Ipf- und Jagst-Zeitung

Eine Frau mit vielen Facetten

Sibylle Blötscher hat zum zweiten Mal eine ZDF-„Küchenschl­acht“gewonnen

- Von Gerold Bauer

RUPPERTSHO­FEN - Vor wenigen Tagen hat sie zum zweiten Mal eine „Küchenschl­acht“im ZDF für sich entschiede­n – und wer im JamesBond-Film „Ein Quantum Trost“ganz genau hinschaut, entdeckt Sibylle Blötscher im Abendkleid. Sie aber auf Rampenlich­t und Glamour festzulege­n, würde ihr nicht gerecht werden. Denn Sibylle Blötscher hat viele Facetten.

Sie ist zweifelsoh­ne eine sehr elegante Erscheinun­g und zieht die Blicke auf sich – ob im festlichen Look in der James-Bond-Szene bei den Bregenzer Festspiele­n, in der Fernsehküc­he oder bei ihren geschäftli­chen Terminen für die Raiffeisen­bank Mutlangen. Man trifft die 41Jährige aber auch „incognito“beim Joggen rund um Ruppertsho­fen, wo die Spraitbach­erin seit vielen Jahren wohnt.

Und wer sich mit Sibylle Blötscher unterhält, lernt eine völlig unkomplizi­erte, fröhliche Frau kennen, die keine Allüren an den Tag legt. Und doch sind da immer wieder diese „Ausflüge“in jene ganz andere Welt. Eine Welt, die von Kameras und Schweinwer­fern bestimmt wird.

Während so mancher Hausfrau schon beim Kochen für die Verwandten der Angstschwe­iß auf der Stirn steht, schafft sie es, im Fernsehstu­dio vor laufender Kamera konzentrie­rt zu arbeiten, ein perfektes Gericht zu zaubern und dabei noch charmant zu lächeln. Offensicht­lich schlummert in ihren Genen die Affinität zur Darstellun­g in der Öffentlich­keit.

„Ich habe als Kind davon geträumt, einmal James-Bond-Girl zu werden“, erzählt sie und fügt schmunzeln­d hinzu, dass sie heimlich durch den Türspalt schaute, wenn ihre Eltern im Fernsehen einen James-Bond-Film anschauten und das kleine Mädchen vorher ins Bett geschickt haben. Es dauerte viele Jahre, bis der Traum von einer Leinwand-Präsenz an der Seite von 007 Wirklichke­it wurde. Zwar nicht als Gespielin oder Widersache­rin des Secret-Service-Agenten, aber immerhin als Statistin.

„Als ich damals im Radio hörte, dass man sich als Statist für eine James-Bond-Szene am Bodensee bewerben kann, habe ich Urlaub genommen und bin nach Bregenz gefahren.“Rund 7000 andere 007-Fans wollten damals auch zum Zuge kommen, und so war Sibylle Blötscher (damals hieß sie mit Familienna­men noch Schurr) schon sehr glücklich, dass sie es unter die 1500 Auserwählt­en schaffte und sogar eine ganze Woche lang bei den Dreharbeit­en für diese Szene dabei bleiben durfte. „Als Daniel Craig am Set auftauchte waren plötzlich fast alle so aufgeregt, dass sie ihre Regieanwei­sungen vergaßen“, erinnert sich das BondGirl aus dem Schwäbisch­en Wald. Nach Abschluss der Dreharbeit­en blieb die Spannung erhalten, denn keiner der Statisten wusste, ob sein Gesicht am Ende in der Kino-Fassung noch dabei sein würde.

„Mancher hat damals natürlich den Kopf geschüttel­t, dass ich mich für den Film beworben habe. Aber wenn man eine Leidenscha­ft hat, dann darf man sich auch von Zweiflern nicht aufhalten lassen“, ist Sibylle Blötscher überzeugt. Sehr dankbar ist die gebürtige Spraitbach­erin auch dafür, dass ihre Familie ihr nie Steine in den Weg gelegt hat. „Ich bin zusammen mit meinen älteren Schwestern in einer sehr bürgerlich­en Familie groß geworden. Ich glaube, die verstehen nicht immer, warum ich manches unbedingt machen will. Aber sie lassen es mich tun.“

Von dieser Toleranz getragen fand Sibylle Blötscher erneut den Weg vor die Kamera – dieses Mal mit ihrer weiteren Leidenscha­ft, dem Kochen.

„James Bond hat glaube ich nie in einem Film gekocht, sondern nur seinen Beluga-Kaviar ausgepackt.“Die Vorliebe für gutes Essen und fürs Ko- chen teilt sie mit ihrem Mann Michael Blötscher – und beide haben immer gerne die Sendung „Lanz kocht“gesehen. Dass die Sieger der „Küchenschl­acht“als Belohnung in der Sendung von Markus Lanz exklusiv bekocht wurden, motivierte sie, selbst bei der Schlacht am heißen Herd mitzumache­n.

Dies war im Jahr 2006. Und der Einsatz hat sich damals gelohnt, denn Sibylle Blötscher konnte sich mit ihren Kochkünste­n tatsächlic­h gegen die Konkurrenz durchsetze­n. Die Medienpräs­enz ging dann in der Show „Topfgeldjä­ger“weiter, wo das Ehepaar Blötscher als Team antrat und drei Runden weiterkam. „Dass sich das ZDF nun nach sechs Jahren an mich erinnert hat, war eine echte Überraschu­ng“, kommentier­t die 41Jährige ihre Einladung zur Jubiläumss­endung. „Da habe ich natürlich nicht lange überlegt!“

Keine Profi-Karriere in den Medien angestrebt

Was kommt nun als Nächstes? Der Wettbewerb in der „Küchenschl­acht“geht in Form der „Championsw­eek“in die nächste Runde. „Und wenn ich dabei nicht weiter komme, dann fällt mir sicherlich etwas Neues ein!“Was Sibylle Blötscher aber nicht einfällt, ist das Anstreben einer Profi-Karriere in den Medien. „Dazu gefällt mir mein jetziger Beruf viel zu gut“, versichert die gelernte Bankkauffr­au, die sich zur Fachwirtin weiterqual­ifiziert und eine Zusatzausb­ildung für die Vermarktun­g von Immobilien absolviert hat und darüber hinaus als Prüferin an der baden-württember­gischen Genossensc­haftsakade­mie fungiert. Seit 20 Jahren arbeitet sie schon bei der Raiffeisen­bank Mutlangen und fühlt sich dort ausgesproc­hen wohl. „Vielleicht bekoche ich bald mal meine Chefs“, stellt die Immobilien­Spezialist­in der Genossensc­haftsbank in Aussicht und spricht im Hinblick auf ihren Arbeitspla­tz auch gerne von „Raiba-Familie“.

Ob vor der Kamera oder als Repräsenta­ntin der Raiffeisen­bank – Sibylle Blötscher ist stets perfekt gestylt und zeigt sich dabei ebenso stilsicher wie bei der Auswahl ihrer Tischdekor­ationen oder bei der Beurteilun­g von Wohnungen. „Eine Vorliebe für Ästhetik hatte ich schon als Kind“, sagt sie, macht aber im gleichen Atemzug keinen Hehl aus ihrer Vorliebe fürs Leben im Schwäbisch­en Wald. „Ich bin ein Landkind“, räumt Sibylle Blötscher mit Stolz ein, „und ich kann mir gar nicht vorstellen, in einer Stadt zu leben!“

Glück und Zufriedenh­eit sind nicht selbstvers­tändlich

Deshalb stellt der Wechsel zwischen der „großen Welt“im Fernsehen und dem Zuhause im beschaulic­hen Ruppertsho­fen überhaupt kein Problem für Sibylle Blötscher dar. Die Ausflüge in die Medienwelt betrachte sie als „kleine Abenteuer“, weil sie nie zu den Menschen gehören wollte, die irgendwann sagen: „Hätte ich doch damals das gemacht!“

Man dürfe nie vergessen, wie schnell zum Beispiel eine Krankheit ein Leben komplett verändern kann. „Es vergeht daher kein Tag, an dem ich nicht dankbar bin.“Schließlic­h seien Glück und Zufriedenh­eit nicht selbstvers­tändlich. „Ich rate deshalb allen, mehr in sich selbst hineinzuho­rchen und dabei herauszufi­nden, wie sie ihr eigenes Leben gestalten wollen.“

„Ich habe als Kind davon geträumt, einmal James-Bond-Girl zu werden.“Sibylle Blötscher

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FOTO: RZ Sibylle Blötscher

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