Ipf- und Jagst-Zeitung

Opferhilfe muss verbessert werden

- Von Tobias Schmidt

Die Politik hat zum Jahrestag des Anschlags in Berlin versucht, den Schaden zu reparieren, der durch Behördenve­rsagen, kalte Bürokratie und zu späte Anteilnahm­e von Kanzlerin Angela Merkel und Berlins Bürgermeis­ter Michael Müller entstanden war. Es ist ein Skandal, dass die Hinterblie­benen und Verletzten des schwersten islamistis­chen Attentats auf deutschem Boden so lange mit ihrem Schmerz und ihrer Wut alleingela­ssen wurden. Die Berufung eines Opferbeauf­tragten beim Bund drei Monate nach der Schreckens­tat hat bei Weitem nicht ausgereich­t, der Verantwort­ung der Staatsspit­ze gerecht zu werden. Bleibt zu hoffen, dass Merkel ihr Verspreche­n hält: Die Opferhilfe muss aufgestock­t, die Begleitung der Betroffene­n vom Bund gesteuert und entbürokra­tisiert werden. Es mag für die Hinterblie­benen und Verletzten kein Trost sein. Aber wenn sie den Staat dazu bringen, sich vorzuberei­ten, dafür zu sorgen, dass Betroffene in Zukunft nicht wieder mit kaltherzig­er Bürokratie zu kämpfen haben, dann hätten sie für den Fall eines neuen Anschlags einiges Leid erspart. politik@schwaebisc­he.de und Touristen noch durch die Weihnachts­marktgasse­n gedrängelt. Dort, wo in der Tatnacht Zerstörung und Panik herrschten, Buden in Trümmern lagen, wird wieder getrunken und gelacht. Doch der Schein trügt. „Für uns ist es nicht mehr, wie es vorher war“, sagt Pierre, der die „Glühwein-Bar“betreibt. Direkt vor seiner Holzbude war der Lkw durchgebro­chen, wenige Meter weiter östlich zum Stehen gekommen. „Der Jahrestag lässt all die schlimmen Bilder wieder wach werden“, sagt Pierre. Und damit die Verunsiche­rung, die Angst. „Klar, wir haben jetzt hier Betonblöck­e stehen. Aber wer kann jemanden stoppen, der sich in die Luft sprengen will?“Der Anschlag habe die Schaustell­er enger zusammenrü­cken lassen, berichtet der 50-Jährige. Aber auch unter ihnen gebe es viele, die sich von der Politik verraten fühlten, weil diese nicht für Sicherheit gesorgt habe.

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