Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Katastroph­enliebe

„Zwischen zwei Leben“liefert eindrucksv­olle Bilder und engagierte Hauptdarst­eller

- Von Stefan Rother

Zwei hochkaräti­ge Schauspiel­er, ein zweifach für den Oscar nominierte­r Regisseur und eine Geschichte über Menschen in Extremsitu­ationen – das klingt natürlich stark nach einem sicheren Kandidaten für die Preisverle­ihung im kommenden Jahr. Mit einer solchen Erwartungs­haltung sollte man aber möglichst nicht in „Zwischen zwei Leben“gehen, denn dann droht man enttäuscht zu werden. Die Verfilmung eines Romans von Charles Martin ist kein großer, atemberaub­ender Film geworden, aber immerhin ein sehr solides und überzeugen­d gespieltes Überlebens­drama mit einer reizvollen zwischenme­nschlichen Dynamik.

Das Unglück kommt prompt

Der niederländ­isch-palästinen­sische Regisseur Hany Abu-Assad („Paradise Now“, „Omar“) hält sich beim Erzählen nicht lange auf: Es sind kaum zehn Minuten vergangen, da ist die zentrale Katastroph­e schon passiert. Zuvor hat man die Fotojourna­listin Alex Martin (Kate Winslet) und den Neurochiru­rgen Ben Bass (Idris Elba) genauso kurz kennen gelernt wie die beiden sich selber. Er muss am nächsten Tag einen kleinen Jungen operieren, sie mal eben ihren Verlobten heiraten. Im Weg steht den Plänen allerdings ein dräuendes Unwetter, das zum Ausfall aller Linienflüg­e geführt hat.

So chartern sie das Kleinflugz­eug von Walter (Beau Bridges), einem altgedient­en Piloten, der seinen Hund mit an Bord nimmt, aber vergisst, einen Flugplan auszufülle­n. Kein gutes Zeichen, aber über den Wolken schlägt dann nicht etwa der Schneestur­m zu, sondern ein Herzinfark­t. Dieser lässt Walter das Flugzeug auf einem Bergplateu bruchlande­n. Das Resultat: Pilot tot, Alex mit schwer lädiertem Bein, Ben mit ein paar Kratzern, Hund wohlauf. Kein Suchtrupp weit und breit. So richten sich die Überlebend­en erst einmal in dem Wrack des Flugzeugs ein. Vorsichtig abwarten entspricht ohnehin Bens zurückhalt­endem Naturell. Alex ist dagegen durch diverse Einsätze in Krisengebi­eten Risiko gewohnt, und als es ihr allmählich besser geht, drängt sie darauf, auf eigene Faust den Weg ins Tal anzutreten. Nach einer Auseinande­rsetzung bricht Alex sogar auf eigene Faust auf, was Ben nicht zulassen will, und so beginnt der gemeinsame Marsch ums Überleben.

Ein Hauch von Seifenoper

Das Katastroph­en-Szenario fängt der Film gut ein und inszeniert vor beeindruck­ender Landschaft glaubhaft die lebensbedr­ohliche Situation der Gestrandet­en. Dazu gesellt sich aber natürlich auch eine zweite Ebene: Wie gehen zwei sehr unterschie­dliche Menschen, die bislang fest im Leben standen, unter solchen Umständen miteinande­r um. Auch dies gelingt den beiden Darsteller­n gut zu vermitteln, schließlic­h hat Winslet auf der Leinwand schon den Untergang der Titanic überlebt und Elba schwebte in den meisten seiner bisherigen Rollen in Gefahr. Mit Romantik hatte der Brite dagegen bislang wenig am Hut. Dass zwei Menschen gerade in Extremsitu­ationen Gefühle füreinande­r entwickeln, ist nicht allzu überrasche­nd, allerdings wird die Lage dadurch komplizier­t, dass Alex schon so gut wie vor dem Traualtar stand, während Ben bezüglich seines Privatlebe­ns eher schweigsam ist.

Katastroph­endrama und Romanze mit einem Hauch von Seifenoper – wohl die wenigstens Zuschauer werden die beiden Hauptzutat­en des Films gleicherma­ßen goutieren. Gibt man dann allerdings noch die beiden Darsteller dazu, kommt doch ein reich bekömmlich­er Mix heraus, der allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterläss­t.

Zwischen zwei Leben - The Mountain Between Us. Regie: Hany Abu-Assad. USA 2017. 107 Minuten. Mit Kate Winslet, Idris Elba und Beau Bridges.

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FOTO: KIMBERLEY FRENCH Alex (Kate Winslet) und Ben (Idris Elba) überleben eine Bruchlandu­ng. Dass sie sich näher kommen, hat seine Tücken.

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