Fachkräftemangel wird Betriebe bremsen
Landrat Pavel ruft im Ausschuss zu einer neuen Zukunftsinitiative auf – „Darf nicht am Geld scheitern“
- Der Markt an Fachkräften in Ostwürttemberg ist leer gefegt. Und im kommenden Jahr wird sich der Mangel zum ersten Mal wachstumsbremsend auf die Betriebe in der Region auswirken. Das jedenfalls sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Aalener Agentur für Arbeit, Elmar Zillert. Und zeichnet ein differenziertes Bild für einen Arbeitsmarkt auf der Ostalb, dessen Zahlen seit sehr langer Zeit nicht mehr so gut waren wie momentan.
Wenn die Arbeitslosenquote auf der Ostalb einmal unter drei Prozent liegt, gibt’s Sekt – dieses Versprechen hat Landrat Klaus Pavel in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Arbeit und Grundsicherung des Kreistags mit einer „Pulle“für Elmar Zillert eingelöst. Und angesichts von dessen aktuellem Bericht gleich ein neues Versprechen draufgesetzt: Bei 2,5 Prozent Arbeitslosenquote „gehen wir im besten Restaurant auf der Ostalb saumäßig guad veschpera“.
Weit weg ist man im Ostalbkreis davon nicht mehr: 2,7 Prozent beträgt die Arbeitslosenquote hier derzeit, zusammen mit dem Kreis Heidenheim liegt sie in der Region bei 3,1 Prozent. Nicht umsonst sprach Zillert von einer Erfolgsstory: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist im Kreis auf 122 825 gestiegen, 2296 mehr als ein Jahr zuvor. Im Zehn-Jahresvergleich ist sie sogar um 18 405 gestiegen.
Der Chef der Arbeitsagentur machte auch auf andere Dinge aufmerksam. So sei auf der Ostalb beim Frauenanteil unter den Beschäftigten durchaus noch Luft nach oben. Ebenso beim Anteil der Ausländer, der hier bei zehn, landesweit aber bei 14,5 Prozent liege. Und auch beim Anteil der Teilzeitbeschäftigten habe die Ostalb Nachholbedarf: Liegt er hier bei 24,2 Prozent, sind es im Land 25,4 und bundesweit gar 27,6 Prozent. Mit 12,4 Prozent liegt der Anteil der Akademiker unter den Beschäftigten auf der Ostalb weit unter dem Landesdurchschnitt von 16,5 Prozent.
Insgesamt lautete Zillerts Fazit so: Die Zahlen belegen einerseits, wie gut der Arbeitsmarkt auf der Ostalb derzeit gerade dasteht, es gebe aber zunehmend strukturelle Probleme, weil Angebot und Nachfrage nicht mehr zusammenpassten. Immerhin seien derzeit über 80 Prozent der Stellenangebote für Fachkräfte. Und auch am Ausbildungsmarkt zeichnet sich die Misere ab: Der, so Zillert, sei mit 3162 Stellen auf 2350 Bewerber momentan zwar ein Traum, der gleichzeitig aber zunehmend zum Problem werde. Den Betrieben fehle schlichtweg der Nachwuchs.
Mehr Frauen in Jobs bringen
Um vor allem dem Fachkräftemangel zu begegnen, gilt es laut Zillert, die Qualifizierung von Ungelernten zu forcieren, auch auf dem Wege von Teilqualifizierungen in einem Modulsystem. Außerdem müsse das Erwerbspotenzial von Frauen erhöht werden.
Pavel machte angesichts all dessen deutlich, dass der Ostalbkreis geradezu zwingend eine neue Fachkräfteund Zukunftsinitiative starten müsse. „Da muss 2018 schon was laufen – frech, frisch, mit völlig neuen Ideen und mit allen Beteiligten“, forderte Pavel. Und die neue europäische Ausbildungsund Transferakademie EATA in Ellwangen müsse dazu genauso ihren Beitrag leisten – „da muss jetzt wirklich was passieren“–, wie man überlegen müsse, Fachkräfte für die Ostalb im Ausland zu gewinnen. Und der Kreis müsse trotz aller guter Entwicklungen stark aufholen bei Existenzgründungen und Startups. „Es darf nicht am Geld scheitern“, unterstrich Pavel, dass er all diese Bemühungen jetzt massiv vorantreiben wolle.
„Da muss 2018 schon was laufen – frech, frisch, mit völlig neuen Ideen“, sagte Landrat Klaus Pavel zu einer Zukunftsinitiative gegen den Fachkräftemangel.