Keine Gnade mit Baron zu Katzenstein
Neresheimer Hexen machen dem Meister des Türenhandwerks, Markus Konold, den Prozess
- Mit dem Gumpendonnerstag legen auch in Neresheim die Narren richtig los. Seit 1971 muss sich an diesem Tag stets ein mehr oder weniger prominenter Angeklagter vor dem „Hochherrschaftlich Neresheimischen Narrengericht“verantworten. In diesem Jahr traf es den Meister des Türenhandwerks Baron zu Katzenstein, alias Markus Konold.
Angeführt von der Narrenkapelle zogen die Aktiven der Neresheimer Fasnacht beim traditionellen Nachthemdenumzug auf den Marienplatz, wo bereits Zunftmeister Benjamin Bißle, dessen Stellvertreter Michael Freihart und sehr viele Zuschauer warteten. Als die Glocken der Kirchturmuhr 12 Uhr geschlagen hatten, der Hexenmeister (Jens Voitl) eingeflogen war und der Nachtwächter (Josef Braunmiller) seine Runde gedreht hatte, gaben die Hexen ihre sechs Anklagepunkte durch die beiden Zunftmeister bekannt.
Die Feuerhexe zeigte sich erzürnt, da ihr Antrag für eine Ladestation für deren Elektrobesen von der EnBW wegen Netzüberlastung abgelehnt worden sei. Schuld sei das 500 PS starke Öko-Auto des Angeklagten. Deswegen würden die Straßenlaternen nachts ausbleiben und die Neresheimer Gassen in Dunkelheit versinken. Der Angeklagte konterte, er würde schon immer starke Autos fahren. Dieses Stromproblem müsse Bürgermeister Thomas Häfele lösen. Der habe in seinem Wahlkampf schließlich versprochen, für ein helles Städtchen zu sorgen.
Keine Lounge beim heimischen Hofball
Aber das mit dem Strom war ja nur eine Sache. Die Kuderhexe hielt dem Delinquenten danach vor, dass er in den letzten Jahren am Hofball nur duch eines geglänzt habe – und zwar durch seine Abwesenheit. Sie habe den bösen Verdacht, dass sich der Baron womöglich lieber in der VIPLounge beim FCH aufhalte als beim heimischen Hofball. Was der bestens gelaunte Angeklagte nicht einmal bestritt. Hätte man für ihn in der neu renovierten Härtsfeldhalle eine Lounge eingerichtet, wäre er auch beim Hofball, antwortete er keck.
Weiter ging es mit den Anwürfen. Die Bennenberghexe monierte das private Badeparadies im Garten des Angeklagten. Deshalb führe die Egau mittlerweile kein Wasser mehr, weshalb die Kräuter der Hexen nun vertrockneten. Der Baron zu Katzenstein blieb auch hier seiner „Angriff ist die beste Verteidigung“- Strategie treu, bestritt kurzerhand den Wassermangel in der Egau und empfahl der Hexe eine Brille.
Auch der nächste Angriff der Galgenhexe wurde von ihm pariert. Die hatte sich erbost darüber gezeigt, dass durch die neue Produktpalette der Firma Konold die Abholzung auf dem Härtsfeld auf Hochtouren laufe. Der Angeklagte erklärte, dass sein Unternehmen aus diesem Holz unter anderem Hexenbesen anfertige. Das zog.
Die Sensenhexe warf dem Angeklagten anschließend vor, dass er sehr viel auf Messen in großen Städten unterwegs sei und deshalb mittlerweile bekannter als sie selbst sei. Das ginge natürlich gar nicht. Konold hatte auch hier einen sehr praktischen Vorschlag: Er empfahl der Hexe, sich beim nächsten Messeauftritt der Firma Konold einfach mit auf den Tisch zu setzen.
Zum finalen Angriff blies danach die Bettelhexe. Sie fragte nach, wieso es den Baron überhaupt nach Neresheim verschlagen habe. Wo es doch sogar in seinem Heimatort Katzenstein einen würdigen Wohnsitz für ihn gebe. Der Angeklagte konterte mit dem Hinweis, dass die Burg leider Gottes schon bewohnt sei. Außerdem sei er seiner Frau zuliebe nach Neresheim gezogen.
Zur Strafe zum Umzug
Die nachvollziehbare, mitunter auch kühne Verteidigung half dem Baron am Ende genauso wenig wie die Unterstützung durch Bardesänger Michael Walter. Er wurde für schuldig befunden und muss nun nicht nur am Dienstag in Arbeitskleidung beim Neresheimer Umzug mitlaufen. Er muss den Hexen überdies auch noch eine private Werksführung geben und anschließend für genügend Essen und Trinken sorgen.