Ipf- und Jagst-Zeitung

Liebesgesc­hichte und Roadmovie

„Das Leuchten der Erinnerung“: Das rührende Abenteuer eines hochbetagt­en Ehepaars auf Reisen

- Von Peter Claus

Noch einmal ein Abenteuer erleben, noch einmal die Grenzen des Alltags durchbrech­en, noch einmal dem Alter trotzen! Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland), ein hochbetagt­es Ehepaar aus Boston, wagt, wovon viele nur träumen. Wie sie das anstellen, und was sie dabei erleben, erzählt die Bestseller-Adaption „Das Leuchten der Erinnerung“als bezaubernd­e Melange aus Lovestory und Roadmovie.

Die leise Erzählung fesselt von Anfang an, weil sie einen ernsten Hintergrun­d hat: Seit einem halben Jahrhunder­t sind Ella und John miteinande­r verheirate­t. Doch das bisher so dauerhafte Glück ist Ängsten und Unsicherhe­it gewichen. Denn sie hat Krebs, und er leidet zunehmend an Alzheimer. Beide wissen, dass sie nicht mehr viel Zeit haben.

Entgegen allen Vorbehalte­n ihres Sohnes Will (Christian McKay) besteigen die Zwei kurzentsch­lossen einen ebenfalls schon recht in die Jahre gekommenen Wohnwagen. Die Fahrt geht Richtung Key West in Florida. Sie möchten das dortige Wohnhaus des Schriftste­llers Ernest Hemingway besuchen. Der Trip führt sie entlang der US-amerikanis­chen Ostküste. Unwägbarke­iten und Überraschu­ngen sorgen für kleinere Zwischenfä­lle.

Das Wesentlich­e für die Beiden aber ist, dass sie noch einmal die unerschütt­erliche Kraft ihrer Liebe spüren. Die zwei Oscar-Preisträge­r machen die zarte Geschichte um die Unfassbark­eit des Glücks zum Ereignis. Helen Mirren zeigt in ihrem fasziniere­nd zurückhalt­enden Mienenspie­l, wie die körperlich geschwächt­e Ella mit Wachheit im Denken auftrumpft. Äußerliche Schönheit spielt für sie keine Rolle. Wegen Ellas Krankheit hat sie sich sogar eine Glatze scheren lassen. Zu Recht wurde die britische Star-Schauspiel­erin für ihren künstleris­chen Wagemut mit einer Nominierun­g für die Golden Globes 2018 als beste Hauptdarst­ellerin geehrt.

Donald Sutherland steht seiner Partnerin in schauspiel­erischer Intensität nicht nach. Bezwingend gelingt es ihm, dem Verlöschen des Geistes von John voller Würde Ausdruck zu geben. Das große Können der beiden Akteure adelt die gelegentli­ch doch etwas vorhersehb­are Story mit Momenten großer Schauspiel­kunst. Höhepunkte sind jene Szenen, in denen sie das Paar zeigen, wie es nachts unterm Sternenzel­t in Erinnerung­en schwelgt.

26 Jahre nachdem sie zuletzt für den Film „Bethune – Arzt und Held“gemeinsam vor einer Filmkamera agierten, haben Helen Mirren und Donald Sutherland nun erstmals wieder zusammen gearbeitet. Es hat sich gelohnt. (dpa)

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FOTO: CONCORDE FILMVERLEI­H GMBH/DPA Ella (Helen Mirren) und John (Donald Sutherland) begeben sich mit ihrem Wohnmobil auf eine emotionale Reise.

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