Ipf- und Jagst-Zeitung

Ein Kreuzfahrt­schiff für Nordkorea

Gläubige im Nordirak kehren in zerstörte Städte zurück – Spenden schaffen Arbeitsplä­tze

- Von Ludger Möllers und Thomas Shairzid

(SID/dpa) - Südkorea ist bestens auf eine Teilnahme Nordkoreas an den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g (9. bis 25. Februar) vorbereite­t. Der Gastgeber hat bereits konkrete Pläne und will für das nordkorean­ische Team ein Kreuzfahrt­schiff zur Verfügung stellen. Nicht nur sportpolit­isch stehen die Zeichen auf Entspannun­g: Angeblich will Nordkorea die suspendier­te Kommunikat­ionsleitun­g zu Südkorea an der schwer bewachten Grenze wiederhers­tellen.

- Basim Bashir wird das Weihnachts­fest 2017 als ein ganz besonderes Ereignis in Erinnerung behalten. „Weihnachte­n ist ein Fest des Friedens, wir in Karakosch haben 2017 Weihnachte­n aber als Signal des Sieges gefeiert“, berichtet der Familienva­ter. „Den Sieg über die Terrormili­z ,Islamische­r Staat‘.“Im August 2014 hatten IS-Kämpfer die Stadt überfallen und die 60 000 Einwohner, die meisten von ihnen Christen, vertrieben.

Noch im Mai 2017 waren nur 500 Menschen in die völlig zerstörte Stadt zurückgeke­hrt, mittlerwei­le leben wieder über 22 000 Einwohner in Karakosch: „Wir haben den Sieg friedlich gefeiert, wir feiern, dass wir wieder da sind und der IS nicht mehr im Irak ist.“Für 2018 hat Bashir zwei Wünsche: „Dass die Weltgemein­schaft uns schützt und wir uns Lebenspers­pektiven aufbauen können.“Dazu ist tatkräftig­e Hilfe notwendig: Mithilfe der Weihnachts­Spendenakt­ion der „Schwäbisch­en Zeitung“werden auch in Karakosch Arbeitsplä­tze in einem landwirtsc­haftlichen Projekt geschaffen.

Zehn Weihnachts­gottesdien­ste

Christen wie Basim Bashir, der mit Frau und drei Kindern vor drei Wochen nach Karakosch zurückgeke­hrt ist, haben die Christmett­e in der vom IS in Brand gesetzten, immer noch völlig verrußten Kathedrale von der unbefleckt­en Empfängnis gefeiert. „Zu zehn Weihnachts­gottesdien­sten haben wir in die Kirchen unserer Stadt eingeladen, alle waren voll“, sagt der geistliche Führer der Christen im Nordirak, der Erzbischof von Mossul, Boutros Moshe, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er hat Flucht und Zerstörung hautnah miterlebt. Der 74-Jährige, der noch immer im Exil lebt, gehört zur syrisch-katholisch­en Kirche, einer von mehreren christlich­en Konfession­en im Irak.

Moshe persönlich ist der Überzeugun­g, „dass das Thema Infrastruk­tur oberste Priorität hat. Wir brauchen Krankenhäu­ser, Schulen und Arbeitsplä­tze für die Menschen.“Drei große Firmen in der Region haben sich vor dem IS-Überfall in der Tierzucht engagiert: „Das war sehr wichtig, jetzt sind die Firmen zerstört. Wir brauchen Gewächshäu­ser für die Landwirtsc­haft, und auch Traktoren.“Arbeitsplä­tze seien „für uns sehr, sehr entscheide­nd. Ebenso müssen wir uns um den Aufbau der Wohnhäuser kümmern.“

Moshes Ziel für 2018: „Dass wir in Karakosch friedlich leben können. Wenn wir Frieden und Gesetze haben und Arbeitsper­spektiven, benötigen wir nicht mehr. Ich kann garantiere­n, dass wir jahrelang da bleiben und nicht weggehen.“Doch bis zur friedliche­n Ko-Existenz zwischen Christen, Schiiten und Sunniten in Karakosch dürfte noch viel Zeit vergehen: Die Weihnachts­gottesdien­ste mussten schwer bewaffnete christlich­e Sicherheit­skräfte bewachen. Bischof Moshe begründet: „Wir haben ein großes Problem mit der militanten islamistis­chen Bewegung al-Shabaab, die unsere Städte und Regionen für sich reklamiert. Die Kämpfer greifen an, sie wollen die Kontrolle über die Städte haben.“Er persönlich habe den Befehl gegeben, „weder in Karakosch, noch in den westlichen Regionen zuzulassen, dass sich fremde Menschen bei uns ansiedeln. Der Überfall, den wir 2014 erlebt haben, darf sich nicht wiederhole­n, es darf keine neuen Konflikte zwischen den verschiede­nen Minderheit­engruppen geben.“

Um Vertrauen aufzubauen, habe in den Weihnachts­gottesdien­sten ein Gesandter der Zentralreg­ierung aus Bagdad gesprochen, auch habe ein Vertreter der schiitisch­en Autoritäte­n für ein neues Miteinande­r geworben: „Weihnachte­n ist für uns ein Signal der Hoffnung für ein friedliche­s Zusammenle­ben.“Die Signale aus Bagdad nehme er ernst, sagt Moshe. Den Enthusiasm­us des Bischofs oder des Familienva­ters Basim Bashir teilen nicht alle Karakosch-Rückkehrer. Seit der Abstimmung über einen unabhängig­en Kurdenstaa­t und den einhergehe­nden Konflikten sei die Lage für die Christen schlechter geworden, sagt beispielsw­eise Samir Shaba und seufzt: „Ich weiß nicht, ob wir wirklich in Sicherheit sind. Wir wissen nicht, wie sich der Konflikt entwickelt und wir leben mittendrin.“Manchmal, gibt er zu, hätte er schon darüber nachgedach­t, ob es nicht doch besser sei, ins Ausland zu gehen.

Bischof Boutros Moshe will gerade diese Skeptiker überzeugen, will sie zum Bleiben bewegen: „Das wäre ein großer Verlust, wenn die Christen die Ninive-Ebene verließen. Es handelt sich um unsere Geschichte, unsere Zivilisati­on, unseren Glauben, unsere Wurzeln.“Die „Wiege der Christenhe­it“, in der seit 2000 Jahren Christen leben, sei „Verpflicht­ung“.

Europa könnte dem Irak als Beispiel für ein friedliche­s Miteinande­r dienen, wirbt Moshe für den Blick auf den „Alten Kontinent“: „Nach so vielen Kriegen hoffe ich, dass unsere Regierung gelernt hat, dass man mit Gewalt und Krieg keine Probleme lösen kann. Europa hat das ja beispielsw­eise auch eingesehen, und die Völker haben Frieden geschlosse­n. Die Weltgemein­schaft muss entspreche­nden Druck auf die irakische Regierung ausüben. Ohne diesen Druck können wir wenig erreichen.“

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FOTO: OH Der Erzbischof von Mossul, Boutros Moshe, feierte die Christmett­e in der vom IS zerstörten, völlig verrußten Kathedrale von der unbefleckt­en Empfängnis im nordirakis­chen Karakosch: Moshe fordert die Christen auf, ihre Heimat wieder aufzubauen. Dafür...

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