LEA wird zum Adventskalender
Neuer Ombudsmann ist beim Öffnen des fünften Türchens zu Gast.
ELLWANGEN - Eine Gruppe von mehreren Kindern und Erwachsenen singt für etwa 30 Zuhörer Weihnachtslieder in einem Aufenthaltsraum der Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) in Ellwangen. Die Melodie des ersten Stücks verrät sofort, um welchen Weihnachtsklassiker es sich handelt, der Text jedoch lässt kurz stutzen. „Wir haben Jingle Bells gesungen – auf Arabisch“, erklärt Fadia El-Maoula vom LEA-Betreiber European Homecare (EHC).
Anlass der kleinen Aufführung am Dienstag war zum einen der Besuch von Klaus Danner, neuer Ombudsmann für die Flüchtlingserstaufnahme in Baden-Württemberg, zum anderen, die Öffnung des fünften Türchens des LEA-Adventskalenders.
Zum ersten Mal gibt es in der LEA solch einen Adventskalender. Für ihn haben Bewohner 24 Fensterbilder selbst gestaltet und verziert. Den Auftakt machte ein Fenster am Verwaltungsgebäude des Regierungspräsidiums, wo sich der Kreis an Heilig Abend mit den Bürofenstern der LEA-Leiter Berthold Weiß und Roland Herzog wieder schließen soll. Bis es soweit ist, werden auch die Fenster aller anderen Gebäude der Einrichtung als Adventskalender dienen. „Das Öffnen jedes Türchens ist immer mit einer kleinen Veranstaltung verbunden“, sagt Weiß. Beim fünften singt der Chor Weihnachtslieder auf Arabisch und Deutsch.
Ellwangen aus Linsen und Zweigen
„Beeindruckend und großartig“, findet Danner die Idee und Umsetzung eines Adventskalenders. „Für die Bewohner stammt die Tradition ja eigentlich aus einem anderen Kulturkreis. Dass das so angenommen wird, zeigt für mich, dass die Menschen hier wirklich angekommen sind und unsere Unterstützung verdienen“, sagt er. Das Fensterbild ist aus gefärbten Linsen, Papier und Tannenzweigen gebastelt und bildet die Ellwanger Innenstadt samt Christbaum ab.
El-Maoula, die in der LEA Deutsch unterrichtet und das Freizeitangebot mitgestaltet, hat es mit zwei syrischen Flüchtlingen gebastelt. Wieso sie mitmachen wollten? „Um sich zu integrieren und die Tradition kennenzulernen“, übersetzt sie. Die beiden Syrer seien bei ihr im Deutschkurs und hoffen, bald selbst gut Deutsch zu sprechen.
Danner, ehemaliger Leiter der Direktion für Spezialeinheiten der Polizei Baden-Württemberg, sei begeistert von der Motivation und dem Engagement, dass er bei den Mitarbeitern der LEA, wie auch in anderen Einrichtungen für Flüchtlinge in Baden-Württemberg, gesehen habe. Was ihn beim Besuch in Ellwangen jedoch besonders bedrückt habe, sei das Gespräch mit den beiden Psychologen der Einrichtung.
„Wenn man hört, was manche Menschen durchmachen müssen, fehlen einem die Worte“ Klaus Danner, Ombudsmann
„Wenn man hört, was manche Menschen durchmachen müssen, fehlen einem die Worte“, sagt der 62Jährige. Seit Mitte Oktober ist der pensionierte Polizist im Amt, das auf zwei Jahre befristet ist. Die Funktion der Ombudsperson für die Flüchtlingserstaufnahme im Land ist es, als Mittler für Fragen der Unterbringung, Versorgung und Betreuung von Flüchtlingen zwischen Flüchtlingen sowie Ehrenamtlichen und des Regierungspräsidiums zu agieren. Er möchte während seiner Amtszeit in den verschiedenen Einrichtungen im Land vor Ort sein. Nicht um zu kontrollieren, sondern um zuzuhören. Sein Credo: „Dort zu helfen, wo Hilfe notwendig ist aber dort wo Konsequenz nötig ist, weil Regeln nicht eingehalten werden, konsequent zu sein“, sagt er. Um ihn in seinem Amt willkommen zu heißen, überreichte ihm OB Karl Hilsenbek einen Bildband der Stadt.
Im Anschluss an die Feier lud die Leitung der LEA Bewohner, Mitarbeiter und Gäste zu einem mazedonisch-türkischem Essen ein.