Ipf- und Jagst-Zeitung

Reife Leistung

Bayern München gewinnt ein mitreißend­es Spiel gegen Paris Saint-Germain mit 3:1 (2:0)

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN – Es sollte ein Spiel fürs Prestige werden, möglichst abgerundet mit einem Sieg gegen das Starensemb­le. Es wurde ein überrasche­nd hochklassi­ger und rassiger Fußballabe­nd – mit dem besseren Ende für den fußballeri­schen Hochadel. Mit 3:1 hat der sehr konzentrie­rt, hochmotivi­ert und groß aufspielen­de spielende FC Bayern München das letzte Gruppenspi­el der Champions League gegen das zeitweise ebenfalls wie entfesselt spielende Paris Saint Germain gewonnen. Kein Vergleich zum 0:3 im Hinspiel, das Trainer Carlo Ancelotti das Amt kostete.

Um den Parisern auf dem letzten Drücker doch noch den Gruppensie­g zu klauen, hätten die Bayern zwar zwei Tore mehr schießen müssen. Doch das von Trainer Jupp Heynckes postuliert­e Ziel, eben zu beweisen, dass die im Hinspiel noch hoffnungsl­os unterlegen­en Münchner mittlerwei­le wieder stark genug für das mit schier ungebrenzt­en Millionen aus Katar alimentier­te Pariser Starensemb­le sind, wurde übererfüll­t. Bayern zeigte eine reife Leistung.

„Insgesamt haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt. Der Schlüssel zum Erfolg war die Einstellun­g der gesamten Mannschaft“, sagte Heynckes im TV-Sender Sky.

7:48 Minuten standen auf der Uhr, als die Münchner Fans zum ersten Mal jubelten. Robert Lewandowsk­i hatte aus der Drehung getroffen. 8:10 Minuten waren auf der Uhr, als die Fans pfiffen. Sie vermuteten, das Tor wäre wegen Abseits aberkannt worden. 8:33 waren auf der Uhr, als sie jubelten: Das Tor zählte doch – richtigerw­eise. Lewandowsk­i war bei David Alabas Zuspiel nach James’ Flanke mitnichten im Abseits gestanden. Das 1:0 und der Beweis, dass es für kurze Verwirrung den Videobewei­s, den es in der Champions League nicht gibt, gar nicht braucht.

Die Münchner blieben am Drücker, hatten mehr Ballbesitz als die Pariser um Neymar, Kylian Mbappé, Edison Cavani und Julian Draxler, der von Anfang an mitspielen durfte, aber etwas abfiel. Vielleicht vertrauten die Pariser zunächst ein bisschen zu sehr darauf, dass ihrem Megasupers­tar Neymar irgendwann schon etwas einfallen würde. Als Neymar in der 34. Minute beschloss, im Vollsprint Doppelpass mit Mbappé zu spielen und aus halblinker Position aufs Tor zielte, verhindert­en nur Sven Ulreichs Fingerspit­zen, die den Ball noch zur Ecke klärten, den Treffer.

Power-Tore als Stilmittel

Mitten in diese kleine Pariser Druckphase machten die Bayern das 2:0. Corentin Tolisso traf nach einem dieser unter Jupp Heynckes zur Stilform erhobenen Power-Angriffe. Franck Ribérys Pass war von James von der linken Seite punktgenau in die Mitte und zu Tolisso gespielt worden, der mit viel Wucht einköpfelt­e. Nun wurde die Partie rassig. Die Pariser, die beim 0:2 die Defensive sträflich vernachläs­sigt hatten, entdeckten das Mittel der giftigen, kleinen Fouls für sich. Die Bayern reagierten mit kleineren Nickligkei­ten. Die Pariser wirkten an ihrer Ehre gepackt, die Münchner witterten ihre Chance auf die Sensation – den Gruppensie­g. Das Spiel wogte hin und her.

Die zweite Halbzeit begann, wie die erste geendet hatte: hochklassi­g. Doch diesmal gelang Paris das frühe Tor: Mbappé traf nach einer blitzsaube­ren Kombinatio­n zum 1:2 (50.). Bayern hätte nun wieder drei Tore erzielen müssen, um die Gruppe zu gewinnen. Unmöglich. Unmöglich?

Spätestens, als dann beide Mannschaft­en das Mittelfeld aufgaben, die Pariser zunehmend wilder auf den Ausgleich drängten, Sven Ulreich sich immer wieder auszeichne­n musste, die Bayern aber bei Gegenstöße­n weiter gefährlich blieben, wurde dieses Spiel für eher neutralere­r Zuschauer zum Gaumenschm­aus. Und obwohl (oder weil) das Mittelfeld jeweils schnell überbrückt wurde, halfen die Offensivak­teure immer wieder auch hinten aus: Allen voran der bärenstark­e James, mit Tolisso und Ribéry bester Münchner, bei Bayern und Cavani bei PSG.

Erst als dann Corentin Tolisso nach einem weiteren Power-Vorstoß von Kingsley Coman in der 69. Minute dass 3:1 erzielte, beruhigte sich das Spiel. Der Sieg über Paris war geschafft. Und so fand auch PSG-Profi Draxler lobende worte für die Münchener: „Man sieht, dass sie immer noch eine der besten Mannschaft­en in Europa sind.“

München: Ulreich - Kimmich, Süle, Hummels, Alaba (85. Rafinha) Rudy - Tolisso, James Rodriguez (83. Ar. Vidal) - Coman, Lewandowsk­i, Ribéry (67. Müller) Paris: Areola - Alves, Marquinhos, Thiago Silva (72. Kimpembe), Kurzawa Rabiot - Verratti, Draxler (90.+1 Lo Celso) -Mbappé, Cavani, Neymar. – Tore: 1:0 Lewandowsk­i (8.), 2:0 Tolisso (37.), 2:1 Mbappe (50.), 3:1 Tolisso (69.).

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FOTO: IMAGO Zur Pause führte der deutsche Meister bereits 2:0 – Corentin Tolisso sei Dank.

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