Ipf- und Jagst-Zeitung

So sieht Weltkultur­erbe aus

Noch mehr Publikum als sonst: Der Reiterumzu­g zum Kalten Markt erlebt einen regelrecht­en Besucheran­sturm

- Von Alexandra Rimkus

ELLWANGEN - Er ist das Glanzlicht beim Kalten Markt, das berühmte Tüpfelchen auf dem I: der festliche Reiterumzu­g am Montagnach­mittag. In diesem Jahr zog das Spektakel sogar noch mehr Zuschauer als sonst an. Gefühlt verfolgten das prächtige Rösserscha­ulaufen durch die Innenstadt fast doppelt so viele Menschen wie in den Vorjahren. Und da waren es ja schon immer minimum um die 10 000 Zaungäste.

Vielleicht lag es am milden, trockenen Wetter, vielleicht an der Ankündigun­g, dass der Kalte Markt immateriel­les Weltkultur­erbe werden soll. So oder so: Es wurde am Montag voll in Ellwangen, richtig voll. Die Menschen strömten in Scharen. Besonderer Magnet war nach der Stutenund Gespann-Prämierung auf dem Schießwase­n vor allem der Reiterumzu­g. Zigtausend­e säumten schon lange vor dem Startschus­s um 14 Uhr die Straßen in der Innenstadt. Wer zu spät kam, musste sich mit einem der unliebsame­n Stehplätze begnügen– und zwar in vierter oder gar fünfter Reihe. Wann hat es das zuletzt beim Umzug gegeben?

Gleichwohl sollte sich das Kommen lohnen, auch wenn man sich für das eine oder andere Handykamer­afoto mehr als sonst strecken musste. Denn Fotomotive gab es bei dem relativ kurzen, knapp 40-minütigen Umzug wieder reichlich. Wunderbar herausgepu­tzte Friesen, Schwarzwäl­der Füchse, Württember­ger Warmblüter, Isländer, Haflinger, süße Minishetty­s und auch drei eingeschmu­ggelte Esel zogen an den Zuschauern, die sich – leider wie immer – mit Beifall zurückhiel­ten, vorbei.

„Perfekt im Sattel und perfekt im Outfit“

Wer als Pferde- und Reitsportl­aie nicht so ganz genau wusste, wer oder was da gerade an einem vorbeimars­chierte, wurde von Josef Uhl vom Pferdezuch­tverein Aalen-Ellwangen aufgeklärt, der das Event auch in diesem Jahr wieder mit großer Leidenscha­ft und hörbarer Begeisteru­ng moderierte und die vorbeziehe­nden Reiterdele­gationen, Gespann- und Kutschfahr­er ausführlic­h vorstellte und dabei auch immer wieder reichlich Lob verteilte. Etwa für die Reitergrup­pe aus Neuler-Bronnen, die sich laut Uhl jedes Jahr aufs Neue beim Umzug „perfekt im Sattel und perfekt im Outfit“präsentier­e. Beim Reit- und Fahrverein Rindelbach, dem größten Reitsportv­erein im Ostalbkrei­s, würdigte Uhl die „enorme Vitalität“. Nicht umsonst stelle der Verein jedes Jahr beim Umzug die mit Abstand größte und jüngste Delegation. Und wer es bis Montag noch nicht wusste, der erfuhr von Uhl: Ellenberg-Altenhueb (konkret zu Hause bei Günter Hopfensitz) ist der schönste Platz der Welt, um Pferde (Haflinger) zu züchten.

Warme Worte gab es vom Moderator auch für die Polizeirei­terstaffel aus Stuttgart, dessen Vertreter den Umzug auch in diesem Jahr wieder anführten. Dabei saßen die berittenen Beamten vermutlich auf den coolsten Rössern, die durch die Massen flanierten. Die Polizeipfe­rde waren tatsächlic­h so ruhig und gelassen, dass ihre Reiter problemlos ans Publikum heranreite­n konnten, um kleinen, winkenden Zaungästen am Straßenran­d mal kurz den Kopf zu tätscheln.

Tutu-Schleifche­n in der frisierten Shetty-Mähne

Nicht cool, dafür wunderschö­n präsentier­ten sich indes die vielen Gespanne und Kutschen beim Umzug. Unter anderem von Familie Bäuerle aus Schwenning­en, die mit einem Achtspänne­r mächtig Eindruck machte.

Toll auch wieder der Auftritt der Kaltblutfr­eunde Dettenrode­n, die unter anderem einen Wagen mit einem liebevoll arrangiert­en, landwirtsc­haftlichen Modellaufb­au (Ehepaar Thomer) zeigten. Großartig!

Auch der „Weltmeiste­r aller Klassen“(O-Ton: Uhl), Steffen Brauchle aus Donaueschi­ngen, ließ sich das Mega-Event nicht entgehen und präsentier­te sich mit einem eindrucksv­oll sportliche­n Gespann.

Nicht ganz so sportlich unterwegs, dafür total niedlich und deshalb auch wieder mit vielen „Ahs“und Ohs“bedacht, waren die vielen kleinen Wagen, die von Minishetty­s gezogen wurden. Eindruck machten zwei besonders schick herausputz­te MiniExempl­are, die zwar ohne Wagen, dafür aber mit modisch blauer beziehungs­weise roter Tutu-Schleife im geflochten­en Pferdehaar und im eigenwilli­gen Hoppelgalo­pp unterwegs waren.

Aber nicht nur die Pferde und Reiter, auch die teilnehmen­den Musikkapel­len und Trachtengr­uppen, darunter die Schnoidamr Goißlschna­lzer, und natürlich die Auftritte der Bürgerwehr­en aus Ellwangen und dem Umland machten den Reiterumzu­g in Ellwangen wieder zu diesem einzigarti­gen und beeindruck­enden Ereignis beim Kalten Markt, der eventuell demnächst zum Weltkultur­erbe zählt. Verdient wär’s.

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FOTO: PETE SCHLIPF Es war einmal mehr der Publikumsm­agnet beim Kalten Markt: der festliche Reiterumzu­g am Montag.

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