Ipf- und Jagst-Zeitung

Schwierige Situation für Flüchtling­e im Sudan

Trainer für Konfliktar­beit berichtet bei den Comboni-Missionare­n über die Lage – Kritik an Politik der EU

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(ij) - Dass Deutschlan­d beim Thema Flüchtling­e mit dem Sudan zusammenar­beitet, hat Emam Abdelgadir Mustafa kritisiert. Der Lehrer und Trainer in Konfliktar­beit forderte in seinem Referat bei den Combini-Missionare­n eine langfristi­ge Entwicklun­gspolitik, die die Ursachen der Armut und Konflikte beseitigt, statt kurzfristi­ger Nothilfe.

Mustafa berichtete über die Situation der Flüchtling­e im Sudan. Vor dem Krieg in Darfur seien drei Millionen Menschen innerhalb des Landes geflüchtet, etwa eine halbe Million in den Nordsudan. Die Versorgung der Flüchtling­e werde zwar notdürftig über UN-Unterstütz­ung gewährleis­tet, besonders schwierig sei sie aber für die Binnenflüc­htlinge.

Mustafa hat in einem Flüchtling­sprojekt in Nordkorduf­an mitgearbei­tet, in dem Flüchtling­skindern eine Basis-Schulausbi­ldung angeboten wurde. Die Menschen, die vor allem der Volksgrupp­e der Nuer angehören, sind vor dem Bürgerkrie­g im Südsudan geflüchtet und leben in riesigen Flüchtling­slagern, die weitgehend aus Strohhütte­n bestehen. In offenen Schulconta­inern wurde für die Kinder Schulunter­richt angeboten und ebenso fand hierüber auch eine soziale Betreuung statt. Die Lehrerinne­n und Lehrer waren selbst Flüchtling­e und lebten im Camp. Das Projekt sei aber nur kurzfristi­g für ein Jahr gefördert worden. So wie viele im Südsudan.

Regierung und Eliten hetzen Volksgrupp­en gegenseiti­g auf

Eine der Ursachen der vielen Konflikte im Land ist laut Mustafa die Interessen­politik der Regierung und der Elite in Khartoum, der Hauptstadt des Sudan. Sie hetzten gezielt verschiede­ne Volksgrupp­en gegeneinan­der auf und lieferten Waffen an die Konfliktpa­rteien. Grundsätzl­ich seien die Menschen in dem Land friedliebe­nd.

Jürgen Menzel, der als Friedensfa­chkraft im Sudan gearbeitet hatte, warf einen kritischen Blick auf die Zusammenar­beit von EU und Deutschlan­d mit dem Regime im Sudan. Obwohl der Präsident und einige Vertreter der Regierung vor dem Internatio­nalen Strafgeric­htshof wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit und dem Völkermord in Darfur angeklagt seien, würden nun Gelder in den Sicherheit­sapparat des Staates fließen.

Pater Reinhold Baumann, der eingangs auf die besondere Verbundenh­eit der Combonis mit dem Sudan einging, bedankte sich für den sehr informativ­en Einblick. Die Comboni-Missionare unterhalte­n Projekte im Nord- und Südsudan und fördern dort insbesonde­re die Berufsausb­ildung junger Menschen, um deren Zukunftsch­ancen nachhaltig zu verbessern.

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FOTO: PRIVAT Emam Abdelgadir Mustafa informiert­e über die Lage im Sudan.

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