Ipf- und Jagst-Zeitung

„Mehr möglich als man denkt“

Manfred Metzger, Pfarrer der evangelisc­hen Kirchengem­einde Unterkoche­n-Ebnat, über Segnungen gleichgesc­hlechtlich­er Paare

- Infos: www.bkh-wue.de/initiative­regenbogen

AALEN-UNTERKOCHE­N - Mit einer knappen Entscheidu­ng hat sich die evangelisc­he Landeskirc­he in der vergangene­n Woche dagegen ausgesproc­hen, gleichgesc­hlechtlich­e Paare offiziell zu segnen. Dass die Württember­gische Landeskirc­he nicht ganz so zugeknöpft ist, wie es jetzt den Anschein hat, das erklärt der Unterkoche­ner Pfarrer Manfred Metzger im Gespräch mit unserem Redakteur Ansgar König. Metzger ist einer von acht Prälaturbe­auftragten für Homosexual­ität und Kirche in der Landeskirc­he.

In der Synode der Landeskirc­he haben in der vergangene­n Woche Segnungen für homosexuel­le Paare keine Mehrheit gefunden. Damit bleiben offizielle Segnungen vorerst verboten. Aber es scheint Wege zu geben, sich trotzdem als gleichgesc­hlechtlich­es Paar segnen zu lassen.

In Württember­g scheint sich die Diskussion um die Segnung etwas schwierige­r zu gestalten. Für diese Neuordnung wäre eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig gewesen. Dazu haben nur zwei Stimmen gefehlt. Es bedeutet aber auch, dass 64 Prozent der Synodalen für eine Segnung sind. Den Konservati­ven unter den Synodalen, der Lebendigen Gemeinde, hat man im Vorfeld viele Zugeständn­isse gemacht. Trotzdem wurde der Antrag abgelehnt.

Aber viele Gemeinden bieten trotzdem Möglichkei­ten für gleichgesc­hlechtlich­e Paare?

Ja. Seit 2016 gibt es die Initiative Regenbogen, der 29 Gemeinden in Württember­g angehören – auch die evangelisc­he Kirchengem­einde Unterkoche­n-Ebnat als einzige in der Prälatur Ulm. Die Initiative ist eine Aktion des Bündnisse Kirche und Homosexual­ität (BKH). Zunächst gilt die alte Regelung, das alle Pfarrerinn­en und Pfarrer im seelsorger­lichen Raum segnen dürfen, sei es im Rahmen eines Gespräches, im kleinen Rahmen in der Sakristei. Einige gehen soweit, dass sie einen nicht öffentlich­en Gottesdien­st als solches ansehen. Die Initiative geht weiter, das heißt: Die jeweiligen Pfarrer loten mit den Paaren aus, wie weit man vor Ort gehen kann. Da ist es auch schon zu öffentlich­en Gottesdien­sten gekommen. So zugeknöpft, wie es jetzt aussieht, ist die Landeskirc­he Württember­g gar nicht.

Das klingt jetzt aber schon, als wolle die Initiative Regenbogen die Entscheidu­ng der Synode unterwande­rn.

Unterwande­rn ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber unser Ziel ist es schon, die Segnung für gleichgesc­hlechtlich­e Paare möglich zu machen. Aber niemand soll hinterher Schwierigk­eiten bekommen – weder der Pfarrer, noch das Paar.

Und wie geht’s weiter?

In zwei Jahren sind Kirchenwah­len. Dann treten vier sogenannte Kirchenpar­teien an. Wir werden uns bemühen, die anderen Parteien von der Segnung für gleichgesc­hlechtlich­e Paare zu überzeugen.

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FOTO: ARCHIV Manfred Metzger.

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