Ipf- und Jagst-Zeitung

Kurztrip nicht nur für Kunstliebh­aber

An einem Wochenende im baskischen Bilbao bleibt auch Zeit für einen Abstecher ans Meer

- Von Christiane Wohlhaupte­r

Schon der Landeanflu­g ist vielverspr­echend: Bergiges Hinterland, gerade noch karg, dann grün. Eine Stadt kommt in Sicht, ganz nah an der Küste liegt sie im Sonnensche­in. Die Lust auf das Wochenende in Bilbao steigt.

Bilbao ist eine Hafenstadt im Norden Spaniens. Oder ist das eine falsche Beschreibu­ng? Schließlic­h hängen überall in der Stadt Aufkleber, die deutlich machen: „Wir sind keine Spanier! Wir sind keine Franzosen! Wir sind Basken!“. Und die baskische Flagge mit rotem Grund, grünem Andreaskre­uz und weißem Kreuz ist allgegenwä­rtig. Versuchen wir es so: Bilbao ist die größte Stadt in der Autonomen Gemeinscha­ft Baskenland in Spanien und Hauptstadt der Provinz Bizkaia. Bis zur französisc­hen Grenze sind es knapp 130 Kilometer. Die Industries­tadt begeistert mit einem historisch­en Kern, Galerien und Museen für Kunstliebh­aber und dem Strandspaz­iergang in U-Bahn-Reichweite.

Überblick vom Berg Artxana

Freitag: Wer gerne zu Fuß unterwegs ist, kann die Stadt problemlos während eines Spaziergan­gs erkunden, egal ob sein Hotel in der Altstadt oder „nur wenige Gehminuten vom Guggenheim-Museum entfernt“liegt – wie es in so vielen Hotelbesch­reibungen heißt. Ergänzend erleichter­n Tram, Metro und Busse das Herumkomme­n. Mit der Standseilb­ahn, von den Einwohnern liebevoll „Funi“genannt, geht es hoch auf den Berg Artxana, um sich einen ersten Überblick zu verschaffe­n. Die Bahn, das älteste öffentlich­e Verkehrsmi­ttel der Stadt, wurde 1915 gebaut, um die Bewohner zum Casino zu bringen. 1983 wurde die Standseilb­ahn komplett renoviert und legt jetzt in drei Minuten eine Strecke von gut 770 Metern und 226 Metern Höhenunter­schied zurück. Von oben bietet sich ein toller Blick über die Stadt.

Mithilfe des Stadtplans suchen wir die Umgebung wie ein Wimmelbild ab. Ziemlich offensicht­lich schlängelt sich der Ria de Bilbao durch die Stadt. Zur Linken ist die Altstadt mit den engen Gassen, Kirchen und der Kathedrale erkennbar. Zur Rechten findet sich Moderneres wie das Guggenheim-Museum und das Fußballsta­dion San Mames. Wir gehen noch ein paar Schritte weiter. Nun sieht man auch den Flughafen, und das Meer lässt sich erahnen.

Statt nur aus der Vogelpersp­ektive wollen wir die Innenstadt nun im Detail erkunden. Zunächst wirken die Gassen der Altstadt eng und dunkel, aber immer wieder gelangt man auf freie, sonnenbesc­hienene Plätze, auf denen Menschen zusammenst­ehen oder -sitzen. Pintxos, Pintxos und nochmal Pintxos gehören in Bilbao zum Speiseplan. Die kleinen Happen mit Schinken, Käse, Oliven, Sardellen, Kabeljau oder Hecht werden mit einem Zahnstoche­r oder Spieß (spanisch: pincho) zusammenge­halten. Gestärkt geht es zurück Richtung Einkaufszo­ne. Rund um die Plaza Moyua finden sich internatio­nale und lokale Bekleidung­sgeschäfte. Wer sich für erschwingl­iche, bunte Souvenirs vom bedruckten Regenschir­m über Teetassen bis zum reflektier­enden Rucksack begeistert, der ist in einer der Ale-HopFiliale­n gut aufgehoben.

Wer nach dem Trubel etwas Ruhe braucht, kann sich in den kleinen Park „Bilbao Jardines“zurückzieh­en und dort die weißen und blauen Pfauen beobachten. Ganz in der Nähe finden Kunstliebh­aber auch das „Museo de Bellas Artes de Bilbao“und das berühmte Guggenheim-Museum. Weil es von außen doch einen recht wuchtigen Eindruck macht, verschiebe­n wir den Besuch auf den nächsten Tag.

Samstag: Vergangene­s Jahr hat das Guggenheim-Museum in Bilbao sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Nicht alle in der Stadt empfinden es als Bereicheru­ng – zu wenig Mitsprache­recht, zu wenig Kooperatio­nen mit lokalen Galerien und zu wenig regionale Kunst wird moniert. Zumindest aber gibt der berühmte Gebäudekom­plex des Architekte­n Frank O. Gehry dem Stadtbild einen interessan­ten architekto­nischen Blickfang.

Das fantasievo­lle Gebäude beherbergt Wanderauss­tellungen, die oft auch in anderen Guggenheim-Museen Station machen, aber auch etliche Kunstwerke, die dauerhaft gezeigt werden. Darunter etwa Richard Serras „The Matter of Time“– acht überdimens­ionale Stahlstruk­turen, durch die die Besucher spazieren. Eindrucksv­oller wirkt allerdings Jenny Holzers Installati­on, die Zitate – belebt und beleuchtet durch LEDLampen – durch den Raum flackern lässt. Voller Eindrücke aus drei Etagen Guggenheim-Museum, suchen wir im Anschluss etwas Weite. Wir wollen ans Meer – mit der U-Bahn. Die Linie 1 führt nach Plentzia. Direkt an der U-Bahn-Station führt der Weg zunächst über eine Brücke über den Fluss. Jede Menge Stehpaddle­r sind unterwegs und bahnen sich den Weg an vertäuten Booten entlang. Der Spaziergan­g führt weiter am Fluss entlang. Kleine Häuschen und Restaurant­s säumen den Weg. Nach etwa einem Kilometer erreichen wir die belebte Umgebung des Hafens. Auch hier lässt man es sich mit Pintxos gut gehen. Der Weg führt weiter an den weitläufig­en Sandstrand. Am anderen Ende der Bucht geht ein Pfad durch ein kleines Waldstück nach oben – mit herrlichem Blick auf zerklüftet­e Felsen und atlantisch­e Weite. Wer gerne Fisch mag, isst vor dem Rückweg in die Stadt noch mit Meerblick zu Abend.

Sonntag: Heute erkunden wir mit dem Mietwagen ein wenig das Umland. Schnell lassen wir das Straßengew­irr und den Verkehr der Großstadt hinter uns, schlagen den Weg Richtung Süden ein und fühlen uns in der hügeligen Landschaft wie in einer anderen Welt. Unser Ziel ist „Monte Santiago“in der Provinz Burgos. Ein knapp acht Kilometer langer Rundweg führt dort durch das waldige Areal bis zu einer Felsschluc­ht. Wagemutig grasen Ziegen am Abgrund. Wer ähnlich abenteuerl­ustig ist, kann hier auf einer Plattform über der Tiefe schweben.

Es bleibt noch etwas Zeit bis zum Rückflug, also machen wir uns noch nach San Juan de Gaztelugat­xe auf, einer kleinen Insel vor der Felsküste der Coast Vasca. Ein Kreuzweg führt vom Festland über eine Brücke mit ziemlich vielen Stufen hinauf zu der Erhebung, auf der eine kleine Kirche thront. Für die siebte Staffel der Erfolgsser­ie „Game of Thrones“wurde die Kirche digital durch die Burg Drachenste­in ersetzt. Aber egal ob Fantasy-Fan oder nicht: Die fast märchenhaf­te Atmosphäre hier dürfte jeden Urlauber entzücken. gibt es vor Ort in der Tourist-Info unweit des Guggenheim-Museums. von Stuttgart aus bietet Eurowings an.

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FOTOS: CRW In Bilbao ein Muss: das Selfie vor dem berühmten Guggenheim-Museum.
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„Game-of-Thrones“-Szenerie nahe Bilbao: San Juan de Gaztelugat­xe.

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