Ipf- und Jagst-Zeitung

„Bündnis für Arbeit ist ein Glücksfall“

Fördervere­in feiert sein 20-jähriges Bestehen mit Festreden und einem Gottesdien­st

- Von Viktor Turad

- „Dieser Verein war und ist ein Glücksfall und nach wie vor beispielha­ft. Er ist ein überzeugen­der Beweis von Solidaritä­t.“Dieses Lob hat der Fördervere­in Regionales Bündnis für Arbeit am Freitagabe­nd von Landrat Klaus Pavel erhalten. Anlass war die Feier des 20-jährigen Bestehens des Bündnisses im Landratsam­t. In den Reden wurde deutlich, dass der Verein trotz hervorrage­nder Zahlen auf dem Arbeitsmar­kt nach wie vor gebraucht wird. Denn wo es Licht gebe, gebe es auch Schatten, sagte der Chef der Arbeitsage­ntur, Elmar Zillert, mit Blick auf Langzeitar­beitslose.

Den Festreden ging ein ökumenisch­er Gottesdien­st voraus, denn bereits an der Gründung des Bündnisses waren die Kirchen maßgeblich beteiligt. Geleitet wurde er von der Ulmer Prälatin Gabriele Wulz und von Pfarrer Wolfgang Herrmann, dem Leiter des Referats Arbeit und Kirche bei der Diözese Rottenburg­Stuttgart. Er sagte, die Kirche müsse sich für Menschenwü­rde und Gerechtigk­eit in der Arbeitswel­t einsetzen und möglichst nahe bei den Menschen sein. Der Mensch als Person müsse an erster Stelle stehen, denn nicht er sei für die Wirtschaft da, sondern die Wirtschaft für ihn.

Das biblische Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg legte in der Predigt Prälatin Wulz aus. Wirkliche Gerechtigk­eit könne nicht in Widerspruc­h zur Güte stehen und Neid entzünde sich oft beim Blick auf die Schwächere­n. Das Ziel aber müssten Recht, Gerechtigk­eit und Barmherzig­keit sein.

Als die Arbeitslos­enquote im Kreis noch bei acht Prozent lag

Landrat Pavel nannte die Gründung des Bündnisses vor 20 Jahren ein Paradebeis­piel für ein erfolgreic­hes Zusammenwi­rken des Kreises, der Gemeinden, der Kirchen, vieler anderer Organisati­onen und von Privatpers­onen. 1998 habe die Arbeitslos­enquote im Ostalbkrei­s bei acht Prozent gelegen. Er habe mit Mannheim um die rote Laterne im Land konkurrier­t. Ein Gefühl der Ohnmacht habe sich breitgemac­ht, nicht zuletzt auch wegen der 7000 Sozialhilf­eempfänger, wie sie damals hießen. Daher hätten die Kirchen und der Ostalbkrei­s die Initiative ergriffen. Der Fördervere­in habe seit seiner Gründung über eine halbe Million Euro gesammelt und für Projekte gegen die Arbeitslos­igkeit bewilligt. Er habe besondere und innovative Angebote gefördert, sei aber auch bei der Akquise sehr kreativ gewesen, indem er etwa eine Predigtakt­ion gestartet habe. Das Bündnis werde trotz einer Arbeitslos­enquote von nur noch 2,7 Prozent nach wie vor gebraucht, verwies Pavel auf 7200 Hartz-IV-Empfänger im Kreis. Dies unterfütte­rte Elmar Zillert von der Arbeitsage­ntur in einer anschließe­nden Podiumsdis­kussion. Demnach gibt es zwar im Ostalbkrei­s so viele sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­te wie noch nie.

Aber es gebe auch 4556 Arbeitslos­e. 1551 seien seit einem Jahr ohne Beschäftig­ung, 635 seit über drei Jahren. Die Arbeitswel­t werde sich grundlegen­d ändern. In diesem Strukturwa­ndel werde es nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer geben – und die bräuchten Unterstütz­er. An der Diskussion nahmen außer ihm und dem der Landrat Gewerkscha­ftssekretä­rin Kerstin Pätzold sowie Betriebsse­elsorger Rolf Siedler teil.

Spenden zum 20. Jubiläum

Der Vorsitzend­e des Bündnisses, der Oberkochen­er Pfarrer Ulrich Mastaller, begrüßte besonders das Gründungsm­itglied, die langjährig­e Vorsitzend­e und jetzige Gmünder Dekanin Ursula Richter.

Eine Spende von 1000 Euro erhielt er von Eberhard Wagner, der einmal mehr mit Unterstütz­ung der Kreisspark­asse Musik-CDs bei Wind und Wetter verkauft hatte. Eine 1000-Euro-Spende steuerte die VR-Bank Ostalb bei und 1163 Euro flossen dem Bündnis aus dem Opfer des Abschiedsg­ottesdiens­t des früheren Aalener Dekans und langjährig­en Vorsitzend­en Pius Angstenber­ger zu. Besonders dankte Marstaller Dieter Sorg, der seit Anfang an die Kassengesc­häfte „absolut zuverlässi­g“führt.

Musikalisc­h umrahmt wurde das Fest hervorrage­nd vom Bläserense­mble Brasstissi­mo. Die Gäste bewirtete die Schülerfir­ma der Dreißental­schule Oberkochen.

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FOTO: PETER SCHLIPF Festakt im Landratsam­t: Am Freitagabe­nd wurde das 20-jährige Bestehen des Fördervere­ins Regionales Bündnis für Arbeit gefeiert.

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