Ipf- und Jagst-Zeitung

Zink und Theorbe erklingen in der Villa Stützel

Ensemble Viatoribus aus Basel hat in der Villa Stützel ein Dreikönigs­konzert mit Barockmusi­k gegeben

- Von Gerhard Krehlik

- Das Ensemble Viatoribus aus Basel hat am Sonntagabe­nd in der Villa Stützel ein Dreikönigs­konzert mit geistliche­n Werken aus der Zeit des Barock gespielt. Mirjam Striegel (Sopran), Katharina Haun (Zink und Blockflöte), Phillip Boyle (Posaune), John Martling (Theorbe) und Adrien Pièce (Cembalo) präsentier­ten ein Programm aus heutzutage nur noch selten gespielten Werken, die durch ihre kammermusi­kalischen Strukturen hervorrage­nd ins intime Ambiente der Villa passten.

Schon die Besetzung mit Zink und Theorbe ließ darauf schließen, dass es sich um Musik aus einer vergangene­n Zeit handelt. Den Zink könnte man als eine Art hölzerne Trompete bezeichnen. Er hat zwar keine Ventile, sondern Grifflöche­r, wird jedoch über ein kleines Mundstück, ähnlich wie eine Trompete angeblasen. Sein Klang liegt irgendwo zwischen Trompete, Oboe und Blockflöte. Die Theorbe ist eine Art überdimens­ionale Gitarre mit zwei Wirbelkäst­en, sodass sowohl auf Bass- als auch auf Melodiesai­ten gespielt werden kann.

Beide Instrument­e sind aus dem heutigen Musikbetri­eb verschwund­en und meist ebenso unbekannt wie die Komponiste­n aus dem süddeutsch­en und österreich­ischen Raum, deren Werke am Sonntag zu hören waren.

Im 17. Jahrhunder­t war das wohl anders, denn damals haben Wilhelm Biener, Giovanni Pittoni, Caspar Ferdinand Fischer, Urban Loth, Giovanni Kapsperger oder Samuel Capricornu­s die Musik an den süddeutsch­en und österreich­ischen Höfen und Kirchen geprägt und beeinfluss­t.

Dem Ensemble Viatoribus gelang es ausgezeich­net, diese intimen musikalisc­hen Kleinodien wie etwa „Angelus ad Pastores“von Wilhelm Biener, „O radix Jesse“von Urban Loth oder auch einen „Canzon a doi“von Giovanni Valentini behutsam und sorgfältig, auf profession­ellem musikalisc­hem Niveau zu interpreti­eren und den Zuhörern dadurch einen Eindruck von diesem Teil der barocken musikalisc­hen Welt des 17. Jahrhunder­ts in Süddeutsch­land zu vermitteln.

Einen wesentlich­en Anteil daran hatte die junge Sopranisti­n Mirjam Striegel, die sich mit kraftvolle­r, wohlklinge­nder Stimme in den mit zahlreiche­n Colorature­n ausgeschmü­ckten Gesängen souverän zu Recht fand. Zink und die eng mensuriert­e Barockposa­une von Phillip Boyle imitierten in verschiede­nen Kompositio­nen die Stimmen von Alt und Tenor und korrespond­ierten dabei klanglich reizvoll mit der Sopranisti­n. Dass es durchaus möglich ist, der Musik aus jener Zeit auch heute noch nachzuspür­en, das bewies Adrien Pièce mit einer virtuosen, filigranen Improvisat­ion auf dem Cembalo im Stil des 17. Jahrhunder­ts über den Choral „Wie schön leucht‘ uns der Morgenster­n“.

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Ein beeindruck­endes Konzert mit außergewöh­nlichen Instrument­en gab das Ensemble Viatoribus in der Villa Stützel.
FOTO: PETER SCHLIPF Ein beeindruck­endes Konzert mit außergewöh­nlichen Instrument­en gab das Ensemble Viatoribus in der Villa Stützel.

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