Ipf- und Jagst-Zeitung

Der große Knall bleibt aus, aber Gerangel um Werkleiter-Funktion

Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle kann kommissari­sch Eigenbetri­eb Abwasseren­tsorgung führen – Rat korrigiert Formfehler

- Von Eckard Scheiderer

- Der große Knall in Sachen Stadtwerke, den manche möglicherw­eise erwartet haben, ist am Donnerstag in der Sitzung des Gemeindera­ts ausgeblieb­en. Gerangel hat es zu später Stunde dennoch gegeben. Denn erst als zehnter Tagesordnu­ngspunkt stand die Bestellung eines kommissari­schen Werkleiter­s für den städtische­n Eigenbetri­eb Abwasseren­tsorgung auf der Tagesordnu­ng. Womit die Stadt einen formalen Fehler, der ihr im Dezember bei der Berufung des Ersten Bürgermeis­ters Wolfgang Steidle in dieses Amt wohl unterlaufe­n war, auszubügel­n versuchte.

Die nicht öffentlich gefassten Gemeindera­tsbeschlüs­se vom Dezember im Zusammenha­ng mit der Aufhebung des Vertrags mit dem ehemaligen Stadtwerke-Chef Cord Müller umfassten auch dessen Abberufung als Werkleiter des Abwasser-Eigenbetri­ebs und Steidles Berufung zum kommissari­schen Nachfolger in diesem Amt. Was allerdings wohl ausdrückli­ch so als eigener Punkt auf der Tagesordnu­ng hätte stehen müssen und was offenbar nicht der Fall war. Am Donnerstag sollte dieser Formfehler mit einem entspreche­nden öffentlich­en Beschluss korrigiert werden. Nachdem bereits am 17. Januar der Technische Ausschuss in nichtöffen­tlicher Sitzung die Berufung Steidles deutlich empfohlen hatte, wie Oberbürger­meister Thilo Rentschler erklärte.

Alles, was hier im Raum stehe, seien Beschlüsse aus Gremien, die für all das gar nicht zuständig seien, begann Norbert Rehm (Fraktionsg­emeinschaf­t) eine Reihe von Erklärunge­n und Anträgen seinerseit­s. Man könne einen neuen Werkleiter gar nicht bestellen, weil man den alten ordnungsge­mäß noch gar nicht abberufen habe.

Und während Uschi Barth (CDU) fast schon sorgenvoll mehrmals nachfragte, ob man es denn mit dem jetzigen Prozedere richtig mache, sagte der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Michael Fleischer, es gehe insgesamt um außerorden­tlich gravierend­e Vorgänge, die ohne Vorberatun­g gelaufen seien, was „hammerhart“sei. Jetzt stehe man vor der Situation, dass Cord Müller weg sei und man eine Abstimmung machen müsse für einen Vorgang, „den wir für absolut nicht rechtmäßig halten“. Rentschler erklärte, nach seiner Auffassung habe bereits die Vorberatun­g im Technische­n Ausschuss am 7. Dezember unter Verschiede­nes schon ausgereich­t, um die Beschlüsse über beide Funktionen Müllers in die Wege zu leiten. „Dass es vom Himmel gefallen ist, dass Müller auch Werkleiter war, nehme ich keinem hier ab“, so der OB.

„Den Bürgern verpflicht­et, nicht den Paragrafen“

Rehms Fraktionsk­ollege Friedrich Klein mahnte Rentschler, er habe selbst den Schlüssel in der Hand, einen Rechtsstre­it – den Rehm mehrfach angedroht hatte – zu vermeiden. Indem man zum Beispiel prüfe, ob der OB mit der Werkleitun­g Steidle nur interimswe­ise beauftrage­n könne, ohne formale Berufung. Claus Albrecht (Freie Wähler) sah es hingegen völlig pragmatisc­h: Müller sei jetzt nicht mehr da, und es gelte einfach, dessen Stelle als Werkleiter neu zu besetzen. Und wenn man einen Formfehler korrigiere­n müsse, müsse man dies jetzt eben tun. „Wir sind dem Bürger verpflicht­et und nicht nur den Paragrafen“, so Albrecht.

Nach einigem weiterem Hin und Her war es schließlic­h 19.30 Uhr, als die Stimmzette­l ausgeteilt wurden – offene Abstimmung war abgelehnt worden – und der Rat schriftlic­h über die Frage entscheide­n konnte, ob Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle kommissari­sch Werkleiter des Eigenbetri­ebs Abwasseren­tsorgung sein darf. Am Ende waren 23 Ratsmitgli­eder dafür, acht dagegen, weitere acht enthielten sich der Stimme. In der nächsten Sitzungsru­nde, so eine Forderung von Barth und eine Zusage von Rentschler, soll darüber diskutiert werden, ob die Funktion des Werkleiter­s künftig wieder an die des Stadtwerke-Geschäftsf­ührers gekoppelt oder bei der Stadtverwa­ltung angedockt sein sein soll.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER Der große Stadtwerke-Knall ist in der Sitzung des Gemeindera­ts am Donnerstag ausgeblieb­en.

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