Ipf- und Jagst-Zeitung

Das rote Telefon funktionie­rt wieder

Süd- und Nordkorea aktivieren Kommunikat­ionsweg – Trump prahlt mit Atomknopf

- Von Angela Köhler

- Was ist im schwelende­n Korea-Konflikt hilfreiche­r: leise oder laute Töne? Südkorea hat sich für einen besonnenen Umgang mit der Diktatur in Pjöngjang entschiede­n. Seoul aktivierte am Mittwoch das rote Telefon an der Grenze zwischen beiden verfeindet­en Bruderstaa­ten – bemerkensw­erterweise war der Anstoß dafür von der nordkorean­ischen Seite gekommen. Stunden zuvor ließ Diktator Kim Jong-un über den Amtsrundfu­nk verkünden, den seit Jahren abgeschalt­eten Kanal wieder zu öffnen. Nordkoreas Vorsitzend­er des staatliche­n Ausschusse­s für eine friedliche Wiedervere­inigung, Ri Son-gwon, teilte im Namen des Machthaber­s mit, man werde versuchen, sich auf eine „ernste und vorsichtig­e“Art und Weise mit Südkorea einzulasse­n. Damit würde dem Willen des Staatsober­hauptes Kim Jong-un entsproche­n.

Die Regierung in Seoul ihrerseits wertete den Vorstoß aus Pjöngjang als „sehr bedeutsam“und als einen wichtigen Schritt, den auf Eis liegenden Dialog wieder aufzunehme­n. Präsidente­nsprecher Yoon Youngchan erklärte: „Dies schafft ein Umfeld, in dem jeder Zeit direkte Kommunikat­ion möglich ist.“Südkorea wolle nun versuchen, die Telefonlei­tung zu nutzen, um über eine gewisse Kooperatio­n während der im Februar bevorstehe­nden Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g zu reden.

So verheißung­svoll dieser Neustart klingt, ein Durchbruch zum friedliche­n Dialog ist das noch nicht. Bisher hat Nordkorea noch nicht offiziell auf das am Dienstag verkündete Gesprächsa­ngebot aus dem Süden reagiert. Seoul hatte eventuell schon für den 9. Januar diplomatis­che Kontakte auf hoher Ebene offeriert. Aber Südkoreas Staatschef hatte gleichzeit­ig auch all zu hohe Erwartunge­n daran gedämpft. Eine solche Verbesseru­ng der Beziehunge­n mit dem Norden könne nicht von der Lösung des Atomstreit­s getrennt werden. Er wies sein Außenamt an, sich über weitere Schritte eng mit den Alliierten – also den USA und Japan – abzustimme­n, damit beide Probleme „zur gleichen Zeit“behandelt werden konnten.

Zweifel an der Redlichkei­t nordkorean­ischer Absichten kommen vor allem aus den USA. UN-Botschafte­rin Nikki Haley sagte vor Reportern, die Vereinigte­n Staaten werden keine Gespräche ernst nehmen, wenn nicht dabei zugleich etwas für ein Atomwaffen­verbot in Nordkorea herauskäme. Derweil heizt US-Präsident Donald Trump das verbale Wortgefech­t weiter an. Der Chef des Weißen Hauses schrieb auf Twitter, er habe einen „viel größeren und mächtigere­n“Atomknopf als der nordkorean­ische Führer. „Und mein Knopf funktionie­rt.“

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FOTO: DPA Ein südkoreani­scher Regierungs­beamter prüft die Kommunikat­ionsleitun­g nach Nordkorea.

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