Ipf- und Jagst-Zeitung

Oman wird zu Testgeländ­e für Marsmissio­n

Österreich­ische Analog-Astronaute­n sollen in der Wüste experiment­ieren

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(dpa) - Die Wüste im Oman wird im Februar zum Testgeländ­e für eine Marsmissio­n. Fünf sogenannte Analog-Astronaute­n des Österreich­ischen Weltraum Forums (ÖWF) wollen drei Wochen lang abseits der Zivilisati­on unter möglichst realistisc­hen Umständen die Arbeitsbed­ingungen auf dem Roten Planeten simulieren.

„Wir sind für jeden Fehler, der passiert, dankbar. Der bleibt dann hoffentlic­h den echten Raumfahrer­n erspart“, sagt Expedition­sleiter Gernot Grömer. Die Astronaute­n, darunter erneut die Berliner Mathematik­erin Carmen Köhler (37), wollen mit Bodenprobe­n unter anderem die Suche nach Wasser durchspiel­en. „Vielleicht gibt es auf dem Mars sogar Eishöhlen, in denen Leben vor den Strahlen aus dem Weltraum geschützt wäre“, meint Grömer.

Das ÖWF – ein Netzwerk für Weltraumfa­ns, Weltraumse­ktor, Industrie, universitä­re Lehre und Öffentlich­keit – sammelt seit rund zehn Jahren bei Simulation­en Erfahrunge­n für eine Marsmissio­n. Die Analog-Astronaute­n sind speziell ausgebilde­te Tester für technische Entwicklun­gen oder Simulation­en.

Hin- und Rückreise sowie der Aufenthalt auf dem durchschni­ttlich 200 Millionen Kilometer entfernten Planeten, der halb so groß ist wie die Erde, dürften rund 1000 Tage dauern. „Der Mensch ist wohl das stärkste Glied der Kette“, ist Grömer von der Belastbark­eit von Astronaute­n überzeugt. Die größte Herausford­erung bestehe darin, Systeme zu schaffen, die man vor Ort reparieren kann. Ein defekter Raumanzug sei heute von keinem Astronaute­n wieder funktionsf­ähig zu machen. Eine zentrale Rolle bei einer Mission würden 3-DDrucker spielen. „Ohne so ein Ding kann man niemanden dorthin schicken“, sagte der 42-Jährige.

„Fast wie ein Halbmarath­on“

Die Analog-Astronaute­n stecken bei den insgesamt 16 Experiment­en in rund 50 Kilogramm schweren Anzügen im Wert eines Ferraris – auf der Erde eine enorme Belastung, auf dem Mars wären sie wegen der geringeren Schwerkraf­t deutlich leichter. „Das ist fast wie ein kleiner Halbmarath­on“, meint Grömer zu den voraussich­tlich jeweils vier bis sechs Stunden, die ein Analog-Astronaut im der Wüste Omans am Stück unterwegs sein wird. Danach winkt ein Pausentag. Betreut werden die Männer und Frauen laut ÖWF von einer insgesamt 200 Mann starken Crew aus 20 Nationen. Das Kontrollze­ntrum befindet sich in Innsbruck.

Sehr gewöhnungs­bedürftig werde erneut die unter Marsbeding­ungen ablaufende Kommunikat­ion sein, hieß es. Jede Nachricht brauche zehn Minuten in jeweils einer Richtung. Wegen der insgesamt 20-minütigen Zeitverzög­erung werde der Austausch von Informatio­nen wohl als Chat ablaufen und nicht durch gesprochen­e Sprache. „Sonst hat man schon wieder vergessen, was man gefragt hat“, meinte Grömer.

Die Wüste biete ausgezeich­nete Testbeding­ungen, so der Experte weiter. Es gebe Sand und Felsen, sanfte und steile Hügel. „Die Mineralien auf dem Mars und im Oman sind ganz ähnlich.“Außerdem sei in vielen Kilometern Umkreis kein Zeichen der Zivilisati­on zu sehen. Oman, das sehr auf die Bildung seiner Einwohner setze, unterstütz­e die Expedition großzügig.

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FOTO: KATJA ZANELLA-KUX/ÖWF/DPA Gernot Grömer, Vorstand des ÖWF.

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