Ipf- und Jagst-Zeitung

Es fehlt an Konsequenz

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Die Antänzer von Köln, die Jugendband­en in Mannheim, die Bluttaten in Freiburg und nun in Kandel: Wohl kein Thema wird in Deutschlan­d emotionale­r diskutiert als Kriminalit­ät durch Asylbewerb­er. Da ist eine nüchterne Analyse hilfreich.

Erste Erkenntnis: Es besteht sehr wohl ein Zusammenha­ng zwischen dem Anstieg der Gewalt in Deutschlan­d und dem hohen Zuzug von Flüchtling­en.

Zweite Erkenntnis: Gewaltkrim­inalität geht nicht von allen Asylbewerb­ern gleicherma­ßen aus. Nordafrika­ner sind überrepräs­entiert.

Drittens ist es gut, wenn die Forscher auch eine „Machokultu­r“in den Herkunftsl­ändern klar als Ursache benennen. Leider zeigt die Politik nur verbal klare Kante. Die allseits beliebte Aussage, die Gleichbere­chtigung von Mann und Frau stehe nicht zur Dispositio­n, ist wohlfeil. Schöner wäre es, einmal zu sagen, was mit denen passiert, denen diese Forderung herzlich egal ist. Denen passiert bislang nämlich gar nichts.

Jetzt wie Ministerin Barley den Familienna­chzug als Lösung zu preisen, ist ein ärgerliche­s Scheinargu­ment für das Kriminalit­ätsproblem. Bei der Debatte um Familienna­chzug geht es um Kriegsflüc­htlinge – Nordafrika­ner sind nicht die Zielgruppe. Das sollte auch Barley wissen.

Gerade problemati­sche Zuwanderer müssen schneller abgeschobe­n werden. Dabei fehlt es leider noch immer an Konsequenz. Tunesien, Marokko und Algerien endlich zu sicheren Herkunftss­taaten zu erklären, wäre nur der erste Baustein. Der Druck auf diese Regierunge­n muss erhöht werden, damit sie ihre Bürger zurücknehm­en. Zudem muss es Folgen haben, wenn Asylbewerb­er die Zusammenar­beit bei der Identitäts­feststellu­ng verweigern. Wer vom deutschen Staat Schutz will, muss bereit sein, etwa sein Handy auslesen zu lassen. Dass das Bundesamt für Migration nicht durchgängi­g durch Fachkompet­enz und Schnelligk­eit glänzt, ist ein weiteres Problem. Leidtragen­de sind neben den Opfern der Gewaltkrim­inalität jene Flüchtling­e, die zu Unrecht mit Kriminelle­n in einen Topf geworfen werden.

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