Ein Kreuzfahrtschiff für Nordkorea
Gläubige im Nordirak kehren in zerstörte Städte zurück – Spenden schaffen Arbeitsplätze
(SID/dpa) - Südkorea ist bestens auf eine Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) vorbereitet. Der Gastgeber hat bereits konkrete Pläne und will für das nordkoreanische Team ein Kreuzfahrtschiff zur Verfügung stellen. Nicht nur sportpolitisch stehen die Zeichen auf Entspannung: Angeblich will Nordkorea die suspendierte Kommunikationsleitung zu Südkorea an der schwer bewachten Grenze wiederherstellen.
- Basim Bashir wird das Weihnachtsfest 2017 als ein ganz besonderes Ereignis in Erinnerung behalten. „Weihnachten ist ein Fest des Friedens, wir in Karakosch haben 2017 Weihnachten aber als Signal des Sieges gefeiert“, berichtet der Familienvater. „Den Sieg über die Terrormiliz ,Islamischer Staat‘.“Im August 2014 hatten IS-Kämpfer die Stadt überfallen und die 60 000 Einwohner, die meisten von ihnen Christen, vertrieben.
Noch im Mai 2017 waren nur 500 Menschen in die völlig zerstörte Stadt zurückgekehrt, mittlerweile leben wieder über 22 000 Einwohner in Karakosch: „Wir haben den Sieg friedlich gefeiert, wir feiern, dass wir wieder da sind und der IS nicht mehr im Irak ist.“Für 2018 hat Bashir zwei Wünsche: „Dass die Weltgemeinschaft uns schützt und wir uns Lebensperspektiven aufbauen können.“Dazu ist tatkräftige Hilfe notwendig: Mithilfe der WeihnachtsSpendenaktion der „Schwäbischen Zeitung“werden auch in Karakosch Arbeitsplätze in einem landwirtschaftlichen Projekt geschaffen.
Zehn Weihnachtsgottesdienste
Christen wie Basim Bashir, der mit Frau und drei Kindern vor drei Wochen nach Karakosch zurückgekehrt ist, haben die Christmette in der vom IS in Brand gesetzten, immer noch völlig verrußten Kathedrale von der unbefleckten Empfängnis gefeiert. „Zu zehn Weihnachtsgottesdiensten haben wir in die Kirchen unserer Stadt eingeladen, alle waren voll“, sagt der geistliche Führer der Christen im Nordirak, der Erzbischof von Mossul, Boutros Moshe, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Er hat Flucht und Zerstörung hautnah miterlebt. Der 74-Jährige, der noch immer im Exil lebt, gehört zur syrisch-katholischen Kirche, einer von mehreren christlichen Konfessionen im Irak.
Moshe persönlich ist der Überzeugung, „dass das Thema Infrastruktur oberste Priorität hat. Wir brauchen Krankenhäuser, Schulen und Arbeitsplätze für die Menschen.“Drei große Firmen in der Region haben sich vor dem IS-Überfall in der Tierzucht engagiert: „Das war sehr wichtig, jetzt sind die Firmen zerstört. Wir brauchen Gewächshäuser für die Landwirtschaft, und auch Traktoren.“Arbeitsplätze seien „für uns sehr, sehr entscheidend. Ebenso müssen wir uns um den Aufbau der Wohnhäuser kümmern.“
Moshes Ziel für 2018: „Dass wir in Karakosch friedlich leben können. Wenn wir Frieden und Gesetze haben und Arbeitsperspektiven, benötigen wir nicht mehr. Ich kann garantieren, dass wir jahrelang da bleiben und nicht weggehen.“Doch bis zur friedlichen Ko-Existenz zwischen Christen, Schiiten und Sunniten in Karakosch dürfte noch viel Zeit vergehen: Die Weihnachtsgottesdienste mussten schwer bewaffnete christliche Sicherheitskräfte bewachen. Bischof Moshe begründet: „Wir haben ein großes Problem mit der militanten islamistischen Bewegung al-Shabaab, die unsere Städte und Regionen für sich reklamiert. Die Kämpfer greifen an, sie wollen die Kontrolle über die Städte haben.“Er persönlich habe den Befehl gegeben, „weder in Karakosch, noch in den westlichen Regionen zuzulassen, dass sich fremde Menschen bei uns ansiedeln. Der Überfall, den wir 2014 erlebt haben, darf sich nicht wiederholen, es darf keine neuen Konflikte zwischen den verschiedenen Minderheitengruppen geben.“
Um Vertrauen aufzubauen, habe in den Weihnachtsgottesdiensten ein Gesandter der Zentralregierung aus Bagdad gesprochen, auch habe ein Vertreter der schiitischen Autoritäten für ein neues Miteinander geworben: „Weihnachten ist für uns ein Signal der Hoffnung für ein friedliches Zusammenleben.“Die Signale aus Bagdad nehme er ernst, sagt Moshe. Den Enthusiasmus des Bischofs oder des Familienvaters Basim Bashir teilen nicht alle Karakosch-Rückkehrer. Seit der Abstimmung über einen unabhängigen Kurdenstaat und den einhergehenden Konflikten sei die Lage für die Christen schlechter geworden, sagt beispielsweise Samir Shaba und seufzt: „Ich weiß nicht, ob wir wirklich in Sicherheit sind. Wir wissen nicht, wie sich der Konflikt entwickelt und wir leben mittendrin.“Manchmal, gibt er zu, hätte er schon darüber nachgedacht, ob es nicht doch besser sei, ins Ausland zu gehen.
Bischof Boutros Moshe will gerade diese Skeptiker überzeugen, will sie zum Bleiben bewegen: „Das wäre ein großer Verlust, wenn die Christen die Ninive-Ebene verließen. Es handelt sich um unsere Geschichte, unsere Zivilisation, unseren Glauben, unsere Wurzeln.“Die „Wiege der Christenheit“, in der seit 2000 Jahren Christen leben, sei „Verpflichtung“.
Europa könnte dem Irak als Beispiel für ein friedliches Miteinander dienen, wirbt Moshe für den Blick auf den „Alten Kontinent“: „Nach so vielen Kriegen hoffe ich, dass unsere Regierung gelernt hat, dass man mit Gewalt und Krieg keine Probleme lösen kann. Europa hat das ja beispielsweise auch eingesehen, und die Völker haben Frieden geschlossen. Die Weltgemeinschaft muss entsprechenden Druck auf die irakische Regierung ausüben. Ohne diesen Druck können wir wenig erreichen.“