Das Sommermärchen vom Härtsfeld
Dorfmerkingen ist aufgestiegen, hat den WFV-Pokal gewonnen und im DFB-Pokal gegen Leipzig gespielt
Wenn sich ein Jahresrückblick bei einem Verein lohnt, dann wohl bei den Sportfreunden Dorfmerkingen. Jeder Fußballfan erinnert sich wohl noch an das „Sommermärchen 2006“, als die Weltmeisterschaft in Deutschland ausgetragen wurde. Die Dorfmerkinger haben nun ihr eigenes Sommermärchen 2017 geschrieben - allerdings mit Happy End. Die Fußballer waren in diesem Jahr nicht nur auf der Ostalb in aller Munde, nein, auch bundesweit sorgten sie für so manche Schlagzeile. Strukturell war der Gewinn der LandesligaMeisterschaft für die Mannschaft von Helmut Dietterle wahrscheinlich der wichtigste Erfolg, das Highlight bildete jedoch der Gewinn des WFV-Pokals im GAZI-Stadion dank eines 3:1-Erfolgs gegen den Regionalligisten Stuttgarter Kickers und der damit verbundenen Teilnahme am DFB-Pokalwettbewerb. Zugelost wurde den Härtsfeldern dann auch noch der Deutsche Vizemeister RB Leipzig um den ehemaligen VfR Aalen-Trainer Ralph Hasenhüttl - ehr geht für einen Amateurfußballer nicht.
Es war wohl gut, dass der routinierte Ex-Profi Dietterle die Geschicke in der jüngsten Vergangenheit geleitet hat, mal abgesehen davon, dass mit ihm der Erfolg aufs Härtsfeld zurückgekehrt ist. Stets hob er mahnend den Zeigefinger und holte diejenigen aus seinem Umfeld, die schon die Bodenhaftung zu verlieren drohten, wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Tatsächlich wurde es am Ende der abgelaufenen Landesligasaison noch einmal etwas enger, doch die Krönung sollte dennoch in Form der Meisterschaft folgen - mit „nur noch“drei Punkten Vorsprung. Doch zuvor, und das muss man bei den Sportfreunden einfach berücksichtigen, hatte man besagten WFV-Pokal ergattert - gegen keinen Geringeren als die Stuttgarter Kickers. Mit 3:1 setzte sich die Dietterle-Elf am 25. Mai durch und besonders ein Mann geriet in den Fokus: Dreifachtorschütze Fabian Weiß, der den Regionalligisten fast im Alleingang besiegte und damit wohl mehr Rummel um seine Person abbekommen hatte als zu seiner Zeit als Profi in Aalen und Würzburg. „Wenn einer in einem Spiel drei Tore schießt, dann ist er sicherlich der Spieler des Tages. Aber: die Mannschaft ist Spieler des Tages“, sagte Dietterle im Moment des Triumphs, ein Credo, was sie auf dem Härtsfeld längst verinnerlicht haben.
Zahlreiche Fans
Mit elf Reisebussen waren die Fans vom Härtsfeld in die Landeshauptstadt gereist und trugen ihren Teil dazu bei, dass sich der David gegen den Goliath vor rund 5000 Zuschauern durchsetzen konnte. „Vorher hat eigentlich alles gegen uns gesprochen. Aus dieser Position heraus konnten wir dieses Finale angehen. Intern haben wir schon gesagt, dass wir dieses Spiel gewinnen möchten. Sonst braucht man nicht an einem Endspiel teilnehmen“, sagte Dietterle damals. Und das taten sie, und wie. Dabei machten die Schwarz-Roten im Vorfeld und rund um die Partie eigentlich alles, was man machen kann: Public Viewing an der DorfFeuerwehr, beflockte T-Shirts, ja selbst ein eigenes Bier wurde gebraut. Am Ende waren es alles Mosaiksteinchen, die zu diesem zweiten Verbandspokalsieg beitragen sollten. Den ersten Sieg holten die Dorfmerkinger übrigens in den Neunzigern. Damals an der Seitenlinie: na klar, Helmut Dietterle. Doch damit alleine wollten sich die Sportfreunde scheinbar nicht abfinden.
Ups, Pokal verloren
Auf die Mannschaftsfeier nach Mallorca musste das gute Stück ebenfalls mit - und ging im Freudentaumel und unter Mitwirkung so mancher Promille verloren. Eine bundesweite Suche begann und selbst Vizemeister Leipzig, als Gegner in der ersten Runde des DFB-Pokals zu diesem Zeitpunkt feststehend, beteiligte sich an der Suche. Diesbezüglich wurde seitens des Dorfvereins gar eine Pressekonferenz einberufen, auf der der von der Handballmannschaft des TSV Neusäß gefundene und wieder nach Deutschland gebrachte Pokal dann präsentiert werden konnte. Das Finale furioso dieses grandiosen Jahres folgte dann schließlich in der Ostalb-Arena, die man als Austragunsgort für den DFB-Pokal mieten durfte. Dass die Partie gegen den Deutschen Vizemeister RB Leipzig mit 0:5 und vor rund 10 000 Zuschauern verloren ging, interessierte in der Mannschaft und auf dem gesamten Härtsfeld nur marginal.
Und heute? Nun ja, das Siegen haben die Dorfmerkinger auch eine Etage höher, in der Verbandsliga nicht verlernt. Hinter dem großen Favoriten und Oberligaabsteiger Hollenbach überwintert die Mannschaft von Dietterle derzeit auf dem zweiten Platz. Ein nächstes Sommermärchen liegt in der Luft, wenn auch ein kleineres - im Pokal ist man nämlich schon ausgeschieden.
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