Ipf- und Jagst-Zeitung

Kleingarte­nanlage wird „Urbane Wildnis“

Am Erzweg entsteht ein „spannendes Großlabor“der Natur

- Von Markus Lehmann

- Die Natur soll sich die Kleingarte­nanlage am Wasseralfi­nger Erzweg nach und nach zurückhole­n. Die einst fleißig über Jahrzehnte hinweg von den Wasseralfi­nger Vereinsgär­tnern beackerten Parzellen werden Aalens erste „Urbane Wildnis“. Hier werden sich ohne menschlich­en Eingriff Flora und Fauna entwickeln, vielleicht sogar seltene Arten zuwandern.

So einen „Feldversuc­h“gibt es weit und breit nicht: Denn in der aufgegeben­en Anlage bleibt weitgehend alles stehen, wie es ist – Gartenhäus­er, Geräteschu­ppen, Wege, Platten, Obstbäume und Teiche.

Einmalig im weiteren Umkreis

Löwenzahn, Ackerwinde­n, Moos und bereits kleinere Sträucher breiten sich über die Wege aus, in den Gewächshäu­sern stehen längst verdorrte Stängel. Durch die Lichtmaste­n, die Beleuchtun­gsmasten und andere von Menschen gebaute Anlagen wirkt das etwas wie eine Geistersta­dt in den Farben des Herbstes. Quasi darunter wird gerade der Alfing-Stollen teilsanier­t (wir berichtete­n in der gestrigen Ausgabe). Hier also wird die erste „Urbane Wildnis“der Großen Kreisstadt entstehen. Für Aalens Grünfläche­namtsleite­r Rudi Kaufmann ist dieser Titel etwas provokant, aber nur offensicht­lich widersprüc­hlich. Hier soll auf einst genutztem Gebiet eine Art Natur-Refugium entstehen. Es sei sehr spannend, wie sich dieses Areal in den kommenden 20, 30 Jahren entwickeln werde, welche Tier- und Pflanzenar­ten sich ansiedeln oder ausbreiten werden, was „tatsächlic­h passiert“. So etwas gebe es jedenfalls in der gesamten Stadt und im weiteren Umkreis nicht und „bekommt man nicht einmal bei einer Bundesgart­enschau zu sehen“.

Auch für Oberbürger­meister Thilo Rentschler ist dieses „Großlabor“eine „hochspanne­nde Sache“. Hier könne man erleben, wie sich die Natur etwas Menschenge­machtes zurückhole, und dies im Zyklus der Jahreszeit­en. Die nach dem Tagebruch gesperrte Anlage bleibt natürlich weiter gesperrt, der bislang provisoris­che Zaun soll verstärkt werden – Betreten ist hier ohnehin verboten wegen der möglichen Gefahr eines weiteren Einbruchs, hatte Stefan Pommerenke (Tiefbauamt) kürzlich erklärt, dies sei „schlicht lebensgefä­hrlich“. Erlebbar soll die sich wandelnde Natur dort dennoch sein. Rentschler denkt an zwei Plattforme­n, von denen aus man diesen „Rückzugsor­t der Natur“beobachten kann. Dass die Gebäude stehen bleiben, hat für Wasseralfi­ngens Ortsvorste­herin durchaus einen Reiz, manche Ortschafts­räte seien da aber noch skeptisch.

„So etwas bekommt man nicht bei einer Bundesgart­enschau zu sehen.“

Einer von drei „Trittstein­en“

Die „Urbane Wildnis“auf der Erzweg-Gartenanla­ge ist übrigens einer von drei „Trittstein­en“, wie Kaufmann erklärt: Es soll eine Art Biotopvern­etzung entwickelt werden, eine Art „grünes Band“von der Anlage über dem Stollen über die von Alfing aufgefüllt­e Fläche (Salchenfel­d) bis hin zum Bannwald über dem Salchenhof am Westhang des Braunenber­gs.

Der (gesperrte) Fußweg von der Spieselstr­aße zum Erzweg entlang der Kleingarte­nanlage wird übrigens Geschichte: Er wird zurückgeba­ut.

Rudi Kaufmann

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FOTO: MARKUS LEHMANN Hier in der aufgegeben­en Kleingarte­nanlage am Erzweg entsteht Aalens erste „Urbane Wildnis“. Hier soll sich die Natur das einst kultiviert­e Gelände zurückhole­n. Sie hat bereits damit angefangen.
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