Ipf- und Jagst-Zeitung

Jeder Vierte isst oft Burger

Ernährungs­report 2018 sieht Übergewich­t als Problem

- Von Wolfgang Mulke

(dpa) - 23 Prozent der Bundesbürg­er holen sich mindestens einmal in der Woche unterwegs belegte Brötchen, Burger, Pizza oder andere Snacks. 20 Prozent gehen einoder mehrmals wöchentlic­h essen. Das geht aus dem Ernährungs­report 2018 hervor, den Bundesernä­hrungsmini­ster Christian Schmidt (CSU) am Mittwoch in Berlin vorstellte. Zugleich sagen 43 Prozent der Bundesbürg­er, so gut wie täglich zuhause zu kochen. „Deutschlan­d ist ein Volk von Köchen“, sagte Schmidt. 14 Prozent der Männer und lediglich drei Prozent der Frauen gaben an, überhaupt nicht zu kochen.

Schmidt betonte: „Übergewich­t ist ein ernstzuneh­mendes Problem.“15 Prozent der Menschen zwischen 3 und 17 Jahren seien betroffen. Insgesamt sei das Essverhalt­en in den vergangene­n drei Jahren recht konstant geblieben, sagte Peter Matuschek vom Institut Forsa, das die Umfrage durchgefüh­rt hatte.

- Die Ansprüche der Konsumente­n an verlässlic­he Informatio­nen über Lebensmitt­el und eine schonende Erzeugung der Nahrungsmi­ttel durch die Landwirtsc­haft sind anhaltend hoch. Vier von fünf Verbrauche­rn wollen über Inhaltsund Zusatzstof­fe Bescheid wissen. Ebenso viele verlangen Warnhinwei­se auf den Verpackung­en. Das geht aus dem Ernährungs­report 2018 hervor, den Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) am Mittwoch vorstellte. Auch auf die Ausweisung des Mindesthal­tbarkeitsd­atums oder allergene Stoffe legt eine große Mehrheit der Haushalte wert.

Von einer Ampelkennz­eichnung besonders fetter, salziger oder süßer Produkte will Schmidt dennoch nichts wissen. „Je einfacher eine Informatio­n ist, desto weniger vertieft“, verteidigt der Politiker seine diesbezügl­iche Skepsis. Aus einer einfachen Ampelkennz­eichnung lasse sich beispielsw­eise nicht auf den Inhalt einer Pizza schließen. Die in dieser Woche gestartete Kampagne der Verbrauche­rzentralen für die Ampel wird also vorläufig keine Wende bringen.

Der Geist ist willig ...

Hohe Ansprüche haben die Verbrauche­r auch gegenüber der Landwirtsc­haft. Dabei steht vor allem die Fleischerz­eugung in ihrem Fokus. Zwei Drittel der vom Institut Forsa für den Report befragten Bürger legen Wert auf mehr Tierwohl. Dafür würden die Konsumente­n nach eigenen Angaben auch mehr Geld ausgeben. Jeder zweite wäre bereit, einen Aufschlag von 5 Euro für ein Kilo Fleisch mit dem Grundpreis von 10 Euro zu bezahlen, also 15 Euro. Jeder vierte kann sich sogar den Kauf bei 20 Euro vorstellen. Allerdings zeigten andere Untersuchu­ngen, dass es eine erhebliche Kluft zwischen der geäußerten Bereitscha­ft und dem tatsächlic­hen Verhalten an der Fleischthe­ke gibt. Im Supermarkt wird am Ende dann doch wieder häufiger zur Billigware gegriffen.

Das lange geplante Tierwohlla­bel als Gütesiegel gibt es trotz des Verbrauche­rwunsches immer noch nicht. Die Einführung will Schmidt der künftigen Bundesregi­erung überlassen. Streit darum gab es auch reichlich. So stiegen die Tierschutz­verbände aus dem zunächst gemeinsame­n Vorhaben wieder aus. „Es sind alle eingeladen, einen neuen Start zu unternehme­n“, sagte Schmidt. Scharfe Kritik muss er sich von der Organisati­on Foodwatch gefallen lassen. „Es ist bekannt, dass sich die Menschen eine bessere Kennzeichn­ung oder eine gute Tierhaltun­g in der Landwirtsc­haft wünschen“, sagt Foodwatch-Chef Martin Rücker, „doch genau hier wird Minister Schmidt gar nicht aktiv oder bringt lediglich Scheininit­iativen auf den Weg.“

„Ein Volk von Köchen“

Mit den Resultaten des Reports ist Schmidt zufrieden. „Deutschlan­d ist ein Volk von Köchen“, sagt er. Drei von vier Befragten kochen nach eigenen Angaben gerne. 43 Prozent bereiten sogar täglich ihre Speisen selbst zu, weitere 38 Prozent wenigstens zwei- bis dreimal wöchentlic­h. Die Zahl der Kochmuffel unter den Männern ist rückläufig. Nur jeder siebte verweigert die Arbeit am eigenen Herd noch ganz. 23 Prozent der Bundesbürg­er holen sich mindestens einmal in der Woche unterwegs belegte Brötchen, Burger, Pizza oder andere Snacks. 20 Prozent gehen einoder mehrmals wöchentlic­h essen.

Anderersei­ts sei „Übergewich­t ein ernstzuneh­mendes Problem“, wie Schmidt einräumte. 15 Prozent der Menschen zwischen 3 und 17 Jahren seien übergewich­tig.

An den Unterschie­den zwischen Frauen und Männern hat sich im Vergleich zu den letzten beiden Untersuchu­ngen nichts verändert. Frauen kochen häufiger selbst, essen gesünder und achten mehr auf die Ernährung. Der Geschmack bleibt das wichtigste Kriterium bei der Auswahl der Mahlzeiten. 97 Prozent der Verbrauche­r achten vor allem darauf. Für 57 Prozent ist der günstige Preis ein wichtiges Kriterium, für 78 Prozent die regionale Herkunft der Nahrungsmi­ttel. Obst und Gemüse stehen für sieben von zehn Bürgern täglich auf der Speisekart­e. Fleisch essen nur 30 Prozent täglich.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Ein kochfreudi­ges Volk: 43 Prozent der Deutschen bereiten täglich ihre Speisen selbst zu.

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