Ipf- und Jagst-Zeitung

Der Lord spielt gern mit Puppen

Aalener Inszenieru­ng von Shakespear­es „Macbeth“lässt tief blicken

- Von Ansgar König

- „Macbeth“mal ganz anders. Warum auch nicht. Schauspiel, das ist das Spiel mit Bildern, Lichtern, Worten, Klängen, mit Perspektiv­en und Gefühlen. Die Inszenieru­ng von Shakespear­es Drama um das machthungr­ige Ehepaar Macbeth, die das Regie-Duo Tonio Kleinknech­t und Jan Jedenak am Samstag dem Aalener Publikum im Alten Rathaus vorgestell­t hat, die versteht dieses Spiel. Ein Kammerspie­l, ein Machtspiel, ein Spiel mit Puppen.

Die wohlbekann­te Geschichte ist schnell erzählt: Lord (Arwid Klaws) und Lady Macbeth (Alice Katharina Schmidt) wollen an die Macht, koste es, was es wolle. Auch Mord gehört zum Repertoire der beiden. Schließlic­h aber zerbrechen sie daran. Macduff (Anne Brüssau, Robert Buschbache­r und Emilien Truche als Bunraku-Puppe) setzt dem Spiel ein Ende.

Das Regie-Duo Tonio Kleinknech­t/Jan Jedenak bevölkert den Kosmos des schottisch­en Hofs mit den skurrilste­n Charaktere­n. Mit Puppen – Masken, Klappmaulp­uppen, Handpuppen, Bunraku-Puppen und Kaukautzky-Puppen –, allesamt aus der Werkstatt von Januscz Debinski. Macbeths Pförtner zum Beispiel ist eine beeindruck­end riesige Klappmaulp­uppe, eine Puppenart, die den meisten Zuschauern aus der „Muppets Show“bekannt sein sollte. Andere Akteure, etwa König Duncans Söhne Malcolm und Donalbain, werden durch schlichte Köpfe dargestell­t.

So steigert sich die Handlung bis zum Kampf Mann gegen Puppe. Zunächst balgt sich Macbeth mit Banquo, Klaws im Duell mit einer Handpuppe. Später muss er sich mit Macduff im Kampf messen, bis das Gute obsiegt. Dies alles tauchen Kleinknech­t/Jedenak in düstere Bilder, die – auch dank der Musik und Geräusche von Pianist Claus Wengenmayr – nicht ohne ironische Seitenhieb­e sind, schwere Akkorde, plätschern­de Melodien, klingende Glöckchen, singende Weingläser. Wengenmayr hat alle Hände voll zu tun.

Als „Strichfass­ung“hat Kleinknech­t die von 100 auf 30 Seiten eingedampf­te Textvorlag­e im Vorfeld bezeichnet. Und – um ehrlich zu sein – sie hätte durchaus noch ein paar gut gesetzte Striche mehr vertragen. Die (Trug-)Bilder, die die Figurenspi­eler Anne Brüssau, Robert Buschbache­r und Emilien Truche von der Abteilung Figurenthe­ater der Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst Stuttgart vor, hinter und auf das blechbesch­lagene Quader auf der Bühne zaubern, erzählen genug vom Innenleben des mörderisch­en Ehepaars.

Und wer's dann immer noch nicht verstanden hatte, der konnte sich im Anschluss im von der Patenklass­e des Schubart-Gymnasiums vorbereite­ten Fragebogen selbst testen. „Sind wir nicht alle ein bisschen Macbeth?“Ja, wahrschein­lich. Ein „Theater trifft...“im Anschluss an die Vorstellun­g am Samstag, 9. Dezember, mit Roderich Kiesewette­r (MdB CDU), Aalens OB Thilo Rentschler, dem ehemaligen Landtagsab­geordneten Claus Schmiedel (SPD) und Hermann Schludi vom Aalener Städtepart­nerschafts­verein zum Thema „Macht“wird auch diese Frage näher beleuchten. Entdecke den Macbeth in Dir.

Weitere Termine: 8., 9., 15., 16. Dezember und 6. Januar, 20 Uhr im Alten Rathaus; 31. Dezember, 17 Uhr, im Alten Rathaus, 27. Januar und 3. Februar, 20 Uhr im Wi.Z. Karten und Infos: www.theateraal­en.de, E-Mail an kasse@theateraal­en.de oder Telefon 07361 / 522600.

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FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF Lord Macbeth (vorne: Arwid Klaws) ist jedes Mittel recht, um König zu werden, auch die Hilfe der dunklen Mächte (von links: Robert Buschbache­r, Emilien Truche und Anne Brüssau).

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