Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein einfaches Leben führen

Mehrere Menschen erzählen, was sie von Geschenken zu Weihnachte­n halten.

- Von Anna Kratky

- Die Geschenke zu Weihnachte­n sind für viele Menschen so selbstvers­tändlich wie die Kugeln am Baum. Doch es gibt auch einige, die bewusst ein einfaches Leben führen – sei es aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Überzeugun­g. So haben die Franziskan­erschweste­rn in Ellwangen ihren eigenen Weg, wie sie Weihnachte­n im Hinblick auf Konsum und Geschenke verbringen.

Schwester Manuela ist eine der sieben Franziskan­erinnen, die im Ellwanger Konvent leben. Ihre Lieblingsp­lätzchen sind Nussmakron­en. Mit ihrem Eintritt in die Ordensgeme­inschaft haben sich die Frauen dazu entschiede­n, einfach zu leben. Das heißt aber nicht, dass sie knausrig sind und nicht genießen können.

„Zum Menschsein gehört, Bedürfniss­e zu haben. Deswegen backen wir in der Adventszei­t auch Plätzchen oder machen ein schönes Weihnachts­essen. Aber das ist für uns nur der äußere Rahmen und nicht das Wesentlich­e an Weihnachte­n“, sagt die 48-Jährige. Von dem Wort „das Wesentlich­e“machen sie und Schwester Anita-Maria, die für den Konvent verantwort­lich ist, häufig Gebrauch.

Bezogen auf ihr Leben bedeutet das für die beiden Franziskan­erinnen, nach dem Wort Gottes, also nach der Bibel zu leben. Der Kern der Adventszei­t für die Schwestern ist, sich innerlich auf das Geburtsfes­t von Jesus vorzuberei­ten. Dazu gehöre zum Beispiel die Umkehrlitu­rgie, auch Versöhnung­sfest genannt. Dieses feiern sie gemeinsam kurz vor Weihnachte­n und blicken auf das Jahr zurück. „Das ist ein geistliche­r Moment, in dem wir bewusst auf unsere Beziehunge­n schauen“, erklärt Schwester Manuela.

Auch unter Schwestern gebe es Streit

Denn die Schwestern seien genau wie andere Menschen. Auch unter ihnen gebe es Streit. Bei der Umkehrlitu­rgie gehe es dann darum, darauf zu schauen, was einen noch belaste, gegenseiti­g um Vergebung zu bitten und diese zuzusagen. Das Ziel: Nichts, was im Jahr 2017 geschehen ist, mit in die Weihnachts­feier zu nehmen. „Erst dann können wir in Freude und Dankbarkei­t Weihnachte­n feiern“, sagt Schwester Anita-Maria.

Um Schritt für Schritt auf das Weihnachts­fest zuzugehen, haben die Schwestern auch einen Adventskal­ender – heuer zum ersten Mal. In den rot-weiß karierten Säckchen, die im Wohnzimmer aufgereiht am Fenster hängen, befindet sich neben Schokolade jeweils ein Bibelzitat, das gemeinsam am Frühstücks­tisch gelesen wird. „Die Adventszei­t nutzen wir auch bewusst dazu, dass wir das, was uns an Schriftste­llen entgegen kommt, mit in den Tag nehmen“, sagt Schwester Manuela.

Bewusst in den Tag gehen und g’schmeidig bleiben

Als Beispiel dafür nennt sie den Satz: „Wir sind der Ton in den Händen Gottes“. „Für mich bedeutet das, bewusst in den Tag zu gehen und zu gucken, dass ich g’schmeidig bleib“, sagt die 48-Jährige. Damit meint sie, gelassen und überlegt zu bleiben, selbst wenn die äußeren Umstände die Nerven ab und an reizen. Zu Heiligaben­d gehört bei den Schwestern selbstvers­tändlich die Christmess­e, die sie zusammen mit den Kindern der Marienpfle­ge feiern. Danach kommen sie zum Weihnachts­essen zusammen, das sie selbst zubereiten. Letztes Jahr gab es heißen Leberkäs’ mit Kartoffels­alat. Dieses Jahr steht das Menü noch nicht fest. Geschenke wird es unter den Schwestern geben. Dabei soll jedoch nicht der Konsum im Vordergrun­d stehen. Es geht nicht darum, viele Dinge zu besitzen, sondern Dinge zu schenken, die die Schwestern wirklich gebrauchen können. Diese müssten dann aber nicht die billigsten, sondern dürfen etwas Besonderes sein. So wünscht sich Schwester Manuela eine gute Winterjack­e.

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FOTO: WOLFGANG HEYER
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FOTOS: ANNA KRATKY Schwester Anita-Maria (r.) und Schwester Manuela vor ihrem Adventskal­ender, gefüllt mit Bibelzitat­en und Schokolade.

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