Hundert Prozent Sicherheit gibt es nicht
Vermieter beschwert sich über ausbleibende Hilfe der Stadt
- In der Redaktion klingelt das Telefon, ein Herr meldet sich. Der Grund seines Anrufes: Er will sich Gehör verschaffen. Am Telefon und in der Öffentlichkeit. Denn was ihm widerfahren ist, sei eine schreiende Ungerechtigkeit – und der Anrufer steht damit nicht alleine.
Seine Geschichte beginnt mit einem Mann, der seine Wohnung mietet. Irgendwann kommt eine Frau dazu, dagegen bleibt die Wohnungsmiete aus. Der Vermieter greift zum Telefon und schickt Briefe - beides bleibt unbeantwortet. Schließlich droht er mit der Zwangsräumung, doch auf eine Reaktion des Mieters hofft er nach wie vor vergebens. Es kommt, wie es kommen muss: Rechtsanwalt, Gerichtsvollzieher werden zu Rate gezogen, die Wohnung wird geöffnet. Was der Eigentümer dann sieht, schockt ihn. Überall Müll, beschädigte Türen und zu allem Übel sieht er aus dem Augenwinkel ein kleines Tier weg huschen. Streu und Kot sind in der ganzen Wohnung verteilt.
Stadt versteht das Problem, kann aber nichts tun
Zu dem fehlenden Mietbetrag, den Kosten der Räumungsklage kommt nun die Renovierung der Wohnung und die Entsorgung des Mülls. „Und die Stadt macht nichts“, sagt der Anrufer empört. Er findet, der Vermieter könne am Schluss nicht der Dumme sein. Dass er auf rechtlicher Basis auf verlorenem Posten steht, weiß er. „Aber das Zusammenleben in einer Stadt besteht nicht nur aus Gesetzen.“
Die Stadt verstehe das Problem, sagt Rathaussprecher Ralf Abele. Aber tun könne sie tatsächlich nichts. Es gehe dabei eben um einen privatrechtlichen Vertrag. Die Stadt sei nur insofern an Mietwohnungen beteiligt, dass sie immer günstigen Wohnraum schaffen wolle. Als Vermieter trete allerdings nur die Wohnungsbau auf, die eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist. Außer es gehe um Ausnahmefälle wie Schutzwohnungen für Frauen in Not oder Obdachlose, da sei rechtlich aber alles wieder ein bisschen anders.
Rechtsanwalt Ortwin Mäurer ist Vorsitzender des Eigentümerverbands Haus und Grund in Aalen. „Vermieter können sich nur so absichern, dass sie sich Informationen über den Mieter einholen.“Wer Mitglied bei „Haus und Grund“ist, kann auch Schufa-Auskünfte sehen.
Wie die Wohnung letztendlich behandelt wird, könne man vorher aber nie voraussagen. „Als Vermieter weißt du wenig im Vornherein.“Menschenkenntnis sei eine wichtige Eigenschaft bei Vermietern. „Aber vor Mietbetrug können sie sich nie zu hundert Prozent schützen.“Er kenne Beispiele von Mietern, die auch gute Jobs hatten und die trotzdem Wohnungen verwüstet haben.
Das wichtigste sei, den Mieter vorher genau anzuschauen und Fragen zu stellen. „Warum zieht er um? Hat er es besonders eilig? Muss er vielleicht aus einer anderen Wohnung dringend raus? Warum zieht jemand von einem Hamburger Vorort auf das Härtsfeld?“Außerdem solle der Vermieter vorab auf die drei Monatsmieten Kaution bestehen. „Bei den Mietzahlungen muss man dran bleiben.“Wenn die zwei Monate ausbliebt, müsse der Vermieter so schnell wie möglich kündigen, weil das Verfahren einer Zwangsräumung lang genug dauere – und während dieser Zeit auch die Mietzahlungen ausblieben.
„Gegen einen Messie können Sie nichts machen.“Vorab könne man sich beraten lassen. Absichern könne man sich aber vorher nicht, auch die Stadt, beziehungsweise die Wohnungsbau nicht. Das sei eben das Problem der günstigeren Wohnungen. Vermieter fühlen sich sich sicherer mit teureren Wohnungen. Da sei das Modell sicherer, die Wohnung etwas günstiger an die Stadt abzugeben und dann jemand an der Hand zu haben, der für eventuelle Schäden aufkommt.
Es sei aber auch klar, dass die Mehrheit der Mieter anders sei, sagt Mäurer. Nur wenige Prozent machten extreme Probleme. Nur kämen die anderen eben nicht an die Öffentlichkeit.