„Dann habe ich doch noch geheult“
Heide Keller über ihren Abschied vom „Traumschiff“, die gute Stimmung an Bord und das Paradies auf Erden
Eine TV-Legende geht von Bord: Mehr als drei Jahrzehnte lang verrichtete Heide Keller als Chef-Hostess Beatrice ihren Dienst auf dem „Traumschiff“, doch jetzt ist Schluss. In der Neujahrsausgabe der beliebten Fernsehserie ist die 76-Jährige zum letzten Mal in der Rolle zu sehen, mit der sie berühmt wurde. In „Das Traumschiff: Los Angeles“(1.1., 20.15 Uhr, ZDF) verabschiedet sich Hostess Beatrice von Kapitän und Mannschaft.
Frau Keller, Sie gehören seit der ersten „Traumschiff“-Folge 1981 zum Ensemble des TV-Klassikers. Warum hören Sie jetzt auf ?
Ganz einfach: Ich wollte gehen, solange ich noch auf Stöckelschuhen die Gangway runterkomme. Mir war es wichtig, den Zeitpunkt selber zu bestimmen und mit einer gewissen Frische von Bord zu gehen.
Sie haben eine gefühlte Ewigkeit die Chef-Hostess Beatrice gespielt…
Stimmt, ich habe das sehr lange gemacht, und zwar weil Produzent Wolfgang Rademann das so wollte. In der normalen Fernsehlandschaft wäre ich schon zwei oder drei Mal erneuert worden. Er wollte immer, dass ich weitermache, musste mich aber auch nicht groß überreden – ich habe das ja gern gemacht.
Wie war der letzte Drehtag?
Es wurde lange applaudiert, das hat gar nicht mehr aufgehört. Alle waren da, und ich habe mehrere Abgänge versucht, die nicht geklappt haben, und dann habe ich schließlich doch noch geheult. Das wollte ich eigentlich nicht. Aber es ist halt ein Unterschied, ob man seinen Abschied plant oder ob man wirklich geht.
Können Sie sich denn auch noch an den ersten Drehtag auf dem „Traumschiff “erinnern?
Sehr gut sogar. Das war morgens um acht auf den Bahamas, schon bei großer Hitze und in Stöckelschuhen. Da habe ich den allerersten Satz gesagt, der jemals für das „Traumschiff“gesagt wurde. Er lautete: „Wo wollte ihr Mann denn hin?“Den habe ich zur Kollegin Maria Sebaldt gesagt und der Mann war Günter Lamprecht.
Was werden Sie am meisten vermissen, wenn Sie nicht mehr auf dem „Traumschiff“fahren?
Meine Schauspieler-Kollegen natürlich, weil man immer mal wieder gerne den einen oder anderen trifft und mit ihm zusammensitzt und spricht. Aber auch die vielen Mitarbeiter hinter der Kamera. Wir hatten immer sehr kameradschaftliche, ja freundschaftliche Zeiten miteinander, es kam selten mal schlechte Stimmung auf. Es war über viele Jahre eine sehr harmonische Zeit, und das Zusammensein mit den Kollegen, Mitarbeitern und Freunden vom Schiff werde ich ganz sicher vermissen.
Wie viele Länder haben Sie in all den Jahren bereist?
Sehr viele, aber eine Zahl kann ich Ihnen nicht nennen, ich weiß das nicht auswendig.
Wo hat es Ihnen am besten gefallen?
Die Atacama-Wüste in Südamerika hat mich unglaublich beeindruckt. Aber das Paradies auf Erden, das sage ich immer wieder, ist für mich die Südsee.
Und wo hat es Ihnen nicht so gut gefallen?
Schwer zu sagen, weil man ja den meisten Orten und Landschaften irgendwas abgewinnt, wenn man sie besucht. Wo ich nicht mehr unbedingt hin möchte ist Macau in China, das ja oft als Las Vegas des Ostens bezeichnet wird. Da hat es mir überhaupt nicht gefallen, das fand ich schrecklich.
Was hat Sie in all den Jahren am meisten beeindruckt?
Dass es Menschen wie Wolfgang Rademann gibt. Ich war ja nur eine von vielen Schauspielern, die ihm am Herzen lagen. Aber er konnte sein wo er wollte und egal, wie viel er zu tun hatte: Es hat nie länger als zwölf Stunden gedauert, bis er anrief, wenn ich um einen Anruf gebeten hatte. Er hat sich aber nicht nur um mich gekümmert, sondern um alle seine Menschen, und das hat sich auch auf die Sendung übertragen.
Ist das „Traumschiff“denn ab und zu auch in raue See geraten?
Und ob, ich fand das aber immer spannend, wenn ein Sturm aufkam und alles nach unten gestellt und festgezurrt wurde. Das fand ich abenteuerlich, aber ich habe zum Schiff und zu den Kapitänen immer vollstes Vertrauen gehabt. Ich habe nie eine Sekunde lang Angst gehabt, das Schiff könnte untergehen oder so.
Sind Sie je seekrank geworden?
Zum Glück nie. Gott sei Dank, denn es muss schrecklich sein. Von den Gastdarstellern hat es in all den Jahren natürlich einige erwischt, sogar mein geliebter Kapitän Heinz Weiss ist mal seekrank geworden, was ihm schrecklich peinlich war.
War Ihnen Heinz Weiss, der von 1983 bis 1999 das Steuerrad in der Hand hielt, von den vier KapitänsDarstellern, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, der liebste?
Das kann man so sagen, und zwar, weil wir wirklich Freunde waren. Er war für mich der Kapitän schlechthin, genauso, wie ich mir einen Kapitän immer vorgestellt habe. Die anderen waren auch gut, aber mein Lieblingskapitän wird immer Heinz Weiss bleiben.
Die Chef-Hostess Beatrice war Ihre Lebensrolle, mit der das Publikum Sie identifiziert hat. Glauben Sie, dass Ihnen das Angebote für andere Filme oder Serien vermasselt hat?
Weiß ich nicht. Ich habe das, was ich gemacht habe, gerne gemacht – und was nicht passiert ist, ist eben nicht passiert. Damit habe ich überhaupt kein Problem.