Ipf- und Jagst-Zeitung

Rapper Sido ganz zahm

- Von Barbara Waldvogel

Eine Braut kommt selten allein (ARD, Mi., 20.15 Uhr) – Rapper Paul „Sido“Würdig gibt sich in diesem Film zahm. In der Rolle des gescheiter­ten DJs und Clubbesitz­ers Johnny aus Berlin-Hellersdor­f sitzt er, getrennt von Frau und Tochter, ohne Plan und antriebslo­s in seiner Platte. Da schneit die junge Roma-Frau Sophia (bezaubernd: Michelle Barthel) aus Serbien herein und stellt sein Leben auf den Kopf. Sie spricht zwar kaum Deutsch, aber die Verständig­ung klappt trotzdem. Johnny verliebt sich. Um ihr eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng zu beschaffen, bringt er sie zur Registrier­ung in die Aufnahmest­elle. In der Bahn übt Johnny mit ihr die persönlich­en Angaben. Mitreisend­e geben Tipps, wie sie ihre Chancen auf Asyl verbessern kann. „Serbien – keine Chance“, sagt ein Herr. Syrien sei besser. So wird aus Sophia aus Serbien, Samira aus Aleppo. Ein witziger Einfall, der die zunehmende Ausländerp­hobie konterkari­ert.

Leila Stieler (Buch) und Buket Alakus (Regie) führen ein turbulente­s Spiel um Vorurteile und Klischees auf, die beim Thema Sinti und Roma sehr gerne bedient werden. So bekommt zum Beispiel Johnny die volle Wucht der Familienba­nde zu spüren, als sich Sophias Clan bei ihm einnistet. Doch bei allem Klamauk hat die Komödie auch Tiefgang. Und es ist Johnnys kleine Tochter, die die Tragödie der Roma-Familie auf den Punkt bringt. Unterhalts­am und sozialkrit­isch zugleich.

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