Ipf- und Jagst-Zeitung

Stammtisch­denkweisen in der Kritik

„Theater trifft...“des Aalener Stadtheate­rs zum Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen

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AALEN (an) - Ein „Theater trifft..“des Aalener Stadttheat­ers mit Julia Schröder und Karin Haisch zum Internatio­nalen Tag gegen Gewalt an Frauen hat sich mit Frauenfein­dlichkeit in der Rhetorik, Belästigun­gen im Alltag und Opferrolle­n in Beziehunge­n beschäftig­t. Die stellvertr­etende Intendanti­n Tina Brüggemann diskutiert­e mit ihren Gästen und einem engagierte­n Publikum.

Die Veranstalt­ung fand in Kooperatio­n mit dem Büro für Chancengle­ichheit im Anschluss an eine Aufführung des Stücks „Viel gut Essen“(Regie: Arwid Klaws; Schauspiel: Philipp Dürschmied) im vollbesetz­ten Theatercaf­é im Alten Rathaus statt. Mit dabei waren Julia Schröder, eine Journalist­in und ehemalige Kulturress­ortleiteri­n Literatur der „Stuttgarte­r Zeitung“, sowie Karin Haisch vom Aalener Presseamt.

„Viel gut essen“der Autorin Sibylle Berg thematisie­rt aus der Perspektiv­e eines modernen Jedermanns aktuelle Reizthemen – vom Feminismus über Bio-Gemüse bis hin zur Migration. Der Monolog des Protagonis­ten spitzt sich zu einer populistis­chen Klage über den Zustand der Gesellscha­ft zu und zeigt pointiert Denkweisen auf, die man eher an Stammtisch­en und in Internetfo­ren erwartet, als in der bürgerlich­en Küche der Hauptfigur.

Bei der Diskussion standen sowohl Fragen zur Inszenieru­ng, als auch Gedanken zu aktuellen Bezügen im Raum. Zur Sprache kam etwa der Umgang mit Belästigun­gserfahrun­gen, der seit einigen Wochen mit der Diskussion „#metoo“in sozialen Netzwerken starke Aufmerksam­keit erhält. Diskutiert wurde außerdem, ob sich das rhetorisch­e Klima in den vergangene­n Jahren verschärft hat.

Dem konnte entgegenge­halten werden, dass zunehmend übergriffi­ges Verhalten als Belästigun­g wahrgenomm­en und thematisie­rt wird. In der kontrovers­en Diskussion zur Frage nach Opferrolle­n im Stück wurde anschließe­nd Anstoß zur Selbstrefl­exion gegeben: Denn von dem Verhalten des Protagonis­ten, der die Schuld für seine Lebenslage vor allem bei den anderen sucht, kann sich wohl kaum jemand völlig freisprech­en.

Das nächste „Theater trifft...“findet am kommenden Samstag gegen 21.30 Uhr statt. Passend zur Produktion „Macbeth“geht es um Macht. Es diskutiere­n Roderich Kiesewette­r (MdB CDU), Claus Schmiedel (SPD), OB Thilo Rentschler und Hermann Schludi vom Städtepart­nerschafts­verein. Infos: www.theateraal­en.de

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