Liebe Briten: Kommt zurück!
Aalener Stadttheater wagt mit „Get back“einen charmanten Überredungsversuch
- Geht es nach dem Aalener Stadttheater, dann ist der „Brexit“keinesfalls beschlossene Sache. Am Samstagabend feierte im Wi.Z „Get back – ein britischer Liederabend“Premiere, und er will nur eins: verhindern, was nicht mehr zu verhindern ist. Und das mit britischen Kernkompetenzen: Humor, Musik, starken Texten, viel Optimismus in ungezwungener Pub-Atmosphäre.
Der Auftakt ist zwar alles andere als britisch, dafür ist das Ende versöhnlich: Mit „The End“von den Doors startet der Abend und klingt mit „Here Comes the Sun“von den Beatles aus. Dazwischen hat Regisseurin Tina Brüggemann – mit tatkräftiger Hilfe des gesamten Teams – ein ganzes Bündel an Argumenten gepackt, warum die Briten Teil Europas bleiben sollen: Oscar Wilde etwa oder die Sex Pistols, Shakespeare, Ed Sheeran, die Queen gleich doppelt, als Regentin und als Rockband. Zur – leidlich konstruierten – Handlung: Im Pub von Toby von Rülps (herrlich punkig: Arwid Klaws) treffen sich allabendlich der deutsche Börsenspekulant Andreas Bleichenwang (Philipp Dürschmied), Maria Avanti (Diana Wolf), der Barpianist (Claus Wengenmayr) und Stammgast Zettel (Bernd Tauber). Shakespeare-Figuren, die sich an Marker's Mark und Gin Tonic laben. Sie trinken und schimpfen, machen Witze, bis Toby alle überrascht mit der Ankündigung, die Queen werde heute noch das Pub besuchen.
„Mit der Queen saufen, bis sie das Referendum einkassiert“
Tut sie natürlich nicht, auch wenn die Tür vielsagend bis zum Ende offen bleibt. Aber die Gesellschaft macht sich doch Gedanken darüber, was sie ihr gerne sagen möchte. Der Plan: „Mit der Queen saufen, bis sie das Referendum einkassiert.“Und das in geschliffenen Worten und wohl gewählter Musik. So darf zum Beispiel Diana Wolf bei „Back to black“von Amy Winehouse beweisen, dass sie wirklich sehr gut singen kann – was allerdings nicht auf alle Akteure zutrifft. Bernd Tauber würzt das ganze mit John Dowlands „Come again“aus dem 16. Jahrhundert – bitter-sweet. Oscar Wilde und Shakespeare kommen zu Wort, „We will rock you“, „Should I Stay or Should I Go“und natürlich das namensgebende „Get back“. Oder „Somethin' Stupid“, auch kein britisches Stück, aber es passt eben perfekt.
Die englische Kultur liefert Steilvorlagen, Querverweise, Sarkasmus und Argumente genug. „Wer sich von Argumenten überzeugen lässt, ist ein zutiefst unvernünftiger Mensch!“Wenn das kein passender Aphorismus von Oscar Wilde ist. Musikalisch krönender Abschluss: Special Guest Lee Mayall improvisiert sich mit Saxofonen aller Größen über „Lady Madonna“und „Here Comes the Sun“zum großen und hoffnungsvollen Finale.
Kurzum: Das Publikum hatte seine wahre Freude, hielt sich mit Beifall nach den Gesangseinlagen nicht zurück, nahm – im Wortsinn – den Ball auf und durfte am Ende sogar bei einer herrlich gegrölten späten PubVersion von Monty Pythons „Always look on the bright side of life“mitsingen: „Some things in life are bad / They can really make you mad...“
Weitere Termine (jeweils im Wi.Z): Freitag, 16. Februar, 20 Uhr; Sonntag, 18. Februar, 19 Uhr (im Anschluss „Theater trifft...“den Städtepartnerschaftsverein); Samstag, 24. Februar, 20 Uhr; Sonntag, 25. Februar, 19 Uhr; Donnerstag, 1. März, 20 Uhr; Freitag, 9. März, 20 Uhr (Frauenvorstellung mit einer Sufragette als Special Guest); Sonntag, 18. März, 19 Uhr; Donnerstag, 22. März, 20 Uhr (im Anschluss „Theater trifft...“Dr. Wolfgang Palm); Sonntag, 25. März, 19 Uhr.
Karten: Telefon 07361 / 522600, E-Mail kasse@theateraalen.de oder www.reservix.de. Infos: www.theateraalen.de