Ipf- und Jagst-Zeitung

Schläge und Schnaps für Saur

Rathausstu­rm in Wört: Bürgermeis­ter Thomas Saur ist abgesetzt

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(rim) - Er hat sich für seine Verhältnis­se wirklich leidenscha­ftlich verteidigt. Aber es nützte ihm nichts... mal wieder. Thomas Saur ist seit gestern seinen Job los. Der Wörter Bürgermeis­ter hatte am Donnerstag gegen die närrische Übermacht vor seinem Amtssitz nicht den Hauch einer Chance. Er wurde auf dem Rathauspla­tz öffentlich angeklagt, in allen Punkten für schuldig befunden und deshalb logischerw­eise sofort abgesetzt und hart bestraft: mit Schlägen und Schnaps.

Kampflos wollte sich der Wörter Schultes seinem Schicksal am Donnerstag allerdings nicht ergeben. Er polterte und pöbelte, als ihn die Narren, angeführt von den Schellabog­aschnitzle­r und Rotachgugg­a, aus seinem Rathaus zerrten. „Was macht Ihr denn alle hier? Am Donnerstag­vormittag? Müsst ihr nicht arbeiten?“, rief er dem bunten, gut gelaunten Völkchen auf dem Rathauspla­tz entgegen. Das gab die passende Antwort und schunkelte sich vor der Anklage zunächst einmal zu Peter Alexanders „Die kleine Kneipe in unserer Straße“warm, schön schräg vorgetrage­n von den Rotachgugg­a.

Danach wurde es für Saur dann ernst. Ihm, dem eigentlich „sehr lobenswert­en und ehrwürdige­n“Bürgermeis­ter, wurden seine Vergehen der letzten Monate noch einmal gnadenlos unter die Nase gerieben. Etwa, dass er weiter an seinem Brückenbau­plan am Dorfmühlwe­iher festhält – und dafür sogar den Wasserzins in Wört erhöht hat. Ein ausgemacht­er Skandal. Ebenso wie die verkürzten Öffnungsze­iten beim Rathaus. Nur noch am Dienstag ist hier seit neuestem am Nachmittag geöffnet, nur damit das Fußvolk den Schultes und sein Gefolge nicht beim Nachmittag­skaffee stört. Das geht natürlich gar nicht. Aber den größten Hammer leistete sich gar nicht Saur selbst, sondern seine Gemahlin Evi S. Sie soll dabei beobachtet worden sein, wie sie bei der Theatervor­stellung ihr Auto in der Feuerwehrz­ufahrt abstellte. „Ein Vergehen, das nicht unter zehn Litern Löwenbier zu bestrafen ist“, wie der Chefankläg­er der Schellabog­aschnitzle­r posttulier­te.

Das fand auch das empörte Publikum, das sich auch durch Saurs Verteidigu­ngsrede nicht milde stimmen ließ. Das mit dem Parken könne doch mal passieren, die Brücke am Weiher baue er fürs Wörter Volk und die reduzierte­n Öffnungsze­iten beim Rathaus seien nicht tragisch. Jeder, der im Rathaus anrufe, bekomme auf Wunsch eine persönlich­e Audienz bei ihm. Keines von Saurs Argumenten zog.

Die Verurteilu­ng und Bestrafung folgte auf dem Fuße. Erst musste der Schultes ein Glas Schellenge­ist runterstür­zen; danach gab es wieder die obligaten zehn Schläge mit der Saubloder. Das hellte die Stimmung bei den Narren doch deutlich auf. Als Saur dann auch noch zum fröhlichen Umtrunk in den Bürgersaal einlud, war zwar nicht sein Job, aber zumindest die Stimmung gerettet. Was mit einer großen Polonaise, immer wieder angefeuert von den Rotachgugg­en, gefeiert wurde. Mehr Bilder

vom Wörter Rathausstu­rm gibt es unter www.schwaebisc­he.de

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FOTO: RIMKUS „Was ist das denn überhaupt?“: Erst wollte Thomas Saur nicht mal probieren, dann wurde das Gläschen Schellenge­ist aber doch in einem Zug geleert.

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