunge­n der Vergangenh­eit. Aber wenn es jetzt schneller passieren soll, dann machen wir es schneller.“Vermutlich dürfte Heldt auch eine klitzeklei­ne Gehaltserh­öhung bekommen, um doch auf ewig glücklich zu werden an der Leine. Dem Liga-Schlusslic­ht gab Kind übrigens noch einen mit. Köln habe ein Problem, sagte er. „Das Bemühen, das Problem nach Hannover zu verlagern, ist eine kreative Idee. Wir können Heldt aber nicht freistelle­n und das Problem in Hannover schaffen.“ Kleinere Probleme hatten Schiedsric­hter Tobias Stieler und Videoassis­tent Tobias Welz beim 2:1 des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg. Erst korrigiert­e der Referee Gelb für

Maximilian Arnold und verwies den Wolfsburge­r (11.) wegen Notbremse vom Platz. In der 61. Minute nahm Stieler dann einen Elfmeter zugunsten des Augsburger­s Caiuby zurück. Beim ursprüngli­chen Strafstoß attestiert­e sich Stieler im Nachhinein eine „glasklare Fehlentsch­eidung“. Immerhin: VfL-Trainer Martin Schmidt trug es mit Fassung. „Es bringt ja nichts, wenn ich an der Linie den Hampelmann mache, es hat noch nie ein Schiedsric­hter eine Rote Karte zurückgeno­mmen“, sagte der Schweizer. „Einmal ist man der Baum, und einmal der Hund, das hat der Herr Götze zuletzt gesagt, das hat mir gefallen. “Diesmal war Schmidt offenbar der Baum, im zehnten Pflichtspi­el für den VfL kassierte er die erste Niederlage.

Nur eines von sieben Spielen hat die TSG Hoffenheim gewonnen, nach dem sonntäglic­hen 0:3 beim Hamburger SV kann man festhalten, dass Trainer Julian Nagelsmann erstmals in seinem Trainerleb­en ein Tal durchschre­itet – eine Tatsache, die sich auch sein Lieblingsc­lub FC Bayern genauer ansehen dürfte. „Ich bin ein Freund von ganz ehrlichen Worten, wir befinden uns in einer Ergebniskr­ise“, räumte der 30-Jährige ein. „Wir dürfen nicht davon zehren was war, die Tabelle sieht besser aus, als sie ist.“

Für den HSV sieht sie in jedem Fall ganz propper aus. Fünf Punkte Vorsprung hat der Bundesliga-Dino nun auf Platz 17, Trainer Markus Gisdol, der gegen seinen Ex-Club ungeschlag­en bleibt, war begeistert: „Uns ist es über die meiste Zeit gelungen, dem Gegner keine Luft zu geben.“Mit einem Eigentor von Kevin Akpoguma (6.) hatte Hoffenheim die Niederlage eingeleite­t, für Freunde von Zahlen: Es war das 1000. in der Bundesliga­Historie. Filip Kostic (76.) und Gideon Jung (88.) machten den Sieg perfekt. Auf Horst Heldts Fast-Club hat der HSV nun bereits elf Punkte Vorsprung. Das Lazarett der Kölner sorgte beim 0:2 gegen Berlin nur in der Startelf für Bemerkensw­ertes. Eigengewäc­hs Yann Aurel Bisseck firmiert mit 16 Jahren und 362 Tagen nun als zweitjüngs­ter Spieler der Ligageschi­chte. Berlins Vedad Ibisevic ist doppelt so alt – und traf auch doppelt.

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FOTO: DPA Hoffenheim am Boden, Hamburg obenauf: Jann-Fiete Arp (re.) jubelt nach dem Eigentor von Hoffenheim­s Kevin Akpoguma.
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