Die Baden-Württemberger in Pyeongchang
Mit 154 Athletinnen und Athleten ist der Deutsche Olympische Sportbund bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang dabei. 26 von ihnen kommen aus oder leben derzeit in Baden-Württemberg. Oder sie vertreten in Südkorea zumindest die Farben eines baden-württembergischen Vereins. Ein Überblick:
BIATHLON Benedikt Doll (27 Jahre, Ski-Zunft Breitnau): „Für mich ist ’ne gute Weltcup-Saison, eine gute Gesamtweltcup-Platzierung genauso wichtig wie die Spiele“, hatte Benedikt Doll vor der Saison gesagt. Zwölfter ist der Sprint-Weltmeister von 2017 in der Hierarchie dieses Winters nach 15 Starts; Platz vier zuletzt beim Massenstartrennen von Antholz wies die Richtung: Zwei Scheiben nur fielen nicht bei 20 Schuss. „Es gibt tausend Gründe, die ein perfektes Schießen verhindern“, weiß Benedikt Doll. Er weiß aber auch: „Ich bin stabiler geworden, beim Laufen und auch beim Schießen.“Das macht zuversichtlich für Pyeongchang, seine ersten Spiele. Also: „Bei Olympia geht’s um Medaillen oder nichts.“Erster Wettkampf: So., 11. Februar, 12.15 Uhr MEZ: 10 km Sprint Roman Rees (24 Jahre, SV Schauinsland): „Biathlon ist nicht einfach nur ein Wintersport aus Laufen und Schießen, es ist MEIN Sport.“So steht es auf Roman Rees’ Internetseite (www.romanrees.de) – nicht erst seit Ruhpolding, seit dem 10. Januar. Fehlerfrei hat Roman Rees da geschossen, Vierter ist er im Einzel geworden, sein Olympiaticket hat er gelöst. Beim erst 16. Weltcup-Einsatz, mit Startnummer 108 – der Letzte in der Loipe. Zunächst ... Nach einer recht unruhigen Nacht („Es war schwer, wieder runterzukommen“) begriff Roman Rees so langsam: Pyeongchang! – „jetzt habe ich ein Riesen-Karriereziel erreicht“. Wen wundert’s? „Schon mein Opa war Kombinierer.“Erster Wettkampf: eventuell Mi., 15. Februar, 12.05 Uhr MEZ: 20 km Einzel Simon Schempp (29 Jahre, Ski-Zunft Uhingen): Das mit der Einzelmedaille im Allgemeinen hat Simon Schempp (Foto: dpa) bei der Weltmeisterschaft 2017 ins Reine bringen können: Massenstart-Gold! Nach/neben siebenmal Edelmetall mit diversen Staffeln. Team-Silber gab es zudem 2014 in Sotschi olympisch, gemeinsam mit Erik Lesser, Daniel Böhm und Arnd Peiffer. Das mit der Einzelmedaille im Besonderen war für Südkorea geplant. Simon Schempp gehörte zu den Favoriten. Jetzt hat der Mutlanger Rücken, weiß er nach einer Visite bei HansWilhelm Müller-Wohlfahrt immerhin, dass Ursache allen Schmerzes „ein rein muskuläres Problem ist“. Heißt für seine zweiten Spiele? Abwarten, hoffen, in Zweckoptimismus machen: „Von der Kondition her, von der Kraft her fühle ich mich ganz gut.“Jetzt bloß am Schießstand „bisschen steigern – wo ich mir auf jeden Fall noch den einen oder anderen Fehler ersparen kann. Dann bin ich sehr konkurrenzfähig.“Erster Wettkampf: So., 11. Februar, 12.15 Uhr MEZ: 10 km Sprint
BOB Joshua Bluhm (23 Jahre, BC Stuttgart Solitude, Anschieber): Als Kind wollte er Profifußballer werden, brachte es bis zum Probetraining beim Hamburger SV, beim FC St. Pauli, bei Holstein Kiel. Geworden ist Joshua Bluhm dann Sprinter. Ein respektabler. Und Bob-Anschieber. Ein erfolgreicher: Olympiarang sieben 2014 im großen Schlitten von Thomas Florschütz, drei WM-Medaillen im Zweier mit Johannes Lochner. In dessen Viererbob half der 102-Kilo-Mann 2017 am Königssee mit, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ach ja: Leben tut der gebürtige Kieler in München, Bobs bringt er für den BC Stuttgart Solitude auf Geschwindigkeit. Erster Wettkampf: So., 18. Februar, 12.05 Uhr MEZ: Zweierbob (Lauf eins und zwei) Johannes Lochner (27 Jahre, BC Stuttgart Solitude, Pilot): Noch hat der Onkel eine Olympiamedaille voraus: Rudi Lochner, 1992 in Albertville Silber-Gewinner mit Markus Zimmermann. Noch. Neffe Johannes ist Viererbob-Weltmeister (zeitgleich mit Francesco Friedrich), Viererbob-Gesamtweltcupsieger und Zweierbob-WM-Zweiter. Keine schlechten Voraussetzungen, um bei seinen ersten Spielen die Verwandtschaft zu überholen. Zumal die Materialfrage zur vollsten Zufriedenheit geklärt ist. Kleiner wie großer Schlitten kommen vom Tiroler Hersteller Hannes Wallner, nach mitunter durchwachsenen Phasen gilt nun: „Wir haben wieder konkurrenzfähiges Zweier-Material und können in Südkorea um die Medaillen mitfahren. Im Vierer haben wir mit dem von Wallner und BMW entwickelten Bob sowieso das schnellste Gerät.“Übrigens: Johannes Lochner ist Berchtesgadener, der in Schönau lebt. Siegen würde er in Pyeongchang – richtig: für den BC Stuttgart Solitude. Erster Wettkampf: So., 18. Februar, 12.05 Uhr MEZ: Zweierbob (Lauf eins und zwei)
NORDISCHE KOMBINATION Fabian Rießle (27 Jahre, Ski-Zunft Breitnau): Das Seefeld-Triple vergangenes Wochenende hat gezeigt: Fabian Rießle ist auf Kurs. Dritter im fordernden Drei-Etappen-Wettkampf wurde der St. Märgener, Gesamtweltcup-Vierter ist er; seit Ramsau Mitte Dezember, seinem sechsten Weltcup-Triumph solo, war er nie schlechter als Rang sieben. Olympiabronze und -silber aus Sotschi könnten Gesellschaft bekommen in der heimischen Vitrine. Denn: „Ich habe noch ein paar Reserven auf der Schanze, aber es läuft immer besser.“Erster Wettkampf: Mi., 14. Februar, 7.00 Uhr/9.45 Uhr MEZ: Normalschanze/10 km
SKI FREESTYLE Léa Bouard (21 Jahre, SC Wiesloch, Buckelpiste): China war eine Reise wert für Léa Bouard. In China – genauer: in Thaiwoo, drei Tage vor Weihnachten – erreichte Léa Bouard das erste Weltcup-Finale ihrer Karriere, den zehnten Platz überdies – und qualifizierte sich für Pyeongchang. In Weinheim geboren, hat die Zweite der Junioren-WM 2016 eine deutsche Mutter und einen französischen Vater; sie startet mittlerweile für Deutschland, lebt aber in Praz sur Arly unweit Megève. Wettkampf: So., 11. Februar, 11.30 Uhr MEZ (Qualifikation: Fr., 9. Februar, 2 Uhr MEZ) Celia Funkler (19 Jahre, 1860 München, Skicross): Im Europacup hätte die gebürtige Tuttlingerin sich bewähren sollen diesen Winter. Dann war sie in der Vorbereitung stark – so stark, dass die Frage kam, ob sie sich auch den Weltcup zutraue. Tat Celia Funkler (Foto: DSV). Und wie: 15. in Val Thorens, Siebte in Arosa, Zehnte im Montafon, binnen einer Woche war die Einsteigerin aus Nendingen zur Olympiastarterin geworden. Abzusehen war das kaum, als sie 2014 aus dem Alpinbereich umstieg und recht bald einen Kreuzbandriss zu verdauen hatte. Team-Gold bei den Olympischen Jugendspielen (solo: Platz vier) allerdings war ein Fingerzeig. Bremsen lassen will sich Celia Funkler nun auch von der Schultereckgelenksprengung aus dem Januar(trocken)training nicht: „Ich will auf jeden Fall mein Bestes geben, dann sieht man, was herauskommt.“Wettkampf: Fr., 23. Februar, 3.30 Uhr MEZ
SKILANGLAUF Stefanie Böhler (36 Jahre, SC Ibach): Zum vierten Mal bei Olympia, 338 Weltcup-Starts – damit ist eigentlich alles gesagt über Steffi Böhler aus Ibach im Hotzenwald. Fast alles. Rückblende, Sotschi 2014, 10 Kilometer klassisch: Vom „besten Wettkampf meiner Karriere“sollte Steffi Böhler im Ziel sprechen, und alle, die es noch nicht gewusst hatten, erfuhren von der glücklichen Sechsten: „Ich bin ein kleines Kampfschwein. Wenn ich am Start stehe, will ich auch alles geben.“2012 diagnostizierten die Ärzte Schilddrüsenkrebs, Steffi Böhler hat ihn überwunden, die Spiele in Russland als „ein Geschenk“erlebt. Jetzt Pyeongchang. Verlieren kann Steffi Böhler da nicht mehr. Erster Wettkampf: Sa., 10. Februar, 8.15 Uhr MEZ: Skiathlon Andreas Katz (30 Jahre, SV Baiersbronn): Letzte Chance genutzt: In Planica wurde Andreas Katz beim 15-Kilometer-Klassikrennen 14., schaffte die halbe Olympianorm. Zwei 16. Plätze standen für den Baiersbronner überdies zu Buche – das sollte reichen für die Nominierung. Die ist umso respektabler, als die Schulterverletzung nach einem Mountainbike-Sturz im Sommer 2016 ihn eine Saison gekostet hatte. Zweifel gab es einige in dieser Zeit, auch nach der Rückkehr, als sich Form und Ergebnisse nicht einstellen wollten. „Doch ich habe nie aufgegeben.“Jetzt wurde der Wahl-Ruhpoldinger belohnt. Und will in Südkorea auch seine erste Chance nutzen. Wozu? „Wenn ich meine persönliche Bestleistung abgeliefert habe und völlig kaputt am Boden liege, dann bin ich glücklich.“Erster Wettkampf: voraussichtlich So., 11. Februar, 7.15 Uhr MEZ: Skiathlon