IG Metall droht mit Streik
Kundgebung auf dem Spritzenhausplatz – Redner Roland Hamm verweist Mann des Platzes
(an) - Einen Tag vor dem Beginn der Tarifverhandlungen hat die IG Metall eine Kundgebung auf dem Spritzenhausplatz organisiert. Mehr als 750 Männer und Frauen waren da. Wenn am Mittwoch bei den Tarifverhandlungen nichts herauskommt soll gestreikt werden.
- Einen Tag vor dem Beginn der Tarifverhandlungen hat die IG Metall eine Kundgebung auf dem Spritzenhausplatz organisiert. Mehr als 750 Arbeiter aus 35 eingeladenen Betrieben waren vor Ort.
„Die Alltagshelden sind heute hier“, rief Josef Mischko, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Aalen ins Mikrofon auf der Bühne – die Menge jubelte. „Wir haben uns die 28-Stunden-Woche verdient.“Wenn man beim Arbeiten reich würde, dann würden die Reichen arbeiten, sagte Mischko. „Wisst ihr was sie uns angeboten haben? Mickrige zwei Prozent!“Wenn am Mittwoch bei den Tarifverhandlungen nichts „rüber kommt - dann werden wir die Streiks einleiten.“Denn die Millionen seien stärker als die Millionäre.
Der 20-jährige Markus Papp von Mapal und der 21-jährige Alexander Pohl von Alfing traten vor den Zuhörern für einen freien Tag vor den Prüfungen ein. Schließlich bedeute ein solcher Fehltag von Azubis bei den großen Unternehmen einen Verdienstausfall von nicht mehr als 60 Euro. Hermann Schreck, Betriebsrat von Magna, forderte den Flächentarifvertrag für das Unternehmen aus Bopfingen. Dort sei aktuell ein Kündigungsschutz ab 53 ab dem Jahr 2023, eine Verdienstsicherung ab 54 ab dem Jahr 2019 und eine 35-Stundenwoche ab 2027 vorgesehen. „Das akzeptieren wir nicht. Wir werden für ein faires Angebot kämpfen.“
Roland Hamm, Geschäftsführer der IG Metall Aalen, der die Arbeitgeber auf der Ostalb das Fürchten schon gelehrt habe, wie ihn sein Stellvertreter Mischko ankündigte, unterstützte seinen Vorredner. Magna scheffle drei Milliarden Gewinne, der Flächentarifvertrag sei eine Mindestbedingung, die es einzuhalten gelte. „Wir stehen auf eurer Seite.“
Kritik an Zeiss: Unternehmen droht mit Änderungskündigungen
Den Arbeitgebern gehe es aktuell so gut, das zeige deutlich, dass sie mit den Mindestbedingungen derzeit wunderbar zurecht kämen. Dagegen steige für die Arbeitnehmer der Druck in den Unternehmen, die Tage und Wochen würden breiter. „Die Regel muss sein, dass das Kind sagen kann: Am Samstag gehören Vati und Mutti mir.“
Da sei es umso fragwürdiger, dass ein Unternehmen wie Zeiss, das sich einer besonderen sozialen Verantwortung für die Mitarbeiter rühme, mit Änderungskündigungen drohten, wenn Mitarbeiter sich weigerten einen Vertrag zu unterschreiben, in dem samstägliche Arbeit vorgesehen ist. „Sie treten das Statut mit den Füßen.“Auch das werde er mit zu den Verhandlungen nehmen, deren Folge durchaus Streik sein könne.
Für einen Zwischenfall sorgte die Anwesenheit eines unerwünschten Gastes auf der Kundgebung. Hamm, der gerade ins Mikrofon redete, machte aus seiner Abneigung keinen Hehl. Er habe einen stadtbekannten Neonazi in der Menge erblickt, der hier nichts zu suchen habe. Gewerkschaft und Faschismus habe nichts miteinander zu tun, im dritten Reich seinen Gewerkschafter von den Faschisten zu Tode gebracht worden. „Deshalb, hau ab“, rief Hamm. Seine Zuhörer applaudierten ihm.