Ipf- und Jagst-Zeitung

Vom Winde verweht

Abgedeckte Dächer, Unfälle, Streckensp­errungen – Skifahrer sitzen in Gondeln fest – Ein Toter in Frankreich

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Das Sturmtief „Burglind“hat gestern mit Böen von um die 120 Stundenkil­ometern in Deutschlan­d zu zahlreiche­n Feuerwehr- und Polizeiein­sätzen geführt. Trotz einer Reihe von Verkehrsun­fällen und beschädigt­en Gebäuden blieben die Folgen überschaub­ar. Mit 191 Stundenkil­ometern wurden auf dem Hochgrat im Allgäu in 1720 Metern Höhe die stärksten Böen gemessen. Im nahen Oberstdorf (Foto: AFP) wurde der Weltcup der Langläufer, die Tour de Ski, abgebroche­n.

(AFP/dpa) - Das Sturmtief „Burglind“hat am Mittwoch mit Böen von um die 120 Stundenkil­ometer in großen Teilen Deutschlan­ds zu Beeinträch­tigungen geführt. Trotz einer Reihe von Verkehrsun­fällen und beschädigt­en Gebäuden blieben die Folgen des ersten großen Sturms dieses Jahres weitgehend überschaub­ar. Im Nachbarlan­d Frankreich führte der Sturm unter dem Namen „Eleanor“hingegen zu einem Toten und 15 Verletzten, vier davon schwer.

„Burglind“zog vom Norden fast durch ganz Deutschlan­d. Im Lauf des Tages schwächte sich der Sturm aber zunehmend ab, der Deutsche Wetterdien­st hob seine für viele Regionen ausgegeben­en Unwetterwa­rnungen zum großen Teil nach und nach auf. Mit 191 Stundenkil­ometern wurden auf dem Hochgrat im Allgäu in 1720 Metern Höhe die stärksten Böen gemessen, in vielen niedrigere­n Regionen wurden Böen von 100 bis 120 Stundenkil­ometern gemessen.

Bahnstreck­en gesperrt

Im Bahnverkeh­r führten Schäden durch „Burglind“zu Beeinträch­tigungen. Im Fernverkeh­r wurden ab Köln, Aachen, Kaiserslau­tern und Stuttgart Strecken gesperrt. Im Nahverkehr musste die Bahn einzelne Strecken in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württember­g und Rheinland-Pfalz sperren.

In Nordrhein-Westfalen prallte am Mittwochmo­rgen ein Zug auf der Strecke zwischen Coesfeld und Dortmund im Bereich Lünen auf einen umgestürzt­en Baumstamm, wie die Bundespoli­zei mitteilte. Dabei entgleiste der Triebwagen und rutschte trotz Schnellbre­msung etwa 120 Meter durch das Gleisbett. Von den rund 70 Fahrgästen wurde offenbar niemand verletzt. In vielen Regionen waren Polizei und Feuerwehr im Dauereinsa­tz. In NordrheinW­estfalen zählte die Polizei mehr als 1500 Einsätze und 128 witterungs­bedingte Verkehrsun­fälle. Dabei seien drei Menschen schwer und sechs leicht verletzt worden.

Mit seinen orkanartig­en Böen deckte „Burglind“auch Dächer ab. Im baden-württember­gischen Kehl etwa wurde laut Polizei eine etwa 1000 Quadratmet­er große Dachfläche der Hafenverwa­ltung zerstört, der Sachschade­n beträgt etwa 250 000 Euro. Im rheinland-pfälzische­n Sinzig-Bad Bodendorf hob eine Windhose ein Stalldach ab und schleudert­e es auf eine Hauptstraß­e, wie die Polizei mitteilte. Dadurch seien etwa 14 geparkte Autos, eine Fotovoltai­kanlage und mehrere Häuser beschädigt worden.

Im Schweizer Skigebiet Pizol im Kanton St. Gallen sind nach Unwettern mehrere Bäume auf die Tragseile einer Bergbahn gestürzt. Wie viele Menschen in den Gondeln festsaßen, war zunächst unklar, Verletzte soll es keine geben, wie die Polizei mitteilte. Helikopter­flüge waren wegen des Sturmtiefs zunächst nicht möglich. Es würden Maßnahmen geprüft, wie die Winterspor­tler in Sicherheit gebracht werden könnten. Die Lawinengef­ahr in den Bergen wurde als „sehr kritisch“eingestuft.

In Frankreich wurde laut Polizei ein Skifahrer auf einer Piste in Morillon in den französisc­hen Alpen von einem Baum erschlagen. Darüber hinaus seien nach einer vorläufige­n Bilanz 15 Menschen durch den Sturm verletzt worden, vier von ihnen schwer, sagte ein Sprecher des Zivilschut­zes. Sie wurden zum Teil von umstürzend­en Bäumen oder herabfalle­nden Gegenständ­en getroffen.

Regionalfl­ughäfen gesperrt

Die Regionalfl­ughäfen in Straßburg und Basel-Mulhouse im Grenzgebie­t zu Deutschlan­d wurden wegen des Sturms vorübergeh­end gesperrt. Auch der Eiffelturm in Paris wurde wegen Windböen von bis zu hundert Stundenkil­ometern geschlosse­n. Rund 200 000 Haushalte vor allem im Norden Frankreich­s waren nach Angaben der Behörden ohne Strom. Auch in Deutschlan­d gab es in einzelnen Regionen Stromausfä­lle.

In den niederländ­ischen Küstengebi­eten fielen Intercitys aus, Deiche und Brücken wurden für den Autoverkeh­r gesperrt. Zum ersten Mal sind alle fünf Sturmflutw­ehre geschlosse­n worden. „Das hat es noch nie zuvor gegeben“, twitterte die niederländ­ische Wasserbehö­rde.

Wegen der starken Sturmwehen mussten auch in Österreich zahlreiche Winterspor­tler einen unfreiwill­igen Zwischenst­opp einlegen. Nachdem sich eine Gondel in Tirol bei der Einfahrt in die Mittelstat­ion nach einer plötzliche­n Windböe verkeilt hatte, wurde die Hornbahn in Kitzbühel komplett gestoppt. Ein Großaufgeb­ot von Bergrettun­g und Feuerwehr befreite die festsitzen­den Skifahrer und Snowboarde­r anschließe­nd, wie die „Tiroler Tageszeitu­ng“berichtete. Nach ersten Angaben der Bergbahnen gab es aber keine Verletzten.

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FOTO: DPA Kabelsalat: In Stuttgart beschädigt­en Dachteile die Stromleitu­ngen über der Straßenbah­n.

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