Aus dem Dorf in die Millionenstadt Cali
Die Pfahlheimerin Antonia Freihart blickt auf ihr Jahr in Kolumbien zurück
- Rund zwei Jahre sind vergangen, seit sich Antonia Freihart für einen Freiwilligendienst im Ausland entschieden hat. Nach ihrem Abitur am Peutinger-Gymnasium 2016 hat es die Pfahlheimerin nach Kolumbien verschlagen. Inzwischen liegt ein Jahr voller Höhen und Tiefen hinter ihr.
Lange Zeit wusste Antonia Freihart nicht genau, was sie nach dem Abitur machen wollte. Etwas Praktisches sollte es sein. Und mit Menschen wollte sie arbeiten. Durch eine Bekannte, die einen Freiwilligendienst in Indien geleistet hatte, kam Antonia auf die Idee, einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen.
Über die Organisation Weltwärts wurde Antonia nach Kolumbien vermittelt. Allen Zweifeln zum Trotz war sich Antonia nach dem Vorstellungsgespräch sicher, für ein Jahr nach Lateinamerika gehen zu wollen: „Die Verantwortlichen beim Vorstellungsgespräch haben mich einfach so sehr begeistert.“
Nach dem Abitur stand alles im Zeichen des Aufbruchs: Antonia veranstaltete ein Spendenkonzert für ihr Projekt in Kolumbien. Außerdem musste sie dringend Spanisch lernen. Ende September 2016 ging schließlich der Flieger nach Kolumbien. Nach rund 18 Stunden Flugzeit kam Antonia in Cali an.
Cali, eine der gefährlichsten Städte der Welt
Zu Beginn war das neue Leben weit weg von Zuhause eine große Umstellung, erzählt Antonia. Cali sei eine der gefährlichsten Städte der Welt. Die Angst um ihre Sicherheit saß Antonia ständig im Nacken. Die vielen neuen Eindrücke bedeuteten einen Kulturschock. „Ich bin aus einem kleinen Dorf wie Pfahlheim in eine Millionenstadt gegangen“, erzählt Antonia. Auch die Kommunikation in ihrer Gastfamilie erwies sich als schwierig. „Ich war so aufgeregt, dass meine ganzen Spanischkenntnisse weg waren. Und ich hatte am Anfang total Heimweh. Damit hatte ich gar nicht gerechnet.“
In Kolumbien arbeitete Antonia bei einem Orchesterprojekt für Schüler mit. Dabei hatte sie ganz unterschiedliche Aufgaben. „Vormittags gestaltete ich die musikalische Früherziehung“, erzählt sie. „Nachmittags war dann die Orchesterprobe von 14 bis 17 Uhr. Bei Bedarf habe ich auch Einzelunterricht gegeben.“Antonia Freihart spielt selbst Geige.
Das Projekt ermöglicht Schülerinnen und Schülern aus armen Familien kostenlosen Zugang zu musikalischer
„Ich bin oft an meine Grenzen gestoßen, weil ich keine pädagogische Ausbildung habe.“ Antonia Freihart, Pfahlheim
Bildung. „Damit werden die Kinder und Jugendlichen sinnvoll beschäftigt und vor der Gewaltund Drogenszene geschützt“, so Antonia. Die Instrumente bekamen die Schülerinnen und Schüler gestellt. Egal, ob Kammerorchester oder Vororchester für die jüngeren Musiker, Antonia Freihart half, wo sie konnte.
„Die Kinder sollten lernen, wie man richtig miteinander umgeht“, so Antonia. Das merkte sie deutlich, wenn sie mehrere Kinder gleichzeitig beim Geigenunterricht betreute: „Da bin ich oft an meine Grenzen gestoßen, weil ich keine pädagogische Ausbildung habe.“
„Die ersten drei Monate waren echt hart“, erzählt Antonia. Anfang 2017 zog sie dann in eine Wohngemeinschaft um. In der WG lebte sie mit einer weiteren Freiwilligen und Einheimischen zusammen. „Das war dann meine Familie in Kolumbien.“Ihr Spanisch wurde besser und ihre Kollegen beim Freiwilligendienst wurden zu Freunden. „Am Donnerstagabend haben wir uns regelmäßig in der Stadt zu Volkstänzen getroffen“, erinnert sich Antonia. „Und am Dienstag waren wir beim Salsatanzen. Salsa ist der Hammer!“
Ende August hieß es dann erneut Abschied nehmen. „Ich hatte noch nie eine Zeit mit so vielen Höhen und Tiefen wie in diesem einen Jahr in Kolumbien.“
Das Heimweh von einst hat sich in Fernweh verwandelt: „Ich wäre gerne wieder dort.“Aktuell studiert Antonia in Würzburg. Mit ihren Freunden aus Kolumbien hält sie weiterhin engen Kontakt und träumt von einem baldigen Wiedersehen.