Finanzchef
Er gilt als effektiv, kompetent und ist ein eingefleischter Fußballfan: Portugals Finanzminister
Mario Centeno ist ab Januar als Nachfolger des ehemaligen niederländischen Finanzministers Jeroen Dijsselbloem der neue Eurogruppenchef. Nachdem Portugals Elf 2016 spektakulär die Fußball-EM gewonnen hatte, tauchte Mário Centeno in der kurz darauf stattfindenden Eurogruppen-Sitzung in Brüssel mit dem rot-grünen Schal seiner Nationalmannschaft auf. Im EU-Finanzministerrat (Ecofin) hat ihn der frühere deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble im Frühjahr 2017 anerkennend den „Cristiano Ronaldo des Ecofin“genannt.
Das war der Ritterschlag dafür, dass der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Mathematiker, der im November 2015 den Job des Finanzministers in Portugal übernahm, es auf wundersame Weise geschafft hatte, die Neuverschuldung seines Landes von 4,4 Prozent im Jahr 2015 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in 2016 zu drücken. In diesem Jahr soll das Defizit sogar auf 1,4 Prozent sinken – das wäre ein historischer Tiefstand. Und eine Meisterleistung des an der renommierten Harvard-Universität promovierten Wirtschaftsdoktors, der übrigens keiner Partei angehört, auch wenn er mit den in Portugal regierenden Sozialisten sympathisiert. Inzwischen kann es sich Finanzminister Centeno sogar erlauben, Teile des Rettungskredits des Internationalen Währungsfonds vorzeitig zurückzuzahlen. „Er ist ein guter Ökonom, und er kennt die Probleme der Eurozone“, sagte Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Centeno verspricht auf seinem neuen Posten, den er in Personalunion mit dem Amt des portugiesischen Finanzministers besetzen wird, „den Konsens zu suchen“. Das sei schon einmal ein guter Ansatz, befand Dijsselbloem, denn die größte Herausforderung in der aktuellen EU-Phase sei es, „die Eurogruppe zusammenzuhalten“. Ralph Schulze