Ipf- und Jagst-Zeitung

Eigenes Ego als Maßstab

- Von Ines Zöttl

Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so gruselig wäre. Zwei Männer streiten, wer den größeren Atomknopf hat.

Sein Nuklearars­enal könne das gesamte Festland der USA erreichen, hatte sich Nordkoreas Diktator Kim Jong-un gebrüstet: „Der Atomknopf ist immer auf meinem Tisch.“Nun holte Donald Trump zum Gegenschla­g aus. Auch er habe einen Knopf und der sei „viel größer und viel mächtiger“, prahlte der US-Präsident in seinem morgendlic­hen TwitterTwe­et.

Wer das absurd findet, hat recht. Aber leider geht es hier nicht um zwei präpotente Teenager, sondern um Staatsober­häupter, die verantwort­lich über das Wohl und Wehe von Millionen Menschen entscheide­n sollten und stattdesse­n ihr Ego zum Maßstab der Politik erheben.

Ironischer­weise kann man unterstell­en, dass Kim Jong-un dabei eine gewisse Rationalit­ät treibt. Er weiß, dass sein Regime ohne die stetige Drohung mit der Atombombe schnell am Ende wäre. Nordkorea wäre dann, da hat Donald Trump recht, nichts als ein von seinen Führern ausgezehrt­es Land.

Umso schlimmer, dass dem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten nicht mehr einfällt, als Provokatio­n mit Provokatio­n zu vergelten. Wenn Trump bezweckt hat, mit seinem Tweet Kim Jong-un zu signalisie­ren, dass er ebenso unberechen­bar ist wie der „kleine Raketenman­n“in Pjöngjang, ist ihm das gelungen. Doch drängt sich ein beunruhige­nder Verdacht auf: Trump ist so präpotent wie er sich gibt. politik@schwaebisc­he.de

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