Ostalbkreis wappnet sich für die Schweinepest
Veranstaltungen sollen Jäger und Landwirte sensibilisieren - Verwahrstellen für Wildschweine sollen eingerichtet werden
- Noch ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) gut 350 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Und noch einige 100 Kilometer weiter vom Ostalbkreis. „Es muss nicht sein, dass ASP hier ausbricht, doch wenn es soweit kommen sollte, wollen wir vorbereitet sein“, sagt Martina Bühlmeyer, Leiterin des Geschäftsbereichs Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt Ostalbkreis.
Neben Informationsveranstaltungen für Jäger und Landwirte, die seit geraumer Zeit mit großer Resonanz stattfinden, sollen zeitnah flächendeckend Sammelstellen eingerichtet werden, in denen mit ASP infizierte Wildscheine bis zu ihrer Beseitigung aufbewahrt werden. Die Abstimmung mit den Städten und Gemeinden laufe derzeit, sagt Bühlmeyer.
Die Afrikanische Schweinepest betrifft ausschließlich Wild- und Hausschweine, die daran verenden. Einen Impfstoff gibt es nicht. Für Menschen oder andere Tiere ist der Virus allerdings nicht gefährlich, sagt Bühlmeyer, und nimmt damit vielen die Panik vor einer möglichen Ansteckung. Umso härter trifft ASP allerdings die Landwirte. Wenn ein Schwein in ihrem Betrieb daran erkranken sollte, bedeutet das das Aus für den kompletten Bestand. Für kleine Betriebe kann das existenzgefährdend sein. Die Tierseuchenkasse des Landes zahlt zwar eine finanzielle Entschädigung pro Schwein, allerdings nicht den Produktionsausfall, sagt Bühlmeyer. Deshalb gebe es auch die Möglichkeit für Landwirte, eine Versicherung abzuschließen.
Virus wird per Schinken und Co. über die Grenze eingeschleppt
Ob ASP in den Ostalbkreis schwappt, lässt sich nicht sagen. Insofern kann Bühlmeyer Inhabern von Schweinemastbetrieben die Angst vor der Seuche nicht gänzlich nehmen. Aufgrund der geografischen Nähe zu Tschechien, wo ASP erstmals im Juli vergangenen Jahres ausgebrochen ist, seien Bundesländer im Osten von Deutschland mehr gefährdet. Doch auch der Ostalbkreis sei nicht davor gefeit, dass ASP hier eingeschleppt wird. Denn der ansteckende Virus werde ja nicht von Wildschwein zu Wildschwein übertragen, von denen eines mal über die Grenze tritt, sondern vor allem durch osteuropäische Arbeitskräfte wie Lastwagenfahrer, Saison- und Pflegekräfte oder Touristen, die Wurst in Form von Schinken oder Salami aus ihrer Heimat mitbringen und die Reste der infizierten Wurst in Mülleimern auf Raststätten oder Parkplätzen entsorgen oder gar aus dem Fenster werfen.
Und angesichts der Nähe zur A 7 oder A 6 sei es nicht abwegig, dass sich dieser in Rohwurst befindliche Krankheitserreger, der unerhitzt bis zu sechs Monaten überleben kann, nicht auch in den dortigen Mülltonnen landet und von Wildschweinen aufgefressen wird. Deshalb würden im Rahmen von Sensibilisierungskampagnen auf den Autobahnen mittlerweile große Schilder darauf aufmerksam machen, Essensreste nicht in Mülleimern zu entsorgen, sondern mitzunehmen, sagt Bühlmeyer. Da die Kontrolle diesbezüglich allerdings schwer sei, sei auch schon darüber diskutiert worden, auf den Rast- und Parkplätzen verschlossene, für Wildschweine schwer zugängliche Mülleimer zu installieren.
„Wir sind für eine mögliche Afrikanische Schweinepest gewappnet“, sagt Bühlmeyer. Nach den Empfehlungen des Friedrich-Loeffler-Instituts zum Umgang mit der Tierseuche finden seit geraumer Zeit Infoveranstaltungen für Jäger und Landwirte statt, um diese für das Thema zu sensibilisieren. „Alle bislang organisierten Vorträge waren brechend voll, sagt Bühlmeyer. In erster Linie gehe es derzeit um die Prophylaxe. „Wir informieren über die Krankheit, den Erreger und die Symptome, die ein infiziertes Tier zeigt und wir zeigen den Jägern auf, was beim Aufbruch eines Wildschweins auf eine Infizierung hindeuten könnte.“
Sobald diesen ein Hinweis auf ASP vorliegen sollte, seien sie verpflichtet, das zu melden, sagt Bühlmeyer. Denn bei ASP handele es sich im Gegensatz zu anderen Seuchen wie der Hasenpest nicht nur um eine meldepflichtige Erkrankung, sondern um eine, die angezeigt werden muss. „Wir werden dann sofort die Untersuchung des Tieres veranlassen“, sagt Bühlmeyer. Auch Landwirte, die bei ihren Hausschweinen Fieber, Unwohlsein oder gar tote Tiere im Bestand feststellen, seien laut Schweinehaltungshygieneverordnung verpflichtet, das zu melden.
Auflagen müssen erst genommen werden
Wert werde auch darauf gelegt, dass der Schweinebauer seine Auflagen ernst nimmt. Unbefugte Personen oder Fahrzeuge haben im Stall nichts zu suchen, die Desinfektions- und Reinigungseinrichtungen an den Stalleingängen müssen konsequent betrieben werden, sagt Bühlmeyer. Darüber hinaus müssten die Außengehege mit einem Zaun geschlossen sein und die Futterlage wildschweinsicher aufgestellt werden. Besonders strenge Auflagen würden für Auslaufhaltungen gelten, die ohnehin vom Landratsamt genehmigt werden müssten. Vorsicht sei auch geboten, wenn ein Landwirt zugleich Jäger ist. Im Falle eines Kontakts mit einem infizierten Wildschwein, das er geschossen oder gefunden hat, könnte er den Virus über das Blut an seine Hausschweine weitergeben, warnt Bühlmeyer.
Neben der Prävention sei das Landratsamt auch auf einen Ausbruch der Seuche im Ostalbkreis vorbereitet: Sollte ein Wildschwein an dem Virus verenden, werde der Bereich in einem Umkreis von 15 Kilometern per Elektrozaun eingezäunt. Detaillierte Abwehrmaßnahmen, um eine Ausbreitung von ASP zu vermeiden, würden derzeit vom Ministerium erarbeitet. Gespräche mit Städten und Gemeinden würden vonseiten des Landratsamts auch dahingehend stattfinden, wo Stellen eingerichtet werden können, an denen Jäger infizierte Wildschweine bis zu deren Beseitigung abladen können. Solche Stellen sollen in Aalen, Ellwangen, Bopfingen, Neresheim, Abtsgmünd, Gschwend und Schwäbisch Gmünd eingerichtet werden, sagt Bühlmeyer. Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb verendete Tiere würden indes per Desinfektionsschläuche aus dem Betrieb zum Transport in die Tierbeseitigung geschafft, also auf eine Weise, auf die der Erreger nicht nach außen dringen kann. Eine Infoveranstaltung für Jäger findet am Donnerstag, 25. Januar, ab 19 Uhr im Landratsamt statt. Martina Bühlmeyer, Leiterin des Geschäftsbereichs Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung, wird Fragen rund um die Afrikanische Schweinepest beantworten.