Bilanz nach 32 Jahren
Neresheims Bürgermeister Gerd Dannenmann lässt seine Amtszeit Revue passieren
NERESHEIM - Mit dem Jahreswechsel ist für Gerd Dannenmann Schluss: Nach 32 Jahren als Neresheimer Bürgermeister geht er in den Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird er am Donnerstag, 21. Dezember, um 19 Uhr in der Härtsfeldhalle. Im Gespräch mit Viktor Turad hat Dannenmann Bilanz gezogen und zurückgeschaut.
Wie fühlen Sie sich so kurz vor Ende Ihrer Amtszeit?
Die Gefühle sind natürlich gemischt. Es geht ja schließlich um immerhin 32 Jahre Amtszeit. Aber es war jetzt der richtige Zeitpunkt, nicht mehr zur Wahl anzutreten. Natürlich habe ich einerseits nach wie vor starke emotionale Bindungen zur Stadt einschließlich aller Ortsteile. Andererseits fällt für mich demnächst eine große Verantwortung weg und tun sich gleichzeitig neue Freiräume auf.
Wie oft haben Sie es schon bereut, dass Sie nicht doch noch einmal angetreten sind?
Das habe ich noch nicht bereut. Es waren viele Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen. Es gab viele schöne Momente, wenn etwa wichtige Projekte realisiert waren, es gab viele schöne Feste, zum Beispiel das Stadtjubiläum im Jahr 2000 und das Freilichttheater zur Stadtgeschichte oder die Ehrenmitgliedschaft bei der Royal Academy, es gab viele Einweihungen, Vereinsjubiläen und Treffen mit den Partnerstädten und vieles mehr. Aber jetzt war, wie schon gesagt, der richtige Zeitpunkt für mich, aufzuhören.
Nennen Sie mal einige Höhepunkte aus den vergangenen 32 Jahren.
Zu den Höhepunkten gehören für mich zweifellos alle Maßnahmen, um Neresheim zur Schulstadt auszubauen. Vor allem sind da zu nennen der Wiederaufbau und die Erweiterung der Härtsfeldschule, der Ausbau des Progymnasiums zum Vollgymnasium, der Ausbau der Angebote an den Schulen wie etwa die Mensen, aber auch die Sanierung der Härtsfeldhalle und der Bau der Härtsfeld-Sportarena, die das ganze Jahr über fleißig genutzt wird und in der im Winterhalbjahr große Turniere stattfinden, die sonst nicht möglich wären. Zu den Höhepunkten gehört aber auch die Umwandlung des seinerzeitigen Kreiskrankenhauses in ein SRH-Fachkrankenhaus. Dort sind jetzt übrigens die Weichen so gestellt, dass der Erweiterung nichts mehr im Wege steht.
Härtsfeldschule und Fachkrankenhaus waren aber nicht immer die reine Freude für Sie.
Das ist richtig. Bei beiden gab es erst Tiefschläge. Der Brand der Härtsfeldschule Mitte der 90er-Jahre hat einen Millionenschaden verursacht. Wir mussten in kürzester Zeit alles so organisieren, dass der Schulbetrieb weitergehen konnte, zum einen in Klassenzimmern in den Ortsteilen, zum anderen, indem wir Container aufgestellt haben. Auch das Kreiskrankenhaus war zunächst einmal ein bitterer Tiefpunkt meiner Amtszeit. Das damalige Belegkrankenhaus steckte tief in den roten Zahlen und im Kreistag war sein Weiterbestand oft ein Thema. Dank des seinerzeitigen Abgeordneten Gustav Wabro sind wir mit der SRH in Kontakt gekommen. Bis aber endgültig klar war, dass Neresheim das Fachkrankenhaus bekommen würde, war es ein spannender Prozess. Einmal schien es sogar, dass es nicht klappen würde.
Zurück zu den Höhepunkten Ihrer Amtszeit. Es gibt doch sicher noch einige andere.
Ja. Da wäre zum Beispiel das Härtsfeldcenter, mit dem eine hervorragende Grundversorgung gesichert werden konnte und das sich als starker Magnet erwiesen hat. Oder das Gewerbegebiet „Im Riegel“. Als ich als Bürgermeister nach Neresheim kam, stand eine Erweiterung an. Da es sich aber um ein Wasserschutzgebiet handelt, waren Spezialuntersuchungen und Färbeversuche notwendig. Das stand damals schon Spitz auf Knopf. Jetzt steht die definitiv letzte Erweiterung mit zwei Hektar an. Ins Gewerbegebiet umgesiedelt wurde übrigens die damalige BAG und spätere BayWa, wodurch der Neubau der Samariterstiftung ermöglicht wurde einschließlich des seniorengerechten Wohnens. Ich bin froh, dass es nun auch für den Bereich Behinderte konkrete Planungen gibt. Als Folge des Neubaus stand der große alte Gebäudekomplex der Samariterstiftung lange leer, und viele hat die Frage umgetrieben, wie es dort weitergeht. Ich freue mich, dass nun eine Lösung mit einem privaten Investor gefunden werden konnte. Vonseiten der Stadt ist alles soweit in trockenen Tüchern, dass es nun dort weitergehen kann.
Wenn Sie an die Ortsteile denken, welche Glanzlichter fallen Ihnen da ein?
Wir haben auch in Elchingen das Gewerbegebiet erweitert und es hat in allen Ortsteilen einen rasanten Aufschwung gegeben mit Investitionen und Neuansiedlungen. Mir war in allen Ortsteilen wichtig, dass wir immer Baugebiete erschließen. So ist die Einwohnerzahl von 7200 zu Beginn meiner Amtszeit auf nun knapp 8000 gestiegen. Jetzt ist die Infrastruktur auch in den Ortsteilen gut ausgebaut.
Haben Sie Ihre Aufgaben und Pflichten immer beschäftigt oder haben Sie auch mal loslassen können?
Eigentlich haben sie mich immer beschäftigt, denn ich war und bin Bürgermeister mit Leib und Seele. Aber natürlich muss man sich trotzdem einen gewissen Freiraum bewahren.
Was sind für Sie die schönen Seiten Ihres Berufs?
Das ist die Möglichkeit zu gestalten, Projekte umzusetzen und mit vielen Menschen bei den unterschiedlichsten Themen und Gelegenheiten zusammenzukommen.
Und die nicht so schönen Seiten?
Einerseits ist der zeitliche Aufwand bei vielen Verpflichtungen mit vielen Abend- und Wochenendterminen sehr hoch. Andererseits muss ich aber sagen, dass ich trotzdem sehr viele Termine sehr gerne wahrgenommen habe. Nicht so schön ist jedoch, dass die Familie dabei oft zu kurz gekommen ist, nicht so schön ist auch, dass in den letzten Jahren die Bürokratie immer mehr wird.
Würden Sie Ihren Beruf nochmal ergreifen?
Das kann ich ohne Zögern bejahen.
Was sind die Aufgaben, die Ihr Nachfolger aus Ihrer Sicht zuerst angehen muss?
Das ist seine Entscheidung, dazu möchte ich mich eigentlich nicht äußern. Nur so viel: Für einige Projekte sind die Weichen gestellt, das ergibt sich aus dem kürzlich verabschiedeten Haushaltsplan. Er ist die Grundlage für das nächste Jahr. Ob er aber so umgesetzt wird, das liegt an meinem Nachfolger und am Gemeinderat.
Wie stellen Sie sich Ihren Ruhestand vor? Bleiben Sie in Neresheim wohnen?
Wir wohnen und leben gerne in Neresheim, Neresheim ist uns zur Heimat geworden. Außerdem bleibt meine Frau berufstätig. Ich will im Ruhestand auf alle Fälle ein bisschen kürzer treten und Dinge in den Vordergrund stellen, die sonst zu kurz gekommen sind: Das Private, meine Familie mit bald drei Enkelkindern. Und Freizeitaktivitäten wie Fernreisen, Wandern, Bergsteigen oder Musik. Außerdem habe ich einen großen Garten. Überdies bin ich nach wie vor Mitglied im Kreistag und im Regionalverband und habe verschiedene Ehrenämter inne.