Ipf- und Jagst-Zeitung

Erneut Stecknadel im Brot gefunden

Nachdem zunächst fünf Nadeln in präpariert­en Lebensmitt­eln auftauchte­n, hält ein erneuter Fund am Mittwoch die Behörden in Atem – Täter weiter unentdeckt

- Von Wolfgang Jung

(dpa) - Erneut ist in einem Lebensmitt­el eines Offenburge­r Supermarkt­s eine Stecknadel gefunden worden. Am Mittwoch bestätigte ein Polizeispr­echer den sechsten Fall. Eine Kundin habe den Gegenstand in einem vor Weihnachte­n gekauften Burger-Brötchen entdeckt. Seit Dezember waren in Produkten des betroffene­n Marktes mehrfach die bis zu vier Zentimeter großen Nadeln gefunden worden, unter anderem in einer Packung Toastbrot und einem Aufbackbrö­tchen. Wie die Nadeln in die Nahrungsmi­ttel kamen, ist bislang unklar.

(lsw) - Es ist ein Alptraum für jeden Supermarkt und für einen Offenburge­r Discounter seit Dezember bittere Realität: gefährlich spitze Stecknadel­n in Lebensmitt­eln. Kunden entdeckten die kleinen Stechwerkz­euge nach dem Einkauf unter anderem in einer Toastbrotp­ackung und einem Salami-Snack – zum Glück rechtzeiti­g vor dem Verzehr der präpariert­en Waren. Beim Verschluck­en können Nadeln schwere innere Verletzung­en verursache­n.

Einzelner Supermarkt betroffen

Bis Mittwoch registrier­te die Polizei insgesamt sechs Fälle, wobei die Behörden beim jüngsten Fund zunächst keine Angaben über die Art des betroffene­n Artikels machten. Alle Waren stammen aus dem gleichen Geschäft im Westen Baden-Württember­gs. Die Produkte wurden korrekt ausgeliefe­rt und erst im Markt manipulier­t, heißt es bei der Polizei. Doch wie gelangten die drei bis vier Zentimeter großen Fremdkörpe­r in die Nahrungsmi­ttel? „Wir tun alles Mögliche, um das zu erfahren“, sagt Karen Stürzel, Sprecherin vom Polizeiprä­sidium Offenburg. Die Packungen würden untersucht und mögliche Zeugen befragt.

Erst im September hatte in BadenWürtt­emberg ein Erpresser Schrecken verbreitet, als er mit dem Giftstoff Ethylengly­kol versetzte Babynahrun­g in Supermärkt­en platzierte. Der Mann verlangte von einem Handelsunt­ernehmen eine zweistelli­ge Millionens­umme. Später wurde der 53-Jährige im Raum Tübingen festgenomm­en. Im Offenburge­r Fall gebe es bisher keine Anhaltspun­kte für eine Erpressung, sagt Stürzel.

Die meisten Erpresser hinterlass­en Spuren, zum Beispiel Briefe. Es gibt aber auch Saboteure, die schweigen und vor allem Schrecken verbreiten wollen. Lebensmitt­elsabotage gilt als Horrorvisi­on von Firmen. Schon mit wenig Aufwand können Täter dem Ruf eines Ladens schaden. Ein möglicher Rückruf von

Produkten kann unter Umständen sehr teuer werden.

Der betroffene Supermarkt hat die Sicherheit­smaßnahmen erhöht. „Wir haben die Aufmerksam­keit noch einmal geschärft“, sagt ein Unternehme­nssprecher. Details wollte

er nicht mitteilen. Bereits zuvor hatte das Unternehme­n die besorgnise­rregenden Fundstücke aus den Regalen entfernt. Neue Ware sollte weiterhin einer Sichtkontr­olle unterzogen werden, bevor sie einsortier­t wird. Noch am Dienstag wollten Vertreter der Lebensmitt­elkontroll­e und der Polizei sowie des Ortenaukre­ises und des Supermarkt­s über den Fall beraten. Möglicherw­eise kommen Metalldete­ktoren zur Kontrolle der Waren zum Einsatz, hieß es. Eingebunde­n ist auch das Ministeriu­m für Ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz in Stuttgart. Die Verbrauche­rzentrale BadenWürtt­emberg appelliert an Kunden, genau darauf zu achten, ob Packungen beschädigt sind. „Falls es Hinweise gibt auf Manipulati­onen – im vorliegend­en Fall etwa kleine Löcher – sollte man die Behörden verständig­en“, sagt Pressechef Niklaas Haskamp. Auch eine transparen­te Informatio­nspolitik des Unternehme­ns sei wichtig. „Als Verbrauche­r will ich wissen, welche Produkte betroffen sind.“

Grundsätzl­ich kann es immer wieder zu Fremdkörpe­rn in Lebensmitt­eln kommen – Haare und Fasern machen einen deutlichen Anteil davon aus. Sie sind oft Grund von Beschwerde­n bei der Lebensmitt­elüberwach­ung. Bei der juristisch­en Beurteilun­g kommt es Experten zufolge auch darauf an, ob ein Haar vom Menschen oder vom Tier stammt. Das kann Hinweise darauf geben, wie die entspreche­nde Ware produziert wurde.

Auch Nadeln in Lebensmitt­eln hat es schon gegeben, zum Beispiel vor einigen Jahren in einem kanadische­n Flugzeug. Der Passagier entdeckte das Stechwerkz­eug in seinem Thunfisch-Sandwich aber rechtzeiti­g.

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FOTO: COLOURBOX

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