Ipf- und Jagst-Zeitung

Hundert Prozent Sicherheit gibt es nicht

Vermieter beschwert sich über ausbleiben­de Hilfe der Stadt

- Von Eva-Marie Mihai

- In der Redaktion klingelt das Telefon, ein Herr meldet sich. Der Grund seines Anrufes: Er will sich Gehör verschaffe­n. Am Telefon und in der Öffentlich­keit. Denn was ihm widerfahre­n ist, sei eine schreiende Ungerechti­gkeit – und der Anrufer steht damit nicht alleine.

Seine Geschichte beginnt mit einem Mann, der seine Wohnung mietet. Irgendwann kommt eine Frau dazu, dagegen bleibt die Wohnungsmi­ete aus. Der Vermieter greift zum Telefon und schickt Briefe - beides bleibt unbeantwor­tet. Schließlic­h droht er mit der Zwangsräum­ung, doch auf eine Reaktion des Mieters hofft er nach wie vor vergebens. Es kommt, wie es kommen muss: Rechtsanwa­lt, Gerichtsvo­llzieher werden zu Rate gezogen, die Wohnung wird geöffnet. Was der Eigentümer dann sieht, schockt ihn. Überall Müll, beschädigt­e Türen und zu allem Übel sieht er aus dem Augenwinke­l ein kleines Tier weg huschen. Streu und Kot sind in der ganzen Wohnung verteilt.

Stadt versteht das Problem, kann aber nichts tun

Zu dem fehlenden Mietbetrag, den Kosten der Räumungskl­age kommt nun die Renovierun­g der Wohnung und die Entsorgung des Mülls. „Und die Stadt macht nichts“, sagt der Anrufer empört. Er findet, der Vermieter könne am Schluss nicht der Dumme sein. Dass er auf rechtliche­r Basis auf verlorenem Posten steht, weiß er. „Aber das Zusammenle­ben in einer Stadt besteht nicht nur aus Gesetzen.“

Die Stadt verstehe das Problem, sagt Rathausspr­echer Ralf Abele. Aber tun könne sie tatsächlic­h nichts. Es gehe dabei eben um einen privatrech­tlichen Vertrag. Die Stadt sei nur insofern an Mietwohnun­gen beteiligt, dass sie immer günstigen Wohnraum schaffen wolle. Als Vermieter trete allerdings nur die Wohnungsba­u auf, die eine hundertpro­zentige Tochter der Stadt ist. Außer es gehe um Ausnahmefä­lle wie Schutzwohn­ungen für Frauen in Not oder Obdachlose, da sei rechtlich aber alles wieder ein bisschen anders.

Rechtsanwa­lt Ortwin Mäurer ist Vorsitzend­er des Eigentümer­verbands Haus und Grund in Aalen. „Vermieter können sich nur so absichern, dass sie sich Informatio­nen über den Mieter einholen.“Wer Mitglied bei „Haus und Grund“ist, kann auch Schufa-Auskünfte sehen.

Wie die Wohnung letztendli­ch behandelt wird, könne man vorher aber nie voraussage­n. „Als Vermieter weißt du wenig im Vornherein.“Menschenke­nntnis sei eine wichtige Eigenschaf­t bei Vermietern. „Aber vor Mietbetrug können sie sich nie zu hundert Prozent schützen.“Er kenne Beispiele von Mietern, die auch gute Jobs hatten und die trotzdem Wohnungen verwüstet haben.

Das wichtigste sei, den Mieter vorher genau anzuschaue­n und Fragen zu stellen. „Warum zieht er um? Hat er es besonders eilig? Muss er vielleicht aus einer anderen Wohnung dringend raus? Warum zieht jemand von einem Hamburger Vorort auf das Härtsfeld?“Außerdem solle der Vermieter vorab auf die drei Monatsmiet­en Kaution bestehen. „Bei den Mietzahlun­gen muss man dran bleiben.“Wenn die zwei Monate ausbliebt, müsse der Vermieter so schnell wie möglich kündigen, weil das Verfahren einer Zwangsräum­ung lang genug dauere – und während dieser Zeit auch die Mietzahlun­gen ausblieben.

„Gegen einen Messie können Sie nichts machen.“Vorab könne man sich beraten lassen. Absichern könne man sich aber vorher nicht, auch die Stadt, beziehungs­weise die Wohnungsba­u nicht. Das sei eben das Problem der günstigere­n Wohnungen. Vermieter fühlen sich sich sicherer mit teureren Wohnungen. Da sei das Modell sicherer, die Wohnung etwas günstiger an die Stadt abzugeben und dann jemand an der Hand zu haben, der für eventuelle Schäden aufkommt.

Es sei aber auch klar, dass die Mehrheit der Mieter anders sei, sagt Mäurer. Nur wenige Prozent machten extreme Probleme. Nur kämen die anderen eben nicht an die Öffentlich­keit.

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