Die Schwarze Schar hält Einzug Der Pennäler Schnitzelbank zieht wieder gereimt vom Leder.
Pennäler Schnitzelbank zieht gereimt vom Leder
- Fastnachtssonntag in Ellwangen. Es ist eine kalte, ungemütliche Februarnacht mit Nieselregen. Dennoch sind Tausende Besucher gekommen, um Zeugen des düsteren Spektakels zu werden und sich gar wohlig zu gruseln, wenn die vermummten Gestalten im Schein der Fackeln vorbeiziehen.
Von der Basilika schlägt’s sieben, irgendwie dumpfer als sonst. „Ich kann die Trommeln hören, sie kommen“, sagt ein Zuschauer in der Spitalstraße. „Ich hab‘ a weng Angst, verziehe mich lieber nach hinten“, meint ein anderer mit hörbar unsicherem Lächeln. Sehen kann man es nicht, die Straßen sind dunkel. Die Atmosphäre ist gespenstisch. Gänsehaut und ein leises Kribbeln in der Magengrube machen sich bemerkbar angesichts der Kapuzenmänner, die sich in gemessenem Gleichschritt nähern.
Es sind viele, mindestens 70. Das schaurig-schöne Bild wäre noch unheimlicher, würde nicht der Schellenbaumträger in der Mitte auf und ab hüpfen und der Fastnacht Tribut zollen. In den Kneipen und Restaurants warten die Ellwanger bang auf das Femegericht und hoffen, verschont zu werden und nicht im Boden versinken zu müssen vor Scham. Silentium!
Das Geheimnis, wen der beißende Spott der Schnitzelbank diesmal trifft, ist gelüftet. Ein Pfeil traf in wohlgesetzten Reimen Ellwangens Stadtoberhaupt, das vom „Lindnern“offenbar nichts hält. Auch die viel gepriesene Eata erscheint den Pennälern nicht als Weisheit letzter Schluss, sondern eher als Sargnagel, den das Land in die schöne Leiche der guten Stadt treibt. Da verwundert es nicht, dass nicht mal die Kirche und Pfarrer Schusters Redetalent der Schnitzelbank heilig sind. Auch die „Ipf- und Jagst-Zeitung“hat einmal mehr ihr Fett abgekriegt – in netter Form, versteht sich.
Wir tragen es mit Fassung und Humor und sind wie alle Ellwanger überzeugt: „Erste Wahl auch dieses Jahr ist und bleibt die Schwarze Schar.“ Wer am Sonntag keine der heißbegehrten Verslisten ergattert hat: Sie können in den nächsten Tagen noch in den Geschäften „Zigarren-Sperrle“und „Klein“erworben werden. Der Preis für die Versliste beträgt 3 Euro.