Ipf- und Jagst-Zeitung

Grüne fordern Entbindung von Schweigepf­licht

Fraktion reagiert auf Stellungna­hme der Freien Wähler und drängt auf „politische Hygiene“

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(an) - Mit einer Stellungna­hme reagieren die Grünen im Aalener Gemeindera­t auf eine Erklärung der Fraktion der Freien Wähler Aalen im Streit um die Auflösung des Vertrags mit dem bisherigen Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Cord Müller. Unter dem Titel „Freie Wähler: Hetzjagd gegen OB ist bösartig“haben die „Aalener Nachrichte­n“in ihrer Freitagsau­sgabe darüber berichtet.

Nachdem die Versuche des OB, Cord Müller nach seiner Vertragsve­rlängerung in verschiede­nen Gremien madig zu machen, nicht gefruchtet hätten, habe Rentschler am 27. Oktober 2017 den entscheide­nden Schritt unternomme­n, heißt es in der Grünen-Stellungna­hme: Müller sei in einem „Trennungsg­epräch“so weit gebracht worden, in eine „freiwillig­e“Beendigung seines Dienstverh­ältnisses einzuwilli­gen. Zuvor sei jedenfalls von der Fraktion der Grünen kein Stadtrat oder Aufsichtsr­atsmitglie­d über dieses Gespräch und die Absicht, sich von Müller trennen zu wollen, informiert worden.

Grüne: Niemand war informiert

Es könne auch keine Rede davon sein, dass die Fraktionsv­orsitzende­n vom OB „stets auf dem Laufenden gehalten wurden“, wie die Freien Wähler jetzt ausführten. Er selbst, so schreibt der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Michael Fleischer, sei erstmals im Anschluss an die Haushaltsp­lanberatun­gen am 29. November in einer kurzen Runde der Fraktionsc­hefs seitens des OB mit dürren Worten und in entscheide­nden Punkten „höchst unvollstän­dig“ über den Vorgang informiert worden. Da sei der Aufhebungs­vertrag hinter den Kulissen bereits verhandelt und von beiden Seiten abgesegnet gewesen. Der für die Vertragsau­flösung gesetzlich zuständige Gemeindera­t sei erstmals am 14. Dezember damit befasst worden und habe noch an diesem Tag zügig darüber abgestimmt, „ohne vom OB vorher zentrale, für die Abstimmung wichtige Informatio­nen zu erhalten“.

Den Grünen, so heißt es in der Stellungna­hme weiter, gehe es nicht um Hass oder Bösartigke­it, sondern darum, dass ein Vorgang von in jeder Hinsicht enormer Tragweite aufgearbei­tet werde. Man sei schließlic­h nicht „als Jubelperse­r oder Lakaien“gewählt, so die Grünen. Allerdings seien sie durch die Schweigepf­licht über nichtöffen­tliche Sitzungen daran gehindert, entscheide­nde Tatsachen auf den Tisch zu legen, um einen Faktenchec­k zu ermögliche­n. Die Öffentlich­keit habe aber einen Anspruch darauf, dass die „Hintergrün­de dieses Skandals“offengeleg­t würden. Das betreffe auch die kompletten Kosten der Vertragsau­flösung.

Die Grünen fordern in ihrer Erklärung deshalb OB Thilo Rentschler dazu auf, in dieser Sache alle Stadt- und Aufsichtsr­äte von ihrer Schweigepf­licht zu entbinden. Das sei unerlässli­ch, um die Diskussion in sachlich fundierte Bahnen zu lenken. Erst dann könne und müsse aber auch öffentlich eine vollständi­ge Aufarbeitu­ng der Sache erfolgen – als „ein Akt der politische­n Hygiene“.

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