Macron-Sprecher
Benjamin Griveaux ist neuer Regierungssprecher in Frankreich. Die Reformagenda sei so dicht, dass Emmanuel Macron einen Vollzeitsprecher brauche, heißt es im Elysée-Palast. Der Vertraute von Macron dürfte seinen Posten als Sprungbrett für das Bürgermeisteramt von Paris sehen.
Gerade einmal acht Tage trennen Griveaux und Macron. Der Staatschef feiert seinen 40. Geburtstag am 21. Dezember, sein Regierungssprecher nur eine gute Woche später. „Die genaue Kopie von Macron“überschrieb die Zeitschrift „Paris Match“ein Porträt von Griveaux. Während Macrons Wahlkampagne war der Ex-Sozialist als Sprecher eine Schlüsselfigur.
Der Absolvent mehrerer Elitehochschulen hatte im Oktober 2016 seinen Job als Kommunikationschef des Immobilienkonzerns Unibail aufgegeben. Als Stadtrat von Châlons-sur-Saône und später als Mitarbeiter von Gesundheitsministerin Marisol Touraine sammelte der Hobbykoch davor politische Erfahrungen, bevor er 2014 – von Machtkämpfen der Sozialisten genervt – in die Wirtschaft wechselte. Nach Macrons Wahlsieg galt Griveaux als heißer Kandidat auf ein Ministeramt. Doch er wurde mit dem Posten des Staatssekretärs im Wirtschaftsministerium abgespeist. Auch den Posten des Parteichefs von Macrons La République en Marche (LREM), den er gerne übernommen hätte, sah Griveaux an den bisherigen Regierungssprecher Christophe Castaner gehen.
Nachdem der smarte Dunkelhaarige bei den Parlamentswahlen den fünften Wahlkreis von Paris klar gewonnen hatte, machte er aus seinen Ambitionen auf den Posten des Bürgermeisters der Hauptstadt 2020 keinen Hehl. Wohl auch deshalb ließ Macron Griveaux erst einmal im Wirtschaftsministerium schmoren. Mit Erfolg organisierte Griveaux die Verhandlungen, die vor einer Woche die Bankenaufsicht von London nach Paris brachten. „Riesiger Stolz“, twitterte er.
Als Sprecher will Griveaux öfter durch Frankreich reisen, um Stimmungen zu erkennen. „Es ist wichtig, die Regierung auch jenseits des Pariser Autobahnrings sprechen zu lassen“, sagte er. Christine Longin