Ipf- und Jagst-Zeitung

Olympia gucken - trotz dringenden Doping-Verdachts?

- Von Felix Alex Von Dirk Uhlenbruch

Wir alle sind Realisten und Kinder unserer Zeit. Dass der Fußball mit seinen Ablösesumm­en und Vermarktun­gswegen ins Groteske abgedrifte­t ist, haben wir akzeptiert. Trotz Kritik und den Befürchtun­gen, dass die Blase bald platzen und der Fernse- her ausbleiben könnte, verzeichne­t die Bundesliga Rekordeins­chaltquote­n. Und so wird es auch bei Olympia sein – denn es ist, trotz Doping, immer noch das, was wir alle lieben – Sport. Und solange der frei Haus geliefert wird, solange binnen weniger Sekunden Helden geboren werden und ehemalige Überfliege­r ganz tief fallen: Ja, solange werde ich – und die ganze Welt – den Fernseher einschalte­n. Allerdings anders – aufgeklärt­er – als noch vor Jahren. Ein „Treffen der Jugend der Welt“, bei dem der sportliche Vergleich im Vordergrun­d steht, der gleichzeit­ig noch der Völkervers­tändigung dient – all das hört sich löblich an, doch genauso antiquiert. Auch wenn Olympia natürlich auch dieses Jahr noch Brücken baut – längst geht es um ganz andere Dinge.

Und die Doper? Zerstörung des Weltbildes: Gedopt wurde immer. Natürlich ist heute alles trickreich­er, und neue Abgründe kommen ans Licht. Doch das Gute ist: Als Konsument habe ich das im Hinterkopf und kann dennoch den Wettkampf genießen. Lasst die Spiele also beginnen. f.alex@schwaebisc­he.de

Echt bestechend, dieses olympische Motto: „citius, altius, fortius“– schneller, höher, stärker. Ein friedliche­s Treffen der Jugend der Welt zum edlen, sportliche­n Wettstreit. Eine fröhliche Zusammenku­nft, die gleichzeit­ig auch noch der Völkervers­tändigung dient. Herrlich! Herz, was willst du mehr?

Ein bisschen Ehrlichkei­t vielleicht. Denn vom löblichen olympische­n Ideal sind die Winterspie­le in Südkorea in etwa so weit entfernt wie Pita Taufatofua aus Tonga von einer Goldmedail­le im Langlauf. Und das ist wahrschein­lich noch stark untertrieb­en.

Nicht nur, dass zwielichti­ge Funktionär­e und überborden­der Kommerz das „Fest des Sports“im eisigen Würgegriff halten. Das allein würden wir ja vielleicht noch ertragen. Nein, die kesse Erweiterun­g des olympische­n Mottos um das schnöde Adjektiv „dopius“ist es, die die Zornesröte ins Gesicht treibt und den Spaß verdirbt. Schon klar, wahrschein­lich sind nicht alle Athleten gedopt, vielleicht kann wenigstens Pita Taufatofua mit reinem Gewissen und ebensolche­m Blut in den Wettkampf starten. Aber wer weiß das schon mit Gewissheit? Deshalb bleibt die Glotze diesmal aus. Über die Leistungsf­ähigkeit der pharmazeut­ischen Betriebe informiere­n wir uns dann doch lieber in der „Apotheken Umschau“. Dabei sein ist in diesem Fall eben nicht alles. d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

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