Ipf- und Jagst-Zeitung

Urteil nutzt vor allem dem IOC

- Von Filippo Cataldo

Zugegeben: Es liegt nahe, das Urteil des Internatio­nalen Sportgeric­htshofs CAS, die lebenslang­en Dopingsper­ren von 28 russischen Athleten aufzuheben, als „Schlag ins Gesicht des sauberen Sports“zu bezeichnen.

Geäußert von DOSB-Chef Alfons Hörmann, in der Dopingfrag­e ansonsten recht differenzi­ert argumentie­rend, ist diese Einschätzu­ng aber blanker Hohn. Das Urteil ist schwer zu verdauen, aber es war erwartbar und – auch dies vermeintli­ch nahe liegend – kein schwerer Schlag für die Bemühungen des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) im Anti-Doping-Kampf. Dafür hätte das IOC um seinen Präsidente­n Thomas Bach sich nämlich wirklich um einen sauberen Sport bemühen müssen.

Der CAS hatte nicht darüber zu entscheide­n, ob es in Russland rund um Olympia 2014 in Sotschi ein Doping-Betrugspro­gramm gab. Wer außerhalb Russlands die Existenz des Staatsdopi­ngsystems noch ernsthaft leugnet, glaubt vermutlich auch an Chemtrails. Sogar Bach haben die durch Abertausen­de Dokumente und Zeugenauss­agen umfassend dokumentie­rten Beweise von der Existenz dieser gigantisch­en Verschwöru­ng überzeugt. Sie hatte neben der betrügeris­chen Leistungss­teigerung der Athleten auch die Verschleie­rung des Betrugs zum Ziel.

Der CAS hatte jetzt über die Frage zu entscheide­n, ob die Beweise für das Betrugssys­tem auch härteste Individual­strafen gegen niemals positiv getestete Athleten rechtferti­gen. Doch negative Dopingprob­en waren ja das Ziel des Betrugssys­tems.

Versagt haben also nicht die Richter. Versagt hat das IOC mit seinem Doping-Kontrollsy­stem. Versagt hat Thomas Bach mit seiner SchwarzenS­chaf-Politik, die statt des verdorbene­n Systems nur die sündigen Sportler sanktionie­ren soll. Dabei hätte die Olympische Charta einen OlympiaKom­plettaussc­hluss Russlands hergegeben.

So aber nutzt das Urteil vor allem Russland – und dem IOC. Dessen Funktionär­e nun sagen können, man selbst habe ja alles getan im Kampf gegen Doping, doch leider habe das Gericht nicht mitgespiel­t. f.cataldo@schwaebisc­he.de

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