Baumstämme, goldüberzogen
Sie wiegen 493 (die bronzene), 580 (die silberne) und 586 Gramm (die goldene), sind – erwartungsgemäß – rund (Durchmesser: 92,5 Millimeter) und 6.91 Millimeter dick: die Medaillen der XXIII. Olympischen Winterspiele. 102-mal werden sie in den kommenden zwei Wochen vergeben, 259 Medaillensätze haben die Veranstalter produzieren lassen (Eishockey spielt man halt nicht allein). Olympische Ringe auf der Vorderseite, Logo der Spiele und Name der jeweiligen Sportart via-à-vis, – an der Standardausstattung so einer Medaille ist auch ihr künstlerischer Vater, der Industriedesigner Lee Suk-woo, nicht vorbeigekommen. Die besondere Note des in Südkorea vergebenen Edelmetalls schuf er, indem er das koreanische Alphabet Hangeul einbezog: 13 Konsonanten, dreidimensional auf den Medaillenrand geprägt, stehen für Pyeongchang 2018, dynamische schräge Linien als Hintergrund der Ringe ergeben eine Struktur, die Baumstämmen nachempfunden ist. Sie will Lee Suk-woo als Symbol der „Bemühungen, der Geduld der Athleten“gedeutet wissen – ihres Trainings, das die Medaille jetzt belohnt. Tut sie das? Wer aufs Materielle allein schaut, muss rechnen. 580 Gramm Silber, von sechs Gramm Gold überzogen (das ist die Untergrenze, die das IOC erlaubt), baumeln einem Olympiasieger in Südkorea um den Hals, in einer Feinheit von jeweils 999,9. Macht, nach dem Tageskurs von Freitag, 249,75 plus 207,49 Euro. Also 457,24 Euro. Wäre das gute Stück komplett aus Gold, würde ein Exemplar 20 251,34 Euro kosten. Und das dann mal 259! Wer weiter mit Edelmetall rechnen möchte, dem sei gesagt, dass Südkorea in seiner olympischen Wintersportgeschichte 53 Medaillen gewonnen hat – alle auf Eis. Zu 42 Shorttrack-Podestplätzen kamen neun im Schnelllauf auf den langen Ovalen und zwei durch Kunstläuferin Kim Yu-na. Was also wäre jetzt, nur als Beispiel, Gold im Slalom wert durch Jung Dong-hyun? Man sollte die Kurse im Blick behalten. Den im Yongpyong Alpine Center und den an den Rohstoffbörsen. *Annyeong ist im Koreanischen die zwangloseste Form – meist unter Freunden –, um „Hi“oder „Hey“zu sagen.