Ein weiteres Jahr der Extreme
Wetterkatastrophen brachten Menschen 2017 weltweit Tod und Verderben
(dpa) - Verheerende Stürme in der Karibik, wahre Sintfluten auch in Deutschland: Nicht immer liegt es am Klimawandel, wenn das Wetter verrückt spielt. Doch führende Forscher sind sich einig: Die Wetterextreme nehmen zu – und haben auch das Jahr 2017 geprägt, hierzulande und weltweit.
Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag mitteilte, zählt 2017 zu den acht wärmsten Jahren seit Beginn der regelmäßigen Messungen 1881. Im Schnitt lag die Temperatur laut DWD mit 9,6 Grad Celsius um 1,4 Grad über dem langjährigen und international gültigen Vergleichswert (1961 bis 1990) gelegen. Im Vergleich zum Zeitraum 1981 bis 2010 sei es eine Abweichung von plus 0,7 Grad. Ausgewertet wurden Daten von rund 2000 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes.
Insgesamt sei das zu Ende gehende Jahr geprägt gewesen von Unbeständigkeit und Wetterextremen wie den Orkanen „Xavier“und „Herwart“oder einer plötzlichen Rückkehr des Frostes im April. „Xavier“brachte Stillstand bei Zügen, Bussen und Bahnen, Chaos an den Flughäfen und mindestens sieben Tote. Er war laut Meteorologen einer der heftigsten Stürme seit Jahrzehnten, der vor allem den Norden und Osten Deutschlands traf.
Rund um den Globus hatten die Menschen dieses Jahr mit Wetterkatastrophen zu kämpfen. So etwa in den USA: Sturm „Harvey“verwandelte Ende August die texanische Millionenmetropole Houston, viertgrößte Stadt der USA, in eine Seenlandschaft. Wo sich in der Rushhour sonst Auto an Auto reiht, pflügten kleine Boote durch die Häuserschluchten. Nie zuvor hat der zweitgrößte US-Bundesstaat eine solche Sintflut erlebt, Gouverneur Greg Abbott nennt sie „historisch“. Die Bilanz: dutzende Todesopfer, Tausende zerstörte Häuser, Schäden in dreistelliger Milliardenhöhe.
Dutzende Tote in der Karibik
Nach „Harvey“braute sich über dem Atlantik eine neue Katastrophe zusammen: Hurrikan „Irma“, einer der stärksten jemals in der Region registrierten Stürme, zog seine zerstörerische Bahn zunächst durch die Karibik. Barbuda, Anguilla, St. Martin und Kuba traf es besonders hart – auch die USA blieben nicht verschont. Jacksonville, größte Stadt Floridas, stand unter Wasser, Millionen Haushalte im ganzen Land waren ohne Strom, die Inseln vor der Küste Floridas von der Außenwelt abgeschnitten. Wieder gab es Dutzende Tote.
Der nächste Monstersturm mit dem Namen „Maria“suchte im September Guadeloupe und Dominica, vor allem aber Puerto Rico heim – größtes Außengebiet der USA und schon vor dem Hurrikan von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelt. Straßen wurden zu Flüssen, Autos wie Spielzeug durch die Luft geschleudert. Es fehlte an Treibstoff und Lebensmitteln, Strom und sauberem Wasser. Der Gouverneur sprach von einer „humanitären Katastrophe“.
Arme Länder leiden besonders unter den Wetterextremen. So etwa
Peru: Seit mindestens 18 Jahren hat es im drittgrößten Land Südamerikas nicht mehr so gegossen wie im März 2017. Erdrutsche und Überschwemmungen, Zigtausende unbewohnbare Häuser, Dutzende Tote. Grund für das Klima-Chaos war wohl das viel zu warme Wasser im Pazifik. Die stärkere Verdunstung bildete besonders regenreiche Wolken.
Hitze in Südeuropa
Noch schlimmer traf es Perus nördlichen Nachbarn Kolumbien Anfang April. Ein Unwetter suchte die 40000-Einwohner-Stadt Mocoa im Süden heim, drei kleine Flüsse wurden zu reißenden Strömen. Die Wassermassen rissen Brücken ein und brachten Hunderten Menschen den Tod. Auch im westafrikanischen Sierra Leone lösten heftige Regenfälle Katastrophe aus. Nahe der Hauptstadt Freetown Mitte August brachen Teile eines aufgeweichten Hügels ab. Hunderte Tote, Tausende Obdachlose, hieß es in ersten Schätzungen. Aus Sicht von Umweltschützern ist die Abholzung der Wälder in und um Freetown für die Katastrophe mitverantwortlich.
Ganz anders in Südeuropa. Ein Frühjahr mit extremer Trockenheit, ein Sommer mit Rekordhitze und ein regenarmer Herbst. Im Jahr 2017 musste Spanien eine der schwersten Dürreperioden seit Jahrzehnten überstehen. In Portugal tobten den Sommer über von Hitze und Trockenheit angefachte Waldbrände. In
Italien litten die Menschen unter Temperaturen von über 40 Grad, die Hoch „Luzifer“aus Afrika mitbrachte. In Rom überlegte man gar, das Wasser zu rationieren. Am Horn von
Afrika wurde die Dürre einmal mehr zur Hungerkatastrophe.